Die etwas andere Ablenkung

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Lady Integra ist die erste, die ihre Stimme erhebt. "Wir haben ein klitzekleines Problem, Pater. Ihr solltet davon eben auch in Kenntnis gesetzt werden. Vielleicht wollt Ihr dies Iskariot weitergeben, oder ich werde es tun. Denn je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr ist ein Zusammenschluss unserer Kräfte sinnvoll. Es könnte sonst so ein Ding wie mit dem Major werden." Dem wollten eigentlich alle aus dem Weg gehen. Immerhin sind es jetzt keine Nazis. Das ist wenigstens etwas! "Aber wie wollen wir die Vampire, die vom 'Fließband' kommen von denen auseinander halten, die friedlich ihr Leben fristen?", fragt Seras und hat damit durchaus einen Punkt. Doch der Pater verschränkt die Arme und verzieht missbilligend das Gesicht. "Tch! Vampir ist Vampir! Sie sind alle Sünder und Sünder gehören bestraft." Selbst Alex hält die Klappe und sieht nur auf den Boden. "Habt Ihr uns etwas zu sagen, Pater?" Och, nö. Kein Blutbad, bitte!

Anderson und Alucard stehen sich direkt gegenüber. Starren sich in die Augen. Alucard lächelt selbstsicher und mit Hohn. Der Pater presst seine Kiefer aufeinander und muss sich offensichtlich beruhigen. "Ich hätte dir sehr viel zu sagen, du-" "Ananas! Denkt an die Ananas!" Beide Männer sehen nach unten. Alexandra hat sich kurz entschlossen zwischen die beiden gequetscht und sieht hoch. Angeekelt sieht Anderson auf die Seite. Bekommt halbe Vietnam-flashbacks bei dem Gedanken an die Ananas. Alucard hingegen sieht auf Alexandra. Dann auf Anderson und bricht in schallendes Gelächter aus. Während die blauhaarige froh ist, dass alle noch leben und niemand sich mehr umbringt, sehen sich Seras und Integra verwirrt an. Ananas? Was hat es damit auf sich? Und warum reagieren die zwei Streithähne so speziell auf dieses Wort? Der Pater sieht aus als müsste er sich übergeben und hätte PTBS. Der Urvampir hingegen kommt aus dem Lachen kaum noch raus.

Es wäre ein riesiger Fehler gewesen, hätte Alucard sie irgendwie getötet oder töten lassen. Das weiß er nun. Man bringt die beiden sonst eigentlich nicht so schnell aus ihrem kleinen Streit heraus. Doch das scheint sich nun geändert zu haben. Mit einem leisen Seufzen fängt Alex das Lächeln an. "Ich weiß, ihr beide müsst euch nicht gern haben. Das habe ich schon. Aber versucht euch bitte nicht umzubringen, klar? Ich will keinen von euch beiden irgendwie verlieren." Da wird das Menschlein ja richtig gefühlsduselig. "Du würdest keinen von uns beiden verlieren. Wer mich töten kann, der bringt dich schneller um als ich einen normalsterblichen. Und der Pater ist auch ein hartes Stück." Nickend bestätigt die blauhaarige das Gesagte. "Ich weiß. Ich will es trotzdem nicht. Wenn es auf Spaß beruht habe ich nichts dagegen. Wirklich! Aber das war kein Spaß mehr zwischen euch." Ihr Blick wird ein wenig vorwurfsvoll und richtet sich auch teils auf den Pater, der sich ein wenig beruhigen konnte.

Oh, wie sehr er die Kleine doch vermisst hat. Ihre Sprüche. Ihre Art, mit ihnen beiden umzugehen und der Versuch, die beiden irgendwie zum Frieden zu bewegen. Der Pater legt ihr lächelnd eine Hand auf ihre linke Schulter. Sieht auf sie hinunter. "Ich hab dich auch gern, Alex. Du musst dir keine Sorgen machen, dass etwas passiert." Anderson sieht zu Alucard. Seine Stimme bekommt einen leicht kühlen Unterton. "Wir sind erwachsene Männer und wissen, wann wir zu weit gehen würden. Nicht wahr? Stimmst du nicht auch zu, dass sich unsere arme Alexandra keine Sorgen machen muss, dass etwas passiert? Immerhin braucht sie uns beide." Der Urvampir legt seine behandschuhte Hand auf ihre rechte Schulter und nickt. Seine Stimme gleicht sich der von Anderson an. "Ich stimme durchaus zu, dass wir als erwachsene Männer die Grenzen kennen sollten." Beide starren sich an. Die Stimmung wird ja eher schlimmer, als besser! Eine sehr unorthodoxe Idee kommt in den Kopf der blauhaarigen jungen Frau. 

Sie dreht sich ein wenig seitlich hin. Löst somit die Hände der beiden von ihren Schultern und legt ihre auf den Nacken der beiden. Drückt ihre Oberkörper herunter, was diese auch zulassen! Nur, ohne sie dabei anzusehen. "Ihr zwei lasst mir keine andere Möglichkeit.", meint sie und schmunzelt. "Ich entschuldige mich nicht." Schnell drückt sie ihre Lippen erst auf Alucards Wange und dann auf die des Paters, da ihr der Vampir schneller durch die Lappen gehen könnte. Lässt sie los, tritt lächelnd einen Schritt zurück und wartet, ob die Verwirrung eintritt. Beide richten sich wieder auf. Sprachlos. Die Männer sind beide sprachlos. Alucard findet seine Worte als erstes wieder. "Was... Zecke? Was genau sollte das?" Seine Augen gehen zu ihr. Es ist immer noch ein warmer Fleck auf der rechten Seite seiner Wange, der irgendwie nicht weg geht. "Alexandra..." Selbst der Pater weiß nicht, was er sagen soll. Zufrieden nickt die junge Frau. "Passt doch. Ihr bringt euch nicht mehr um. Mein Job ist getan." Aus dem Lächeln wird ein Grinsen. "Habe ich recht, oder habe ich recht?"

Okay. Jetzt reicht es der Lady. "Egal was das hier werden soll, es ist jetzt Schluss damit!" Sie geht einen Schritt auf die drei zu. Kann es eigentlich kaum glauben, dass Alexandra immer noch lebendig da steht und Alucard sie nicht schon umgebracht hat. Er muss wirklich einen Narren an ihr gefressen haben, wenn er ihr das durchgehen lässt. "Wir haben hier keine Zeit für irgendwelche Kuschlereien. Wir haben ein ernstes Problem! Verlange ich zu viel wenn ich möchte, dass man dies auch ernst behandelt?" Seras hingegen spürt das leichte emotionale Durcheinander ihres Meisters, hält aber die Klappe. Tut so, als würde sie von nichts wissen. So etwas würde sie sich nie trauen. Niemals! Das wären Jahrzehnte, die sie mit irgendwelchen Strafen verbringen würde. Darauf verzichtet die Draculina doch gern. Sehr gern! Alexandra kommt in diesem recht ungünstigen Moment ein Gähnen aus. Der sehr gereizte Blick der Lady liegt nun auf ihr. Doch stören tut sie das kaum. "Sorry, okay? Ich musste jemand anderen trinken lassen. Das war ekelhaft und ich habe heute eigentlich meinen ersten Tag außerhalb meines Zimmers verbracht. Gleich mit einer Mission. Das haut einfach rein." Noch nie hat sie sich so alt wie jetzt gefühlt. Anderson runzelt besorgt die Stirn. Vergessen ist die Tat von vorhin. "Das erste Mal aus deinem Zimmer? Alex? Warum bist du sonst nicht raus?" Schnaubend sieht Alucard den Pater an. "Denkt mal scharf nach und nutzt die ach so heilige Kraft, Pater. Warum geht man nicht raus, wenn man nicht mehr nach Hause kann?"

Die Insel der DimensionenΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα