Mord ist nicht die Frage, sondern die Antwort

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Nach einem langen Reden ist er endlich weg. Erleichtert lehnt sich Alex nach hinten. Alucard will diesen Dreckssack nie wieder sehen und Anderson wird Iskariot wohl berichten, was hier in Mazedonien abläuft. Wie der Umgang ist und wie man mit den Geldern der Organisation umgeht. Dann wird das hier schneller ausgeräumt sein als man glaubt. "Ich wäre so gern in seinen Gedanken gewesen als du angefangen hast.", meint Alucard und setzt sich neben die blauhaarige. Die anderen Angestellten haben die Männer ebenfalls herausgeschickt, sodass sie allein sind. "Ich war einfach nur sauer. Ich meine... klar, ich bin klein und sehe hin und wieder unschuldig aus! Aber muss man mich immer gleich unterschätzen? Brauche ich ne Narbe direkt durch mein Gesicht, dass man mich ernst nimmt?", mault sie stattdessen und schließt die Augen. Wenigstens können sie gleich abhauen. Zwar hat noch keiner eine Ahnung wohin, aber da wird sich schon was finden lassen. 

Der Pater bleibt stehen und sieht nachdenklich auf die Tür. Hoffentlich hat das eben passierte keine Auswirkung auf die Zusammenarbeit hier in diesem Land. "Lasst uns in ein Hotel. Hier sollten irgendwo welche sein. Geht auf Hellsing." Alucard steht auf und hält Alex eine Hand hin. "Willst du dich noch umziehen, oder willst du so bleiben?" Die blauhaarige sieht an sich runter, ehe sie seine Hand nimmt und aufsteht. "Ich denke, das bleibt so. War eigentlich bloß zum Nerven! Aber irgendwie ist es doch gemütlich." "Du kannst von Glück reden, dass es hier warm ist. Ansonsten hätte ich dich sicherlich nicht rausgelassen.", entgegnet der Pater und mustert sie zum ersten Mal so richtig. Es sieht wirklich gar nicht so schlecht aus. Vielleicht ist die Hose ein wenig kurz, aber was solls. Ist ihre Entscheidung, da mischt er sich erst gar nicht ein. Der Urvampir geht zum Fenster und öffnet es. "Wollen wir gleich los?"

Alex ist auf seinem Rücken und der Pater folgt dem schwarzhaarigen. Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit rasen sie von dem Grundstück, nachdem sie tatsächlich aus dem Fenster gesprungen sind. Außerhalb des luxuriösen Gefängnisses mit Dauerüberwachung ist es eher so, wie man es sich vorstellt. Die Straßen sind staubig, die Bäume kämpfen teils ums Überleben. Alucard muss ein wenig langsamer sein, damit Anderson hinterher kommt. Ein Gedanke kommt der jungen Frau und sie lacht kurz, was den Urvampir kurz seinen Kopf drehen lässt. "Was ist? Stellst du dir diesen Pandev gerade mit Panik vor?" Alex schüttelt den Kopf und grinst. "Nicht wirklich. Aber erinnerst du dich noch an unsere Anfänge auf der Insel? Als du meintest, dass ich nicht mehr als ein Werkzeug für euch wäre?" Davon will er jetzt eigentlich nichts hören, nein. Er fühlt sich deswegen minimal schlecht, was seine Stimmung nach unten drückt.

Auch der Geistliche hat das mitbekommen und sieht für einen Moment auf die Seite, ehe sie wieder lacht. "Und jetzt seht euch mal an, wo wir sind. Wir laufen vor einer Luxusvilla weg, weil wir nicht alleine schlafen wollen." Das lässt den Pater leicht lächeln. Für die kurze Zeit ist wirklich verdammt viel passiert. Zwei Monate sind vergangen. In zwei Monaten lernt man sich normalerweise erst einmal so richtig kennen und landet nicht gleich in einer Dreiecksbeziehung mit einem Vampir, einem Pater und einem Menschen! Normalerweise. Doch was ist bei ihnen schon normal? "Wie schaffst du es, so etwas romantisch klingen zu lassen?", brummt Alucard entgeistert und sieht wieder nach vorn. In der Ferne kann man eine Stadt erkennen. Da wird man sicherlich ein Hotel haben. Oder zumindest ein Motel oder so etwas! Informationen haben sie genug bekommen, um anzufangen. Der Start ist das schwierige wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll. Aber ab da braucht man normalerweise keine Hilfe mehr.

Alex muss ihre Waffen verstecken, ehe sie in der Stadt ankommen und sich dort normal fortbewegen. Da man sie sofort als Ausländer identifizieren kann, werden sie natürlich auch angestarrt. Ihnen wird aus dem Weg gegangen oder versucht, etwas zu verkaufen. Die Männer nehmen sie in die Mitte, damit ihr nichts geschehen kann. Schlussendlich aber finden sie ein Hotel, welches sie aufnimmt. Die meisten sind aufgrund der Aufstände geschlossen oder nehmen einfach niemanden auf, der so auffällig aussieht. Aber mehr als einen Schlafplatz brauchen sie nicht und der wird ihnen hier geboten. Es ist nichts luxuriöses, aber auch nichts ganz billiges. Sie gehen auf das Zimmer, ehe Alucard der Lady bescheid gibt und auch Anderson dringend telefonieren muss. Das, was heute passiert ist, ist nicht Teil von Iskariot. Darf es nicht sein! Er erkundigt sich über den Priester und in was das Geld angeblich gesteckt wurde.

Sein gesamter Körper zittert vor Wut. Anderson legt auf und pfeffert das Handy auf die Seite, was ein lautes: "Fuck! Scheiße! Autsch! Was war das?!", zur Folge hat. Er dreht sofort seinen Kopf und sieht, wie Alex sich ihren Hinterkopf hält und das Gesicht schmerzhaft verzogen hat. "O-Oh, Gott. Es tut mir leid, Alex!", ruft der Pater und nimmt sie sofort in den Arm. "Ich wollte dich nicht abschmeißen. Es tut mir so, so leid!" Das Handy liegt auf dem Bett und Alex hat Kopfschmerzen. "Wenn du ein Problem hast, dann sag es mir. Schmeiß mich nicht mit Dingen ab...", brummt sie und sieht zu ihm hoch. "Was ist los? Du siehst aus, als würdest du jemanden gleich umbringen wollen." Alucard kommt von dem Balkon rein und betrachtet die Szene. "Wer will wen umbringen?" Seufzend zuckt die blauhaarige mit ihren Schultern. "Keine Ahnung, das will ich gerade herausfinden. Aber deine Hand auf meinem Hinterkopf ist mir eindeutig lieber als ein Handy. Die Dinger sind hart, besonders die alten." Wieder entschuldigt sich der Pater und streicht ihr vorsichtig über die Stelle, die er getroffen hatte.

Nach ein paar weiteren Entschuldigungen schafft Alex es, ihn wenigstens auf das Bett zu setzen. "Dieser Priester. Angeblich würde er ein Waisenhaus mit dem Geld unterstützen und in einem kleinen Häuschen leben. Nicht in diesem Prunk, den er uns gezeigt hatte!" Alucard und Alex sehen sich an. Der Pater ist nicht nur sauer, dass dieser Arda das Geld für sich behalten hat. Das wäre wahrscheinlich immer noch nervig, aber nicht DAS Problem. Das Problem ist eher, dass er ein Waisenhaus unter sich hat und das Geld dort nicht ankommen lässt. Und Waisenhäuser sind dem Pater wichtig da er ja selbst in einem lebt, wenn er gerade keine Aufgabe von Iskariot bekommen hat. "Mord?", fragt Alex und Alucard nickt. "Mord." Sein Blick geht zum Pater. "Mord?" Dieser denkt kurz nach, ehe er aufsteht und sich das Handy schnappt. "Mord." Eigentlich wollten sie ja gemütlich den Abend verbringen! Aber jetzt haben sie noch eine kleine Aufgabe vor sich, wie es zu sein scheint.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now