Ruhigstellung der Stimmbänder

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Während Alex und Anderson sich ansehen und sich fragen, ob das wirklich DER Alucard ist, den die beiden kennen gelernt haben, verschränkt dieser die Arme. "Ich werde hier nicht zum Jäger degradiert!", ruft er empört, während die blauhaarige die Augen verdreht. "Du bist ein Vampir. Du BIST ein Jäger! Sag mal... sind bei dir plötzlich die Hirnzellen abgestorben, oder haben wir hier wieder einen dieser Fischmenschen vor uns?", fragt sie und wirkt plötzlich etwas misstrauisch und skeptisch. Das würde ihnen gerade noch fehlen. Denn wo hätten sie ihn diesmal hin verschleppt? Es gibt kein größeres Gewässer und die Quelle ist sicherlich nicht groß genug, um- oder doch? Ein noch skeptischerer Blick zu dem kleinen Teich, ehe er wieder zu Alucard geht.

Dieser legt sich eine Hand auf das Gesicht, ehe er sich seinen Nasenrücken massiert. "Menschlein. Ich gebe dir zehn Sekunden um mir zu erklären, wie du auf so eine absurde Idee kommst, bevor ich die Drohung von gestern wahr mache. Und mir ist egal, wer da ist!" Alex legt die Handinnenflächen aufeinander, holt tief Luft und hält ihre Hände an ihr Kinn, als würde sie beten. Dann dreht sie sie nach vorn und nickt. "DAS ist Alucard. Jap. Das ist unser Alucard! Kein Zweifel!", ruft sie und tritt einen Schritt zurück. "Muss ich mich immer noch erklären, oder reicht mein Eingeständnis, dass du derjenige bist, der du vorgibst zu sein?" Die roten Augen sehen von der jungen Frau zum Pater. "Kann man die noch umtauschen?"

"Nope. Kassenzettel ist gefressen, vom Umtausch ausgeschlossen und das da oben..." Sie deutet auf ihren Kopf. "Ist schon beschädigt. Also... ich bleib dir erhalten. Ob du's willst, oder nicht." Ein leises: "Verdammt.", ist von Alucard zu hören, ehe Anderson schon seufzt. "Schlimmer als jedes Geschwisterpaar in meinem Waisenhaus...", meint dieser nur kopfschüttelnd und sieht dann auf die Seite. "Also gut. Wir werden weiterziehen. Aber wohin?" Gute Frage, nächste Frage. Jeder wollte hier nur weg, um die Insel zu erkunden und mögliche Portale ausfindig zu machen. Aber eine Reiseroute hatte dabei wohl eher niemand im Kopf. "Wie wäre es, wenn wir erst einmal hier bleiben. Nur, bis wir gefrühstückt haben! Dann trinken wir noch etwas und dann gehen wir los? Gestärkt und marschbereit!" Alex grinst. Zufrieden, über ihren eigenen Plan. Anderson nickt einverstanden und Alucard schmollt vor sich hin, weil er jetzt jagen muss.

Mit einem leicht angeekelten Gesicht zieht der Vampir seine Fänge aus dem Hals des Rehs und verzieht den Mund. Tierblut ist, als würde man jemanden von heute auf Morgen von Saft auf Wasser umgewöhnen wollen. Stilles Wasser. Ohne Geschmack. So fühlt er sich im Moment. Nur, dass das stille Wasser eben mehr das Tierblut ist. Aber er ist einigermaßen satt. Das sollte reichen. Für einen Kampf müsste er den Pater oder Alex anzapfen. Ersteres am liebsten gar nicht und nur über seine Leiche. Mit dem ausgesaugten Tier auf seinen Armen, geht er zu den anderen beiden und schmeißt es neben Anderson auf den Boden. "So. Viel Spaß beim auseinander nehmen.", brummt der schwarzhaarige, dreht sich um und will gehen, ehe ein leises und bittendes: "Alucard...?", ertönt.

Die Lippen aufeinander gepresst und keine Lust mehr auf irgendetwas habend, dreht sich Alucard wieder um und sieht Alex in die dunkelbraunen Augen. "Kannst du uns da helfen? Wir haben kein Messer und... ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert! Und du hast es gestern auch gekonnt." Der Vampir hat mehr als nur große Lust, einfach abzuhauen. "Ich wiederhole meine Frage von letztens. Was bekommt ihr eigentlich beigebracht." Anderson sieht zu Alex. Warnend da er merkt, wie ihr ein dummer Kommentar auf Höhe der Stimmbänder liegt! Wenn sie das jetzt versaut, werden sie das irgendwie alleine schaffen müssen. Und das wird ein wenig schwer. Doch die blauhaarige schafft es, ihre Klappe zu halten. Gerade noch so. Allein deswegen, weil sie die Blicke des Paters auf sich spürt. Sollte sie jetzt etwas Falsches sagen, hat sie nicht nur ihn am Hals, sondern eben auch Alucard. Im Hinterkopf schwirrt dahingehend immer noch die Warnung, die ihr ein paar komische Bilder in den Kopf schmeißt. Also beißt sie sich nur auf die Lippen und sieht auf den Boden. Anderson hingegen atmet fast erleichtert durch. Der Urvampir will im Augenblick nicht in die Gedanken der blauhaarigen. Er sieht ihren Blick. Der reicht aus.

Sich den Nasenrücken reibend, schließt Alucard die Augen. Jetzt würde er sich sogar den Major wünschen. Denn die Kleine kann er nicht umbringen und den Pater braucht er ebenfalls noch. Verdammte Zwickmühle. Scheiß Moral! "Ich hasse es, dass ich jetzt Moral besitze.", bringt der schwarzhaarige raus und lässt seine Hand sinken. Die Augen schmal. Ein wenig flackernd. "Wie könnt ihr es eigentlich wagen, mich mit so etwas wie Moral zu infizieren?!" Ohne auf eine Antwort zu warten, dreht er sich um, packt sich das Tier und setzt sich ein wenig abseits hin, um sich an die Arbeit zu machen. Der Pater und Alex sehen sich stumm an. Nun müssen sich BEIDE jeweils einen Kommentar verkneifen, der sie wohl etwas in Schwierigkeiten bringen könnte. Eine kurze Zeit der Stille breitet sich aus, ehe sich Anderson räuspert. "Gut. Nachdem wir das hier überlebt haben." Er sieht die blauhaarige an und nickt lächelnd. "Würdest du mir bei meinen Gebeten an unseren Vater Gesellschaft leisten?"

Alex würde zwar gerne einfach nein sagen, fühlt sich aber in der Gegenwart des Paters sicherer als bei einem sehr genervten Alucard, der das Reh mit solch einer Kraft auseinander reißt, sodass man doch ein wenig Unwohlsein bekommen könnte. "Gesellschaft kann ich durchaus leisten." Bei mehr ist sie skeptisch. Seufzend dreht sich Anderson um und wartet, bis die kleine Menschenfrau aufholt. "Ich habe Angst um dein Leben." Die braunen Augen gehen zu ihm hoch, während ebenfalls eine Augenbraue hochgezogen wird. "Ihr solltet lieber Angst davor haben, wenn ich sterbe. Ich würde einen unerträglich idiotischen Geist abgeben." Jetzt macht sich der Pater ein wenig sorgen. Wenn DAS der einzige Grund ist, wieso sie nicht sterben möchte, hat sie wirkliche das ein oder andere Problem. "Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragt er besorgt und Alex nickt. "Natürlich! Warum sollte nicht alles in Ordnung sein? Ich wurde in eine andere Dimension befördert, bin mit zwei Charakteren auf einer Insel, die sich normalerweise bekriegen, wir haben beschissene Fischmenschen überlebt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass noch irgendeine Scheiße kommen wird. NATÜRLICH ist alles in Ordnung!" Anderson räuspert sich. "Sarkasmus?" Der einzige wirkliche Mensch blickt nach vorn. "Triefend, Pater. Triefend." Na das kann ja mal was werden...

Die Insel der DimensionenOnde histórias criam vida. Descubra agora