Ein leicht abweichendes Verhör

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Den Kerl, der hier das meiste zu sagen hat, haben sie verschont. Ansonsten liegt hier mehr Staub als auf so manchem Dachboden. Alucard steht neben dem Vampir und sieht lächelnd zu ihm runter. "Das wäre dein Einsatz, Zecke!", ruft er und schnaubt. Auf der einen Seite des Mannes steht Alucard mit einer Pistole gegen seinen Schädel gerichtet. Auf der anderen Anderson mit einem Bajonett an seinem Hals. Alex sieht in den Raum und betritt in vorsichtig. Der Mann auf dem Stuhl sieht nicht wirklich beeindruckt aus. Die Augen sind kalt auf sie gerichtet. Er sitzt ruhig da. Die schwarzen Haare haben ein paar graue Strähnen darin. Der Bart ist ordentlich gestutzt. Ein grauer Anzug mit einer schwarzen Krawatte. Ein rotes Einstecktuch. Die Schuhe glänzen schwarz. "Sie sollen mich also verhören? Viel Spaß, Miss.", beginnt der Vampir auf englisch und lächelt ein wenig. 

Ein entgeistertes Schnauben des Urvampires ertönt. "Versuch noch einmal in ihren Kopf zu kommen und ich werde meinen ganz persönlichen Spaß haben.", warnt er den Kerl und verzieht den Mund. Alucard war nicht in ihren Gedanken, sondern hat eine Art Barriere darum gebaut. Eben für solche Fälle. Vampire sind und bleiben eben Vampire. Sollten sie so eine Fähigkeit haben, benutzen sie sie auch. Alex nimmt sich in aller Ruhe einen Stuhl und setzt sich gegenüber von seinem ihm hin. Zwischen ihnen steht nur noch der Schreibtisch. "Würdet ihr meinen Gesprächspartner bitte in Ruhe lassen? Zumindest so lange er nichts versucht." Die blauhaarige sieht nur den älteren Vampir an. Lächelt weiterhin freundlich. "Versuchen Sie es etwa so, dass Sie mir einen Freund vorspielen? Diese Taktik ist alt. Sie wird nicht funktionieren, Miss." Erst zieht sie ihre Augenbrauen hoch, ehe sie lächelnd den Kopf schüttelt. "Ich bin nicht dein Freund. Oder überhaupt irgendetwas. Lassen wir es langsam anfangen."

Anderson lässt, zusammen mit Alucard, seine Waffe sinken. Jetzt ist er durchaus gespannt, welche Methoden sie anwenden will. Auch wenn sie relativ persönlich wird, bleibt der Mann höflich. "Ich gehe davon aus dass Sie wissen wollen, was hier wirklich läuft und ob es noch weitere Stützpunkte gibt, nicht wahr? Sie wollen wissen, wer wirklich dahinter steckt. Aber das wird nicht passieren." Die junge Frau hört ihm aufmerksam zu ehe sie sich lächelnd nach hinten an die Lehne lehnt. "Ich weiß nicht allzu viel. Kann man sich vielleicht denken. Aber ein bisschen was weiß ich.", fängt sie an und legt den Kopf leicht schief. "Mord wird es immer geben. Genau wie Krieg. Es überleben nur die Stärksten. Es heißt meistens aber Reich gegen Arm. Aber am Ende des Tages steht eines fest. Es ist in unserer DNA verankert. Du warst selbst ein Mensch! Du solltest es ebenfalls wissen. Ein Mann kann eine Bombe bauen, der nächste rennt ein Rennen, der dritte rettet Leben. Ich habe keine Angst vor Gott. Ich habe eigentlich Angst vor dem Mensch und der Unberechenbarkeit."

So ganz verstehen es weder Alucard noch Anderson. Auf was will sie hinaus? Will sie ihn verwirrten? Zumindest bei den beiden klappt es. Aber Informationen bekommt sie so niemals raus. "Ich frage mich nur, woran das alles liegt. Ist es in unserem Blut? In unseren Adern? In unseren Genen? Menschen benehmen sich nicht immer so wie man denkt oder sie es sollten. Gut. Böse. Für einen das Gleiche, für den anderen riesengroße Unterschiede. Zum Schluss sind wir aber alle nur Wilde. Wir verstecken uns nur hinter Kleidung, Geld und Hochzeiten. An sich sind wir Menschen doch nur Tiere die noch lernen müssen, nicht wahr?" Der ältere Herr runzelt die Stirn. Scheint ebenfalls so verwirrt wie die anderen beiden zu sein. "Wir leben und sterben. Wir stehlen, töten und lügen. Genau wie Tiere! Nur eben... mit weniger Grazie. Wir lachen und weinen. Gefühle eben. Du kannst diese Gefühle überall sehen. In den verschiedensten Ausführungen! In den Nachrichten. Im Fernseher. Ja, es ist verstörend, zu was wir in der Lage sind, durchaus! Aber genau deswegen sind wir ja die Wilden."

Immer mehr Verwirrung stiftet die junge Frau. Ob sie das mit Absicht tut oder nicht, weiß niemand so wirklich. "Für was hältst du dich? Bist du einer der Wilden, oder bist du einer der zivilisierten?" Eine einfache Frage, die den Mann aber zögern lässt. Er weiß nicht was er darauf antworten soll. "Weißt du was es braucht, um den Teufel zum flüchten zu bringen? Nicht viel. Ich habe dem Teufel persönlich einfach mal so ein Gift gegeben. War lustig. Ich hatte mal einen Freund, jetzt habe ich keine mehr. Ich habe schon einige Knochen gebrochen, aber keiner gehörte jemals mir." Alex nimmt sich den Kugelschreiber, der auf dem Schreibtisch liegt. "Es war eine Armee und ich war allein. An dem Tag brachen viele Knochen." Ihre Gedanken drehen sich nun eher um Alucards Vergangenheit und die Erinnerungen, in denen sie schwebte. "Ich habe ein Reich fallen sehen. Ich war mittendrin und habe zugesehen. Das Blut. Der Tod." Der Mann sieht ein wenig hilfesuchend zu Alucard und dem Pater. Doch diese sehen emotionslos zurück. "Mir ist es an sich egal, was sie über mich sagen."

Wieder sieht er zu der blauhaarigen. "Sie sollten aufhören, wirklich. Psychische Behandlung? Haben Sie da schon einmal darüber nachgedacht?", fragt er und legt den Kopf leicht schief. Alex kichert und lehnt sich nach vorn. "Versuch es und stopp mich. Aber du solltest aufpassen was du sagst und was du machst. Änderungen macht man normalerweise nicht über Nacht. Sie sind nicht sichtbar. So arbeiten wir, mein lieber. Tag für Tag. Stützpunkt für Stützpunkt. Basis für Basis. Land für Land. Wir reinigen sie von Ungeziefer wie dir. Du steigst auf, ich falle. Ich stehe du kriechst. Wer wird als erstes brennen? Du sitzt, ich bleibe. Und ich werde sicherlich nicht wie ein kleines Tier gehorchen." Die junge Frau lehnt sich ein wenig nach vorn und lächelt weiterhin. Der Alte ist immer noch unbeeindruckt. "Haben Sie eine Ahnung, wie schnell ich die Gentleman hier aus dem Leben entfernen könnte?" Sofort steht Alex auf. Schlägt mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und starrt ihn aus schmalen Augen an. "Solltest du bei einem von den beiden auch nur ein Haar anfassen, werde ich deine Innereien wie eine verdammte Federboa um meinen Hals tragen!", zischt sie drohend und legt ihre Pistole auf den Tisch. 

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now