Notlösung

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"Was hast du zu ihm gesagt? Der war ja noch bleicher als die Wand hinter ihm!" Alex ist ein wenig besorgt. Allein deswegen, weil sie hier erst einmal eine Basis haben und wenn Alucard einen auf Arsch macht, dann haben sie vielleicht keine Unterkunft mehr! "Nicht viel. Wenn er noch einmal scheiße verzapft, wird er dem Gras beim wachsen von unten zusehen können. Denn spannender als das wird es als Leiche nicht." Sie fühlt sich schuldig und lässt kurz ihren Kopf hängen. "Du... Du weißt schon, dass ich wirklich schwach bin, oder? Ich kann nicht besonders gut schießen. Habe keine besonderen Fähigkeiten. Vermassle das meiste." Alucard seufzt. "Pater? Gebt ihr mal einen Schlag auf den Hinterkopf von mir. Ich komme grade nicht an ihre hohle Birne ran." Überrascht spürt sie einen Schlag und sieht zu Anderson. "Ich bin auf seiner Seite. Tut mir leid, Alex."

Jeremej fährt sie. Er lässt es sich nicht nehmen, die drei in Aktion zu sehen. Vielleicht kann er ja dann endlich verstehen, warum sie so gut sein sollen. "Kann ich mit? Ich will wissen, mit wem ich zusammenarbeite.", meint er schlussendlich und Alucard sieht ihn an. "Du fährst. Du könntest verletzt werden, wenn du mit uns mit kommst.", erwidert er nur und schnaubt. Als Anderson fragt was los sei und Alucard ihm das entgeistert mitteilt, mischt sich Alex ein und stimmt zu. Dann würde er sehen, wie es ablaufe und er würde zumindest Alucard und den Pater nicht mehr unterschätzen. Beide Männer sind dagegen. Vollkommen dagegen. Er könnte scheiße anstellen und auf ihn werden sie sicherlich nicht aufpassen. Es reicht, dass sie sich auf die Mission konzentrieren müssen. Auf das Finden von Informationen! Jetzt sind sie mehr denn je auf Alucard angewiesen, da nur dieser die Sprache beherrscht. Aber man kann einer bittenden Alexandra mit den großen Rehaugen und einer Schmolllippe nichts abschlagen.

Der Motor wird abgestellt. "Wir sind da!", meint der Russe und deutet auf ein Gebäude mitten in der Stadt. Das wird jetzt unangenehm. Mitten in der Stadt? Da kommt man ihnen um einiges schneller auf die Schliche als auf verlassenen Höfen. Alle vier steigen sie aus und Alex flucht auf deutsch, dass sie wieder keine Jacke hat. "Mach dir warme Gedanken.", erwidert Alucard so kühl wie die Umgebungstemperatur und Alex muss kurz lachen. "Oder eine gewisse andere Konstellation!" Sowohl Alucard, als auch Anderson verstehen diesen Satz sofort und sehen sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Während bei Alucard aber die Warnung mitschwebt, dass sie jetzt gefälligst die Klappe hält, schwingt beim Pater so die gewisse Resonanz mit, dass Alucard da nichts damit zu tun hat. Sie grinst breit und zwinkert, ehe sie Jeremej ansieht und auf eines der Gebäude zeigt. Dieser ist von vorhin noch ein wenig vorsichtig und hat das alles weder gesehen, noch gehört. Wobei er eh nichts verstanden hat.

Zur Überraschung von dem Geistlichen und der jungen Frau, gehen die vier in ein Hotel. Ein sehr nobles Hotel! Nur Alucard ist nicht überrascht, da er sie spüren kann. Die Vampire sind überall. Aus seiner pocket Dimension zieht er eine kleinere Pistole und gibt sie Alex. Ja, er hat ihre Sachen. Aber er hat auch den Platz da drin und wo soll sie es hintun? Die blauhaarige sieht schnell nach und fragt noch schnell nach dem Magazin, da das andere fast leer ist. Alucard gibt ihr dies und die Pistole verschwindet unter ihrem Hosenbund. Das leicht lockere Top darüber, eine andere Gangart und schon ist sie nur noch zu erahnen. Jeremej beginnt zu verstehen, warum sie effektiv sind, will es aber im Detail verstehen und auch sehen. "Im Hotel arbeiten unsere Leute. Selbst Vampire. Zwei an der Rezeption, einer als Zimmerservice, der die Speisen in die Zimmer bringt und ein Page. Bitte bringen Sie sie nicht um." Der schwarzhaarige sieht zu ihm und zuckt mit den Schultern. "Wir werden es sehen.", erwidert er nur und sie betreten nicht die Eingangshalle, sondern den Hintereingang. 

Sofort werden sie von einem Mann schief angesehen, der nach ihrem Grund fragt, warum sie denn hier wären. Doch Jeremej winkt ab und augenblicklich kommt ein zweiter, etwas jüngerer Mann zu ihnen gelaufen. "Sind sie das?", fragt er und der Russe nickt. "Sie sind da. Bring die anderen raus. Wenn es anfängt, wird es keine Gnade geben." Der junge Mann, vielleicht Anfang 20 und somit in Alexandras Alter, sieht die drei an. Er wirkt beeindruckt, ehe Jeremej ihn leicht anstößt. Der junge Kerl zuckt zusammen, nickt und läuft durch ein paar Gänge zur Rezeption, um bescheid zu geben. "Und das war...?", fragt Anderson und sieht zu Alucard. Dieser zuckt mit den Schultern. "Woher soll ich das wissen. Ist er wichtig für das Ziel? Nein. Interessiert es mich? Nein. Warum also fragen.", erwidert der schwarzhaarige nur und sieht sich derweilen in dem Gang und den dort arbeitenden Leuten um. Er ist in jedem Kopf aber niemand weiß, was hier bald ablaufen wird. Sehr gut.

"Kommt mit! So haben wir weniger Aufmerksamkeit. Wir können durch den Aufzug bei der Küche! Der bringt uns in das richtige Stockwerk!" Auch hier übersetzt der Urvampir alles und sie laufen durch die Bereiche, in die eigentlich keine Gäste kommen. Aber sie werden kaum komisch angestarrt, weil kaum Leute hier sind. Und wenn, dann sind sie in ihre Arbeit vertieft. "Hier!", ruft Jeremej und wirft Alex eine Jacke der Angestellten hin. Sie runzelt die Stirn und fängt sie ohne Probleme auf. Während der Russe erklärt, übersetzt Alucard wieder. Sie soll das anziehen? Um wie eine Angestellte zu wirken? "Warum? Können wir nicht einfach reinstürmen? So wie wir es sonst auch gemacht haben?", fragt sie und sie stehen vor dem Aufzug. Auch das übersetzt Alucard. Er ist noch nicht lange der Übersetzer und hat jetzt schon keinen Bock mehr. "Hier sind noch unschuldige Menschen. Wir sollten zumindest in die Räume kommen. Das geht am besten mit einem Angestellten!" 

Immer noch ist Alex nicht so wirklich überzeugt, zieht sich aber die Jacke an und macht sie zu. "Und was soll ich sagen? Ich habe nichts, was ich geben könnte! Meine Fresse... da kommt man als Stripperin besser rein!", zischt sie entgeistert und bewegt sich ein wenig in der Jacke. Jeremej weiß es selbst noch nicht, was sie sagen soll. Sie fahren in den achten Stock und mit einem 'Ding' geht die Aufzugstür auf. Niemand ist auf den Gängen zu sehen. Doch. Da hinten geht eine junge Frau auf sie zu. Alex sieht sie skeptisch an. Sie ist auffällig gekleidet. Ein Minirock. Hochhakige Schuhe. Ein Oberteil, welches wohl nur die Nippel verdecken soll und eine halb offene Jacke, welche das zeigt. Sie ist sehr stark geschminkt und scheint nach einem Zimmer zu suchen. Jeremej folgt ihrem Blick und sieht dann Alex an. Dann die beiden Männer. "Es wäre eine Möglichkeit, wie man auf jeden Fall da rein kommt. Denn die Kleine hat irgendwie recht." Alucard schnaubt und lehnt sofort ab. Alex zieht sich nicht wie eine Stripperin an! Doch je länger sie warten und Anderson die Aufzugtüre aufhält, desto mehr kristallisiert sich das als einzig wirklich gute Idee heraus. Alex dreht langsam ihren Kopf zu den drei und schüttelt ihn. "Nein. Oh scheiße nochmal, nein!"

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now