Ich spreche kein Vodka!

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Ein lautes "Priviet!", ertönt und jemand spricht Alexandra auf russisch an. Überfordert dreht sie sich zu dem Russen um und hebt leicht die Hand. "Ehm... Priviet?" Sie weiß, dass das Hallo heißt. Das wars. Sie kann Hallo. Tschüss. Oma. Arschloch und ein Wort zum Trinken von Alkohol, wenn man anstößt. Das ist ihr gesamtes russisches Vokabular. Immer weiter spricht der Russe mit ihr und scheint ihr irgendetwas vermitteln zu wollen! Was sie aber nicht hinbekommt. Hilfesuchend sieht sie zu den beiden Männern, die stumm da stehen. Es gibt kein Anzeichen von Gewalt. Also wird nicht eingegriffen. "Kann mir mal jemand sagen, was er sagt?", ruft sie leicht verzweifelt und sieht wieder zu dem Kerl. "Ich habe keine Ahnung was du willst!" Diesmal sieht sie zu Alucard. "Hilf mir mal! Ich sprech kein Vodka!" Stille. Mit einem Mal prustet der Pater hinter dem Urvampir laut auf, beugt sich nach vorn und bricht vor Lachen fast ab. 

Alucard hingegen zieht eine Augenbraue hoch. Fragezeichen tauchen über seinem Kopf auf und er hat keine Ahnung, was sie von ihm will. "Was... sprichst du nicht? Weib. Vodka ist ein Getränk. Keine Sprache." Alex verdreht die Augen. "Fuck it! Ich habe keine Ahnung was der will!" Seufzend schüttelt der schwarzhaarige den Kopf und stellt sich neben sie. "Sei still und hör zu.", meint er nur und sieht den Mann an. "Hey.", fängt er an. Auf russisch. Der dunkelblonde Mann richtet sich auf und lächelt. "Sie können russisch?" Alucard nickt. "Man hat lange Zeit, ein paar  Sprachen zu lernen.", erwidert er und sieht zu Alex, die ihn mit großen Augen anstarrt. Auch der Pater sieht ihn überrascht an. "Du kannst die Sprache?", fragt Anderson und kommt dazu. "Hey, wenn mich niemand fragt werde ich sicherlich nicht damit angeben." Schon wendet er sich wieder dem Russen zu, der geduldig gewartet hat. "Sie müssen Alucard sein. Der Pater und Alexandra." 

Die blauhaarige hebt ihren Kopf, als sie ihren Namen hört. Sie fängt das Grinsen an. "Mein Name klingt verdammt cool!", ruft sie und lacht kurz. Der Mann sieht auf sie runter und zieht eine Augenbraue hoch. "Sehr energetisch, die Kleine." Alucard nickt. "Kann sie sein. Aber sie sollte nicht in deinem Fokus liegen." Die unterschwellige Drohung trifft auf fast taube Ohren. "Ich bin Jeremej. Ich soll euch vom Flughafen abholen und zu uns bringen. Eigentlich hätten wir einen Übersetzer gehabt, aber wenn Sie die Spreche können, ist es besser." Der Urvampir übersetzt alles und die junge Frau versucht, seinen Namen richtig auszusprechen. Jeremej hilft ihr selbst dabei und wiederholt seinen Namen immer wieder, bis sie es einigermaßen drauf hat. Lachend hebt sie ihre Hand, als sie es richtig ausgesprochen hat und der Kerl schlägt schmunzelnd ein. Anderson und Alucard beobachten das alles ein wenig skeptisch. Sie macht sich eindeutig zu schnell Freunde.

Der Russe bringt sie zu einem Wagen und beide Alex's sind froh, im Warmen zu sein. Denn der Pater hat dann doch gefroren und auch Alexandra ist glücklich darüber, nicht als Eisklotz zum Auto geschoben werden zu müssen. Der Mantel hat jetzt nicht allzu viel abgehalten. Sie gibt ihn wieder zurück und schnallt sich an. Jeremej sieht sie im Rückspiegel leicht irritiert an. "Sie muss sich nicht anschnallen.", meint er zu Alucard, der neben ihm auf dem Beifahrersitz platz genommen hat. Auch er hat sich schon angeschnallt und winkt ab. "Sie kommt aus Deutschland.", meint er nur und seufzt. "Lass sie nie fahren. Bitte." Anderson hat sich auch angeschnallt. Alles ziemlich reflexartig, da es bei Alex eben Standard war, sich anzuschnallen. "Sie kommt aus Deutschland?" Entgeistert brummt der Urvampir zustimmend. "Wie viel Alkohol verträgt sie?" Wird das jetzt eine Fragestunde über seine Zecke, oder was? Aber er sollte sich friedlich verhalten. "Hey, Zecke. Wie viel Alkohol verträgst du?" Auch sie wirkt ein wenig verwirrt, ehe sie grinst. "Willst du mit mir hier saufen?", fragt sie und lacht. "Du verlierst!" Alucard dreht seinen Kopf zu ihr. "Er wills wissen. Also?" Sie lehnt sich nach vorn und sieht Jeremej seitlich an. "Sa sdrowje!" Lachend lenkt er den Wagen aus dem Parkplatz raus und nickt. "Sie ist eine gute Frau!"

Auf was haben sie sich hier schon wieder eingelassen. "Dein Fokus, Mensch.", zischt Alucard und sieht entgeistert nach vorn. Der Wagen wird langsam warm und die beiden hinten sitzenden tauen ein wenig auf. Jeremej lässt ein wenig Zeit vergehen, ehe er anfängt. "Wir haben in unserem Bezirk vier Stützpunkte ausfinden machen können. Zwei konnten wir erledigen. Aber keine Chance, was die Informationen angehen. Die halten dicht. Vielleicht bekommt ihr mehr aus ihnen raus. Es kann auch sein, dass es mehr Stützpunkte in unserem Bereich gibt, als wir wissen." Der Russe klärt auch darüber auf, was ein Bereich oder Bezirk bedeutet. Ganz Russland ist in 57 verschiedene Bereiche von der Organisation aufgeteilt worden. Jeder Bezirk hat seinen eigenen Stützpunkt, egal wie abgelegen der Ort sein mag. Einmal pro Tag muss man einen Bericht einreichen, was passiert ist, wie es mit den eigenen und feindlichen Stützpunkten aussieht und so weiter und so weiter. Um einiges organisierter als Deutschland, wie Alucard findet! Aber die Deutschen waren auch gerade erst im Aufbau. 

Irgendwann sitzt Alex nicht mehr direkt hinter Jeremej, sondern in der Mitte der drei hinteren Sitze und starrt herum. So viel neues zu sehen. Sie fühlt sich wie ein kleines Kind, als sie mit ihrer Familie in den Urlaub gefahren ist! Mit ihrer... Familie... Anderson merkt den Stimmungswechsler und legt ihr eine Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?", fragt er besorgt und sie lehnt sich nach hinten. "Sorry. Es war... Ich hab mich nur kurz wie daheim gefühlt." Immer noch ist ihre eigentliche Dimension ihr Zuhause. Nicht das Anwesen. "Wie meinst du?" Vielleicht hilft es ja dabei, wenn sie redet. Alucard hört den beiden zu, starrt aber nach vorn. Er hasst es, wenn sie so traurig ist. "Wir sind früher immer in den Urlaub gefahren. Hat mich bloß daran erinnert. Mehr nicht." Sie lächelt ein wenig gezwungen. "Seht Ihr? Mir gehts doch gut!" Ohne ein Wort zu sagen, legt der Geistliche ihr einen Arm um die Schultern und zieht sie zu sich. Ihr geht es alles andere als gut. Stumm kuschelt sie sich weiter an ihn und blickt in die Ferne. Wenn andere besser über einen bescheid wissen, als sie sollten. Während der Pater ihr also ein wenig halt gibt, redet Jeremej nur sporadisch weiter. Warum ist die Stimmung jetzt gekippt? Will er es wissen? Aber zumindest scheinen ihre Begleiter bescheid zu wissen. Das sollte ausreichen.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now