Salvare

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Ein wenig druckst die blauhaarige dann doch herum. "Ich... Also... Du hast ja... Der Nebel und so..." Richtige Worte? Gerade Fehlanzeige. "Spucks aus, damit ist uns allen gedient. So schlimm kann es nicht sein." Alucards eigene Neugierde hat überhand genommen und dann wird er eben ein wenig gereizt. "Du hast ja diesen Nebel aus deinen Seelen rausgebracht. Ich dachte es wäre eine gute Idee, da rein zu gehen! Dann war da eine Hand und plötzlich war ich in deiner letzten Schlacht mit den Osmanen." Sie erzählt alles, was sie weiß. Was sie gesehen hat. Ihre eigenen Eindrücke. Eben auch das Detail, dass man sie sehen konnte als die Männer starben und sonst nicht. Die Schlacht. Die Hörner. Die Pfeile. Er selbst, kämpfend mitten drin. Das Ende. Wie seine Leute gehängt wurden. Wie er zu seiner Hinrichtung geführt wurde und wie sie bei ihm war, als der Kopf geflogen ist.

Das hat Alucard zum verstummen gebracht. Sie weiß alles. Hat alles gesehen. War direkt dabei, als er starb. "Du... warst an meiner Seite?", fragt er leise, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. Zögerlich sieht er zu ihr und sie nickt. "Durch das Spalier der Osmanen und bei deiner Hinrichtung. Ich wusste, dass du lebst. Ich wusste es! Trotzdem war es ein Schock, als ich deinen Kopf... Er lag da. Ohne eine Regung. Deine Augen waren so kalt. Haben in die Ferne gestarrt. Du warst tot... Wirklich tot! Du-" Alex atmet tief durch, da mit ihr jetzt die Gefühle durchgehen und sie sich zusammenreißen muss, nicht wieder zu heulen. Die Tränen stehen schon in ihren Augen. Ihn so zu sehen hat sie dann schon fertig gemacht. "Äffchen..." Selbst ihm tut es jetzt leid, sie darauf angesprochen zu haben. Das macht sie ja wirklich verdammt fertig! Ein kurzes Zögern, ehe er ihre Hand vom Lenkrad nimmt und seine darum legt.

Die blauhaarige sieht zu ihm. Dann zu ihren Händen. Wieder zu ihm, ehe sie lächelnd nach vorn sieht. "Danke..." Alucard drückt leicht ihre Hand, während auch er nach vorn sieht. Sein Tod ist ihr ziemlich nah gegangen. So nah, wie wahrscheinlich sonst kaum einem. Vielleicht seinen eigenen Kindern! Aber das ist eine andere Geschichte. Anderson hatte noch keine Ahnung, was in Alucards Vergangenheit abgelaufen ist und hat jetzt sogar einen kleinen Respekt dafür, was er macht. Klar, wird er immer die gottlose Kreatur sein! Aber ein klein wenig Respekt schadet ja nie. Es ist viel passiert. Die Szenen müssen noch schlimmer gewesen sein, als sie beschrieben hat. Das Blut. Der Tod. Die Kämpfe. "Deswegen hast du plötzlich so gezittert und hast dich hinsetzen müssen, stimmts?", fängt er an und Alex sieht ihn kurz im Rückspiegel an, ehe sie nickt. "War meine erste Schlacht und Alucards Tod..." Sie macht eine kurze Pause, ehe sie sich wieder auf die Straße konzentriert. "Es war viel auf einmal."

Die restliche Fahrt verläuft stumm. Alex hat ihre Hand wieder und kann normal schalten, ehe sie sie wieder auf ihren rechten Oberschenkel legt. Das hat alles so ein wenig heruntergezogen, was die Stimmung angeht. "Wolltest du diesen Wunsch deswegen?" Der schwarzhaarige sieht sie aus seinen Augenwinkeln an und beobachtet sie. "Weil du mich schon einmal hast sterben sehen?" Die junge Frau schluckt und sieht ihn kurz an, ehe sie wieder nach vorn blickt. "Nicht speziell, aber vielleicht hat sich der Wunsch verstärkt. Ihr zwei gehört zu meinem Weltbild. Wenn ihr nicht mehr da sein würdet..." Ein kurzer Gedanke, ehe sie den Kopf schüttelt und leicht traurig lächelt. "Sagen wir es so. Ich wäre nicht mehr lange hier. Allein wegen meinen eigenen Dummheiten, vor denen ihr mich immer rettet." Kurze Stille, ehe sie zuerst Alucard ansieht und dann den Pater. "Wusstet ihr, dass man einem gebrochenem Herzen tatsächlich sterben kann?" Der Geistliche runzelt die Stirn. Was will sie ihnen damit sagen? "Großer emotionaler Stress lässt die linke Herzkammer einfach ausfallen. Zugegebenermaßen hänge ich zu sehr an euch beiden, als dass ich das alleingelassen werden überleben würde."

Weder der Pater, noch Alucard würden das wollen. "Hey. Ich bin der Urvampir! Wenn mich was aus meinem Leben reißt, dann seid ihr beide schon dreimal daran verreckt.", murrt der schwarzhaarige und dreht seinen Kopf komplett zu ihr. "Hast du so wenig-" Er stoppt, ehe er seufzt. "Okay. Lassen wir das Thema. Aber du weißt, was ich meine. Außerdem bin ich ein Mann der zu seinem Wort steht." Anderson nickt zustimmend. "Vielleicht habe ich keine Seelen in mir, die mir beim Überleben helfen! Aber ich habe Gott an meiner Seite und meine eigenen Fähigkeiten der Regeneration und des Kampfes. So leicht wird man mich nicht los, das hast du selbst gesehen." Alucard deutet mit dem Daumen hinter und schnaubt. "Da hat unser lieber Pater recht, Zecke. Den kann man nicht so einfach umbringen. Glaub mir, ich habs probiert." Ein Schlag gegen seine Hand und er sieht nach hinten. Der Geistliche hat seine Hand weggeschlagen und sieht ihn aus schmalen Augen an. "Ich habe es oft genug miterlebt, du madenbehaftete Hinterlassenschaft Lucifers!"

Bis zum Flughafen drohen sich die beiden in ihrer alten Manier, was Alex einfach nur schmunzeln lässt. Würde man sie von den beiden hier wegziehen, wäre es die Hölle auf Erden. Nie und nimmer wird das gut ausgehen. Es endet vielleicht nicht unbedingt mit einer Abrissbirne in der JVA, aber vielleicht mit einer Massenvernichtung durch einen Urvampir und einen Pater, sollte sie entführt werden. Dass sie sich das sogar lebhaft vorstellen könnte sollte zeigen, wie wahrscheinlich dieses Szenario eigentlich wäre. Den Wagen parkt sie auf einem Parkplatz relativ weit vorn, ehe alle drei aussteigen und schnellen Schrittes zu dem Flughafenplatz gehen. Sie werden immer noch gesucht. Die Suche läuft auf hochtouren! Wenn sie jetzt entdeckt werden, was eben wahrscheinlich wäre, dann sind sie am Arsch. Doch Alucard nimmt beide mit in den Schatten und lässt sie kurz vor dem Jet auftauchen. 

Die Piloten lassen sie in den Jet, schließen die Klappe und verziehen sich in das Cockpit, während Alex sich leicht müde umsieht. "Wir haben hier nicht zufälligerweise ein Bett, oder?" Der Pater sieht sich ebenfalls um, aber nur Sitze. "Was... war das Verhör so anstrengend?", erwidert Alucard und setzt sich auf einen der ledernen Sitze. "Nicht alles war gelogen. Erstens, dass ich ihn ausnehme sollte er euch was antun und zweitens-" Sie gähnt und streckt sich kurz. "Ich hatte wirklich wenig schlaf, wenig zu essen und kaum was zu trinken. Ich-" "Du kriegst erst einmal was zu Essen! Die werden hier doch irgendwas haben. Lass mich die Piloten fragen.", unterbricht Anderson und geht nach vorn, ehe sich Alex gegenüber von Alucard auf den Sitz setzt und aussieht, als könnte sie jederzeit einschlafen. "Du hast echt einen Narren an uns gefressen, was?", meint er und steht kurz auf, um sich neben sie zu stellen. "Aber sowas von.", gibt sie zurück und zieht nur kurz den Kopf ein, als sie etwas auf ihrem Scheitel spürt. Sie legt den Kopf in den Nacken und sieht, wie Alucard sich gerade aufrichtet und sogar leicht lächelt. "Du aber auch an mir." Der schwarzhaarige setzt sich auf seinen Sitz und legt ein Bein über das andere. "Es wäre möglich."

Die Insel der DimensionenOnde histórias criam vida. Descubra agora