Erdbeere oder Vanille-Blut?

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Integra ist so sozial und nachsichtig und legt noch einen extra Tag zum Ausruhen oben drauf. In Alexandras Raum steht jetzt ein Radio, welches überraschend gut läuft. Sie liegt auf dem Bett und starrt an die Decke. Kann die meisten Lieder mitsingen und vergewaltigt somit Alucards Ohren, der auf dem Stuhl sitzt, seinen zweiten Vanillemilchshake mit normalem menschlichen Blut schlürft und die Augen halb geschlossen hat. Der Pater sitzt mal wieder auf dem Bettrand, hat seinen eigenen Erdbeermilchshake und ist still. "Wie kann man seinen eigenen Shake vergessen?", mault Alucard und sieht die blauhaarige an, die ihren Kopf dreht. "Hey! Ich habe meinen vergessen, weil ich ne größere Bestellung hatte, okay? Ich hätte mir auch deinen nehmen können!", erwidert sie und er verdreht die Augen, ehe er seinen Arm ausstreckt. "Willst du?" Alex dreht sich zwar auf den Bauch, legt dann aber den Kopf auf die Matratze. "Ich will nicht aufstehen..."

Anderson sieht sie mit einer gerunzelten Stirn an. "Da ist Blut reingemischt. Willst du das wirklich trinken?" Die junge Frau zuckt mit den Schultern und Alucard steht sogar für sie auf, ehe er ihr den Becher mit dem Strohhalm hinhält. Grinsend nimmt sie einen Schluck. "Danke!" Nickend setzt der Urvampir sich wieder auf den Stuhl. "Zufrieden?" Ein wenig entgeistert verzieht sie das Gesicht. "Man kann es trinken, aber... meins ist es jetzt nicht." Der eisenhaltige Geschmack im Nachzug ist jetzt nicht wirklich ihr Favorit, wenn es um Vanille geht. Anderson hält ihr seinen Becher hin. "Nachspülen?" Dankbar nickend übertüncht sie mit dem Erdbeershake den anderen und zieht ihr Kissen zu sich, ehe sie ihren Kopf drauf fallen lässt. Sowohl gestern, als auch heute hat sie sich Gedanken um die Entscheidung gemacht. Ob sie sich bereit fühlt. Alex fürchtet, dass sie sich nie bereit fühlen wird, da sie einfach niemanden verletzten oder ausstoßen will.

Aber eines muss man den beiden anrechnen. Keiner von ihnen hat irgendwie versucht, sie zu manipulieren oder zu einer Entscheidung zu drängen. Wobei sie sich nicht einmal sicher ist, ob der Pater für sich selbst schon eine Entscheidung getroffen hat. Denn bei ihm hängt um einiges mehr dran als bei ihr oder Alucard. "Wie sieht es eigentlich im Waisenhaus aus? Läuft alles glatt?" Eine Frage, die vielleicht ein wenig Abwechslung in die Stille bringt. Anderson dreht seinen Kopf zu Alex und nickt lächelnd. "Ja, danke der Nachfrage. Wir haben ein paar Kinder weitervermitteln können und ein paar Neue sind dazu gekommen. Der normale Kreislauf. Den Schwestern geht es gut. Man meint schon, dass die Kinder mich vermissen und nach mir Fragen!" Sein ehrliches Lächeln, wenn er von den Kindern spricht, hat was. Macht ihn noch einen Ticken attraktiver. Alex! Wo denkst du wieder hin? Böse! Aus! Pfui!

"Was wäre, wenn wir vor unserem nächsten Land einen kurzen Zwischenstopp einlegen? Dann könnt Ihr Eure Kinder mal wieder sehen. Könnte Euch gut tun!" Alex schließt halb die Augen als Anderson ihr seine Hand auf den Kopf legt und leicht mit den Fingerspitzen durchstreicht. "Das wäre eine Idee. Wenn es möglich wäre, wäre ich dankbar darum!" Die blauhaarige sieht ihn an und nickt. "Passt. Nur eine kurze Warnung, Pater. Macht weiter und ich lieg auf Euch drauf und ihr müsst weiterkraulen." Sie schmunzelt. "Riskiert Ihr es?" Und wie er es riskiert. Während Alex auf seinem Schoss liegt und die Augen geschlossen hat, hält der Pater mit einer Hand den Shake und krault mit der anderen weiter. "Ich würde vorschlagen, dass du bei dem kurzen Besuch im Flugzeug wartest." Denn der Geistliche traut ihm mit den Kindern nicht. Brummend dreht Alex leicht den Kopf. "Alucard kann sich zusammenreißen. Nicht wahr, Alucard?" 

Dieser sitzt unbeeindruckt auf seinem Stuhl, den er jetzt vollkommen für sich deklariert hat und nickt. Schlürft nebenher noch den Shake. Lässt sich nicht davon beirren, dass Alex beim Pater liegt. Es ist noch nichts fest. Wenn er sich jetzt einmischt, wird ihn das nur herunterstufen. "Natürlich kann ich mich zusammenreißen, Zecke. Sehe ich aus wie ein Barbar?" Die blauhaarige schmunzelt und schließt dann ihre Augen. "Nope... wie ein heißer Vampir..." Sie stockt. Anderson stoppt mit dem Kraulen. Alucard stellt den Shake weg. "Vielleicht solltest mal darüber nachdenken, was du sagst." Ein leises Schnauben. "Oder du solltest mal lernen, Komplimente anzunehmen. Mit Dankbarkeit ist nicht mehr viel.", erwidert sie und sieht den Pater an. "Keine Sorge. Ihr seid auch heiß. Das ist ja das schlimme. Ihr seht beide verdammt gut aus." Wenn die beiden schon ehrlich sind, dann sollte sie es zumindest auch sein. Ein wenig. Das kann sie ja sagen.

"Themawechsel.", meint der Pater und räuspert sich. Er will jetzt nicht wirklich etwas davon hören, wie heiß wer ist und warum das schlimm sei. "Wenn wir im Waisenhaus sind, dann bitte ich um ein gediegenes Auftreten. Die Kinder sind christlich erzogen worden. Wenn ihr keine Ahnung habt was Ihr sagen sollt, dann sagt am besten nichts. Die Religion steht ganz oben auf der Liste der Dinge, die nicht nur am meisten gefördert werden, sondern an sich das wichtigste in dem gesamten Lebenszyklus der dort lebenden Kinder ist. Es ist mir wichtig, dass ihr beide das wisst. Keine abfälligen Kommentare über den Herrn oder die Glaubensrichtung. Und wenn ihr meinetwegen auch nur so tut, als würde euch das Christentum interessieren!" Alex dreht sich auf den Rücken und bleibt entspannt. "Ich wurde christlich erzogen, Pater. Bei meinen Großeltern hieß es vor dem Essen beten, Sonntags in die Kirche und selbst mich haben sie als kleinen Pimpf nachher mit auf das Grab gezogen. Ich behaupte zu wissen, wie ich mich benehmen sollte."

Alucard wird einfach die Klappe halten. Auch wenn das ein wenig schwierig wird, gegenüber niemandem einen sarkastischen Kommentar mir Gott zu erwähnen. Vielleicht ist er einfach der stumme Mann? Er kann und will nichts sagen? Nein, das kann er auch nicht ganz bringen. "Kriegen wir schon irgendwie hin." Der Urvampir dreht seinen Kopf zur Tür und wartet auf Seras, die er schon spüren kann. Wahrscheinlich mit einer Nachricht von der Lady. Tatsächlich klopft es keine Sekunde später und sie wird von Alex hereingebeten. Die blondhaarige Frau tritt ein und sieht sich die Konstellation kurz an, ehe sie lächelt. Wundern tut sie sich hier über gar nichts mehr. "Meister? Eine Nachricht von Lady Integra! Ihr sollt Euch zur Abreise bereit machen. Ziel ist Russland! Es kann jederzeit abgeflogen werden, die Piloten sind schon da." Die Draculina, die eigentlich schon froh war ihren Meister wieder zu haben, muss sich also ganz schnell wieder von ihm verabschieden. "Wir nehmen dir was aus Russland mit!", ruft Alex grinsend und steht auf. "Ich hoffe nur, dass warme Kleidung im Jet ist. Ich hab zwar hin und wieder mal Probleme die Temperatur richtig einzuschätzen, aber bei Minusgraden habe ich dann so meine Grenze." Alucard nickt und steht auf. Auch Anderson erhebt sich. Auf gehts zur nächsten Station.

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now