Die deutsche Kartoffel

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Alucard verschränkt die Arme. "Ich habe doch gesagt, dass ich mich darum kümmern werde. Hat hier eigentlich irgendjemand genug Vertrauen in mich, damit man mir glaubt?", zischt er leicht sauer und verdreht die Augen. Doch Alex nutzt die kleine Pause aus, um auch bei dem Pater hoch zu springen und ihn fest zu umarmen. "Nie wieder. Macht das nie wieder, Pater!", flüstert sie und spürt schon seine Hände auf ihrem Rücken. "Es war die einzige Möglichkeit, dich da lebend raus zu bringen. Ich kann mich regenerieren! Du nicht." Wie beim Urvampir, gibt sie Anderson einen Kuss auf die Stirn und seufzt erleichtert auf. "Ich hab fast nur geheult weil ich dachte, dass ihr beide tot wärt." Andersons Herz geht auf und er kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auch, wenn er sich selbst verdammt viele Sorgen gemacht hatte. Immerhin war sie ja auch weg und nur durch Alucard hat er erfahren, dass sie verhaftet wurde.

Deutsches Gebrüll wird laut und Alucard entscheidet spontan, dass er erst Alexandra in Sicherheit bringen wird, ehe er den Pater mitnimmt. Aus dem Schatten schubst er die junge Frau in einen Raum, in welchem sie sich unsicher umsieht. Sie wird angestarrt. Ein kurzes Lächeln, ehe sie vorsichtig eine Hand zur Begrüßung hebt. "Ehm... Hallo?" Unangenehm. Sehr unangenehm. "Alexandra Kindred? Würdest du bitte deinen ARSCH vor die Kamera bewegen? Bevor ich ihn dir aufreiße?" Das ist doch die Lady! Sofort reißt die blauhaarige den Kopf herum und erblickt eine Leinwand, auf der Integra anscheinend per Videokonferenz zugeschalten ist. "Lady Integra!", ruft sie und stellt sich vor die Leinwand. Entdeckt die Kamera und sieht breit grinsend rein. "Würdest du mir erklären, wie du in das Gefängnis gekommen bist? Und wie man dich bitte hat einbuchten können?" Nervös lachend sieht die junge Frau auf die Seite. "Ja.... witzige Geschichte, Lady Integra!"

So ganz witzig findet sie es nicht. Kann es aber verstehen, wie sich Alex verhalten hat. Es war eine mehr als unglückliche Aneinanderkettung von falschen Zeitpunkten. Denn sie kennt die andere Seite auch schon. Die von Alucard und dem Pater, die beide nun auftauchen und sich zu der blauhaarigen stellen. "Eine kurze Aufklärung, wo du hier bist, Alex.", fängt die Lady an und sieht hinter sie. "Das hier ist das Hauptquartier der deutschen Organisation, mit der wir zusammenarbeiten. Der oberste Befehlshaber ist Thomas Berger. Er ist für das Haus verantwortlich, welches auch durchsucht wurde. Der Laptop und andere wichtige Dinge wurden vorher von ihm und seinem Team mitgenommen." Alex sieht den Kerl an, der ihrer Meinung nach am meisten nach demjenigen aussieht, der das Sagen hier hat. Dieser lächelt und steht auch auf. Hält ihr eine Hand hin. "Thomas Berger mein Name. Ich habe gehört, Sie können Deutsch?"

Nach dem Händeschütteln, nickt Alex. "Meine Muttersprache, Herr Berger." Dieser nickt noch einmal und sieht die Lady an. Spricht nun mit einem fast akzentfreien Englisch. "Wir werden uns um den Rest kümmern, Lady Integra." Während die beiden noch etwas besprechen, legt der Pater ihr eine Hand auf die rechte Schulter. Alex zuckt sofort weg, lächelt aber augenblicklich wieder und hebt abwehrend eine Hand. "Haben sie dir weh getan?", fragt Anderson besorgt, doch sie schüttelt den Kopf. "Nur ein Trümmerteil nach der Explosion. Nichts großes. Es tut auch nicht weh! Ich hab nur vergessen, dass es passiert ist und war erschrocken. Alles gut!" Selbst Alucard blickt vorwurfsvoll auf sie hinunter. "Zeig.", meint er und wartet. Als die blauhaarige nichts macht, um das Shirt auf die Seite zu ziehen, beugt sich der Urvampir nach unten. "Zeig es uns oder es wird Konsequenzen nach sich ziehen, junges Fräulein." Allein die letzten beiden Worte reichen schon als Drohung aus. Denn das hat er noch nie zu ihr gesagt. Entgeistert sieht sie auf die anderen. "Ich leg hier sicher keinen Strip hin!", zischt sie leise.

"Wir sind gleich wieder da.", gibt Alucard laut von sich und schnappt sich Alexandra. Gefolgt von dem Pater gehen sie aus dem Raum und in den nächsten von dem Alucard weiß, dass es die Toilette ist. "Los." Die Augen verdrehend, zieht sich Alex das T-Shirt aus und sieht genervt auf die Seite. Alucard sieht auf ihre Schulter. Dann zu ihrem Gesicht, welches von ihr abgewendet ist. Dann wieder auf ihre Schulter. "Zecke. Das ganze Ding ist blau!" Auch der Pater kommt näher und schüttelt den Kopf. "Es ist nichts großes? Ich bin überrascht, dass du deinen Arm noch heben kannst!" Alex sieht die beiden weiterhin nicht an. Sie steht hier nur im BH vor ihnen und kennt ihre Gedankengänge, sollte sie einen von beiden ansehen. Sie bewegt die Schulter und zuckt mit ihnen. "Ich spür nicht mal einen Schmerz, also ist alles gut. Kann ich mich jetzt wieder anziehen? Ich fühle mich wie die deutsche Kartoffel die ich bin, die zwischen zwei Steaks ist!" Das war ihre Version von: Sie fühlt sich ein wenig unwohl, wenn beide heißen Typen hier gerade ein wenig nah dran sind, während sie halb nackt in der Gegend herum steht!

Dankbar, dass sie sich wieder anziehen darf, zieht sie sich das Shirt runter und hat im nächsten Moment Alucards Hand um ihr rechtes Handgelenk geschlungen. "Spürst du überhaupt keinen Schmerz, oder ist das bloß an der Schulter?" Da sie darauf keine Antwort hat, zuckt sie nur mit den besagten und sieht ihn verwirrt an. Ein wenig skeptisch blickt der Urvampir auf den Arm und zwickt, was sie aufzischen lässt. "Spinnst du?!", faucht sie und zieht ihren Arm aus seinem Griff. Schmerz scheint sie noch spüren zu können. Das reicht ihm aus. "Hättest du überhaupt keinen Schmerz mehr gespürt hätten wir ein Problem gehabt, Zecke." Sofort verstummt sie und legt sich eine Hand auf den Rücken. Daran hat sie gar nicht gedacht. Es war so viel auf einmal, dass sie nicht an die möglichen Folgen des Sturzes gedacht hat. "D-Danke...", murmelt sie und seufzt. "Können wir wieder zurück?"

Wieder im Konferenzraum angekommen, werden sie schon erwartet. "Warum habe ich das Gefühl, dass da was komisches läuft, wenn ihr drei friedlich und schnell verschwindet?", fragt die Lady und schüttelt den Kopf. "Weil ich keinen Strip vor allen hier hinlegen wollte, weil sie meine Schulter ansehen wollten. Und das Shirt wollte ich jetzt nicht ausdehnen!", erwidert die junge Frau und verschränkt die Arme. Die Lady zieht eine Augenbraue hoch. "Aber die beiden?" Ohne darüber nachzudenken, entkommt Alex ein: "Die dürfen!", ehe ihr das Gesagte auffällt und sie schluckt. Aber sie spielt das alles ziemlich gut runter. "Ich vertraue ihnen komplett. Außerdem ist es nur ein bisschen blau." Alucard schlägt ihr leicht auf den Hinterkopf. "Ein bisschen? Zecke! Deine Schulter sieht aus, als wäre da jemand mit einer Abrissbirne dagegen!" Ein kleiner Seitenhieb zum Pater, der tief durchatmet. "Woher sollte ich wissen, dass du sie raus holst, wenn du mir nichts davon sagst?!" Integra sieht die drei auf dem Bildschirm an. "Von was weiß ich noch nichts und wofür war die Abrissbirne?" Uh-Oh...

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now