Frauen und Kinder

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Sich über die spitzen Zähne leckend, richtet Alucard sich auf. Baskerville kehrt zu ihm zurück. Auch er hat es genossen, sich mal wieder so richtig austoben zu können. Das Blut war herrlich. Endlich konnte er mal wieder einen kleinen Teil seines Hungers stillen, der schon seit langer Zeit in ihm brannte. 76 Menschen haben ihren Tod gefunden. 76 Menschen die bereit waren, ein Vampir zu werden. 76 zukünftige Vampire weniger. "Geh raus und töte jeden Vampir, Ghul oder Mensch, der sich an der Oberfläche befindet." Ein tiefes Grollen des Höllenhundes ist zu hören, ehe sich dieser auf den Weg macht, den Befehl seines Herren auszuführen. Die Informationen, die ihm diese kleine Schlachterei aber gebracht haben, sind herausragend. Erste Güteklasse, so wie er selbst. Er hatte nicht weniger erwartet, das muss er zugeben. Ohne Hast tritt er aus der ehemaligen Förderungsanlage heraus, ehe er sich auf den Weg zum Haupthaus macht.

Immer wieder hört er das Schreien und Betteln um Gnade, wenn Baskerville mal wieder ein neues Opfer gefunden hat. Das Gute ist, dass er auch gleichzeitig ihre Seelen konsumiert und Alucard hinzufügt, wenn der Gegner noch eine haben sollte. Seine Seelenanzahl steigt immer mehr und es wäre durchaus interessant wie seine kleine Armee nun aussehen würde, sollte Integra den Befehl dazu geben. Die Präsenz in dem Haupthaus hat sich nicht bewegt. Da scheint wohl jemand sicher zu sein, dass er ihn nicht umbringen wird. Oh, wie naiv doch manchmal selbst Vampir sein können. Hin und wieder ist es eine Schande, was in seiner Rasse alles entstanden ist. So viele sind barbarisch. Nutzen alles mögliche aus. Unterjochen und wollen nur ihre Macht vergrößern. Idioten, wie sie im Buche stehen. Der Urvampir ist somit des öfteren gewillt, seine Nachfahren eiskalt abzumurksen. Was er ja dann auch einfach macht. Ob es ihm befohlen wurde, oder nicht.

Mit einem Lächeln tritt er durch die Tür in das Gebäude ein und trifft auf die erste Gegenwehr, die sich aber schnell zu dem eh schon verstaubten Boden gesellt. Die Schüsse haben andere alarmiert. Alucard weicht einem Vampir aus, der sich durch die Wand zu ihm gesellen wollte, zielt und schießt. Der Kopf explodiert schöner als jeder Böller zu Silvester. Nummer zwei hat sich im Schatten versteckt. Interessant, dass es andere auch noch können! Die Mundwinkel des Urvampirs gehen weiter hoch. Er spürt ihn. Links. Rechts. Unter ihm kommt er aus dem Schatten und wird von Alucard nach oben gezogen. Ohne einen großen Kraftaufwand betreiben zu müssen, donnert er ihn gegen die nächste Wand und stellt sich vor ihn. Sieht lachend auf ihn hinunter. "Ich könnte dir deine Überlebenschancen ausrechnen. Aber du wärst nicht begeistert, Kakerlake!", ertönt seine Stimme und schon ist ein weiterer Vampir von der Erde getilgt. 

Die Säuberung eines Versammlungsraumes rechts vom Eingang folgt. Jungvampire haben sich dort aufgehalten. Die meisten zu schwach, als das sie überhaupt von ihren Feldbetten hätten aufstehen können. Wie es aussieht, gibt man ihnen hier kein Blut um sie gleich zu stärken. Ihre Blicke waren verklärt. Sie waren hungrig, wenn nicht sogar schon am verhungern. Es hätte ihm schon fast leid tun können! Wenn da nicht das Detail wäre, dass sie ihn angegriffen haben. Zumindest die, die stark genug zum stehen waren. Dem Rest hat er den Gnadenstoß verpasst. Vampirproduktion? Wenn sie es wenigstens richtig anstellen würden! Wieder muss er nachladen und Baskerville kehrt zu ihm zurück. Verschwindet wieder in Alucards Seelen und lässt ihn allein arbeiten. Wäre aber jederzeit dazu bereit, seinem Herren und Gebieter helfen zu können. Einzugreifen, sollte es so weit kommen. Doch dieser Herr und Gebieter tobt sich selbst aus. Lässt jede Aggression raus, die er je gehabt hatte.

Die Pistolen verschwinden. Seine Hände reichen als Waffen vollkommen aus. Er verschwindet im Schatten und taucht hinter seinen Gegnern auf. Spaltet ihre Körper. Die Köpfe. Ihre Hoffnung auf ein Leben in der Zukunft. Alucard zerfleischt sie regelrecht. Genießt das herumspritzen des warmen Blutes der menschlichen Untertanen, die sich freiwillig der Sache und wahrscheinlich der späteren Fütterung verschrieben haben. Wunden? Heilen sofort wieder. Ihm ist es egal ob er getroffen wird, oder nicht. Sein Fokus liegt rein auf das Töten. Das Auslöschen seiner Feinde! Inmitten seiner getöteten, menschlichen Gegner bleibt der Urvampir stehen und richtet sich auf. Legt seinen Kopf in den Nacken. Dort. Direkt über ihm ist die Person, die dafür verantwortlich ist. Einen Augenblick später dringt etwas zu ihm durch, welches ihn aus dem Rausch heraus bringt. Ein leises Rufen. Seine Sicht ist vernebelt, als er wieder zu sich kommt. Eine Art rötlicher Schleier hat sich über seine Augen gelegt. Mit einem mehrfachen Blinzeln entfernt er es und ist wieder im hier und jetzt.

Er sieht sich um. Seine Augen werden schmal. Seine Kiefer presst er aufeinander, ehe er seine Augen schließt und so etwas wie Reue spürt.. Er steht inmitten von toten Frauen und Kindern. In seinem Tötungsrausch hat er nur Menschen gesehen. Nicht, wer sie waren. Was für Individuen. Er ballt seine Hände zu Fäuste. Öffnet leicht seine Augen wieder und kniet sich hin. Langsam streckt er einen blutverschmierten Handschuh nach einer Kinderhand aus, die auf dem Boden liegt. Das kleine Mädchen starrt ihn mit verängstigten und großen Augen an. Was hat er getan? Wie konnte er in so einen Rausch verfallen, der ihn das hat machen lassen? Egal was er tut. Alucard ist und bleibt am Ende ein Monster. Immer weiter sieht der Urvampir sich um. In dem gesamten Raum liegen fünf Frauen. Die restlichen sieben Leichen sind Kinder. Keines ist älter als 10 oder 11. Sie alle sind tot. Er hat es ihnen verwehrt, groß zu werden. Er hat unschuldigen Kindern verwehrt, ein Leben zu haben! Auch wenn er immer der harte Kerl ist, der keine Emotionen besitzt. Jetzt läuft ihm dann doch eine Träne die rechte Wange hinunter.

Es braucht eine überraschend lange Zeit, bis er sich damit so weit abgefunden hat, dass er wieder aufstehen kann. Das Gemisch aus Blut und Tränen wischt er sich mit seinem Handschuh aus dem Gesicht und geht aus dem Raum. Wird er je etwas in seinem Leben bereuen? Oh, da hat er viel. Jetzt ist etwas neues dazu gekommen. Wieder dieses Rufen, welches ihn aufhorchen lässt. Es ist das Rufen, welches ihn aus dem Rausch geholt hatte. Alucard sieht sich um, kann das Geräusch aber nicht lokalisieren. Erst ein paar Momente später realisiert er, wo es ist. In seinen Gedanken. Auch in seinem Kopf hebt sich der Nebel des Rausches. Der Ruf wird klarer. Die Stimme ebenfalls. Alexandra. -card! Scheiße man... Ich weiß nicht, ob du das immer noch nicht hören kannst, aber bitte komm wieder zurück! Wir machen uns beschissene Sorgen und... ICH mache mir sorgen. Fuck. Was soll ich nur ohne dich tun? Ich... Ich brauche dich. Bei uns! Bei... mir. Trotz der eben erst passierten Situation, lächelt Alucard und schließt für einen Moment die Augen. Zecke. Keine Sorge. Ich bin gleich bei dir, klar? Erst ist Stille, bevor sie sofort versucht ihn auszuquetschen! Aber er ignoriert es. Immerhin muss er noch etwas machen, bevor er zu ihr zurück kann.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now