No fucks to give

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Tief atmet die blauhaarige durch und sieht an die Decke. Sie will zurück. Schlafen. Nachdenklich kippt ihr Kopf auf die rechte Seite. Das hätte anders auch ausgehen können. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Fast schon instinktiv beugt sie sich nach vorn. Ein Glück für sie. Die Hand, die sich um ihren Hals winden wollte, greift somit ins Leere. Nicht wirklich Herr über die Situation, kippt Alexandra durch das fehlende Gleichgewicht nach vorn und auf den Boden. Rollt sich auf die Seite. Auch hier hat sie mehr Glück als Verstand. Die Kugel trifft dort auf, wo vor einer halben Sekunde ihr Kopf war. Mit riesigen Augen starrt sie die braunhaarige Frau an, die mit der Waffe auf sie zielt. Ihre schwarzen Augen voller Hass. Trauer. "Du. Wegen dir ist er tot!", ruft sie. Die Stimme bricht leicht. Tränen sind zu sehen. Alex dreht ihren Kopf und sieht den Haufen Staub an, zu dem der Kerl degradiert wurde.

"Es ist deine Schuld, dass er nicht mehr da ist!" Stinksauer stellt sie einen Fuß auf Alexandras Brust und lehnt sich darauf. Die Luft für den einzigen Menschen hier wird ein wenig abgeschnürt. Schmerzen breiten sich aus. "Du wirst leiden. Leiden dafür, was du getan hast!" Die entfernten Schüsse von Alucard sind zu hören. Er ist ihre einzige Chance. Stumm sendet sie einen Hilferuf aus, ehe sie sich wieder auf die Frau konzentriert. Adrenalin pumpt durch ihren Körper. Doch sie kann nichts tun, außer in den Lauf der Pistole zu sehen. "Wie hast du es denn vor?" Zeit erkaufen. Alex braucht Zeit! Trotz der Schmerzen verzieht sie ihr Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. "Wie willst du dich für deinen Mann rächen? Willst du mir den Kopf abreißen? Den Brustkorb aufbrechen? Knochen zersplittern lassen?" Ihre Hände gehen zu dem Fuß der braunhaarigen und halten sich fest.

Immer mehr Hass und Wut sammelt sich in den Augen, die auf sie hinunter starren. Wie gern würde die junge Frau ein bisschen was aus den Filmen ausprobieren, die sie so gern gesehen hat. Aber die Draculina wäre um einiges schneller als sie. Provokant zwinkert Alex ihr zu. "Du kannst einem wirklich leidtun. Ich meine... Brot kann schimmeln." Sie legt den Kopf schief. "Was kannst du?" Aus den schwarzen Augen werden nun rote. "Du verflixte miese kleine-" Sie kann den Satz nicht einmal zu Ende sprechen! Ein Schuss. Ein Treffer. Aufgrund von Gravitation und den physikalischen Gesetzen fällt die braunhaarige auf Alex drauf. Verteilt noch ein wenig Blut, ehe sie sich zu Staub zersetzt. Die junge Frau legt ihren Kopf ein wenig in den Nacken und sieht Alucard auf dem Kopf stehend. Dieser blickt mit einer hochgezogenen Augenbraue auf sie hinunter. "Ist der Boden so gemütlich?"

Langsam gehen die beiden aus dem Gebäude. Der Urvampir fragt sich einfach nur selbst, ob das wirklich eine gute Idee mit Alex und der spontan geänderten Mission war. Aber er muss mit dem arbeiten, was er bekommt. "Ich würde gern verkünden, dass ich offiziell von folgenden Dingen keine Reserve mehr habe!", fängt die blauhaarige an und hebt ihren Zeigefinger. "Mein Wille, alles zu verstehen!" Der Mittelfinger folgt, sodass sie nun zwei Finger oben hat. "Und die fucks, die ich geben könnte!" Ihr Blick geht zu Alucard. "Was für eine Scheiße war das? Hat die Lady nicht gesagt, dass das eine einfache Aufklärungsmission wird? Ich wäre eiskalt verreckt! Nicht nur wegen dem Weib, sondern auch allein schon wegen dem Biss! Ich sollte-" Augenblicklich stoppt Alex, als Alucard ihre eine Hand auf den Kopf legt. Dieser kann das Gejammer einfach nicht mehr hören. "Dafür, dass du dem Tod ins Auge geblickt hast, bist du verdammt gut drauf. Aber..." Er lässt die Hand sinken und sieht auf die andere Seite. "Du hast... es gut gemacht."

Wurde sie gerade gelobt? Liegt das an dem Blutverlust? Nein. Der war nicht so hoch. Misstrauisch sieht sie ihn an. Mustert alles an ihm. Die Augen sind die gleichen. Die Haare auch. Der genervte Gesichtsausdruck passt ebenfalls. Das ist der gleiche Kerl. Kein Fischmensch und keine Halluzination. Da fällt ihr etwas ein. "Alucard?" Nicht schon wieder. Sie hat doch gerade erst mit dem Reden aufgehört! Muss sie jetzt wirklich ihren Mund noch einmal aufmachen? Ruhe bis zum Anwesen wäre eine willkommene Abwechslung. "Was.", brummt er entgeistert und bekommt sofort ein: "Was für Infos hast du aus ihr rausgebracht?", um die Ohren geklatscht. Stimmt ja. Diese Dinge werden weder ihr, noch der Lady großartig gefallen. "Das hier ist nicht einmal ein kleiner Stützpunkt gewesen. Vielleicht ein winziger Außenposten, mehr nicht." Alex sieht ihn mit einem: 'Bitch, what?!'-Gesicht an, was er ihr nicht verübeln kann.

Der Pater steht endlich vor dem Anwesen und besieht es sich. Müsste man ihn nicht bemerkt haben? Warum ist noch niemand auf die Idee gekommen, auf ihn zu feuern? Geht es Alexandra gut? Ist das Anwesen vielleicht leer? Verwahrlost? Ist etwas passiert? Horrorvorstellung nach Horrorvorstellung macht sich in seinem Kopf breit. Sorgen kommen auf. "Ah! Pater Anderson!" Nur ein klein wenig geschockt von der weiblichen Stimme neben ihm, dreht der Geistliche seinen Kopf. Seras Victoria. Die blondhaarige Frau hat ihn schon lange beobachtet. Konnte ihn aus einiger Entfernung spüren! Wollte aber sehen, was er vorhat. Hätte er versucht einzubrechen, wäre sie auf der Bildfläche aufgetaucht. Doch er hatte nichts gemacht. Stumm gibt sie ihrem Meister bescheid, dass der Pater nun da sei. Immerhin hat er sie darum gebeten. "Was wollt Ihr hier?" Anderson sieht auf sie hinunter. "Ich will zu Alexandra. Ist sie hier?"

Seras gibt ihm zu verstehen, dass er einen Augenblick warten soll. Schnell begibt sie sich zu Integra, die das irgendwie erwartet hat. "Bring ihn zu mir. Und Tee wäre nun ausgesprochen vorteilhaft." Die Draculina versteht und führt die Befehle aus. Keine zehn Minuten später sitzt der Pater Tee trinkend mit der Lady in ihrem Büro. "Alex ist auf einer Mission. Ihr könnt warten und wir unterhalten uns, oder Ihr geht und kommt ein anderes Mal wieder. Die Entscheidung steht bei Euch. Aufgrund der... besonderen Situation werde ich Euch nicht rausschmeißen." Innerlich flucht der Pater. Sie sollte ihre Füße still halten. Nicht auf eine beschissene Mission gehen! Sollte Renaldo das herausfinden, ist die Sicherheit die er gegeben hat schneller vorbei, als sein Hunger bei Ananas! "Ich warte." Er ist nicht den langen Weg hergekommen und hat kaum geschlafen, um jetzt einfach abzuhauen. Nur, weil sie nicht da ist. Wäre sie in greifbarer Nähe, wäre das kein Problem. Aber so? Nicht mit ihm.

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