Das falsche Team

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Stille herrscht. Die beiden Männer sehen den Kerl an, welcher sich mit Alexandra als Geisel überlegen fühlt. "Ein falscher Schritt und ich werde-" "Ein falscher Schritt und dann WAS?", fragt Alucard und packt seine Hände wieder in die Manteltaschen. Grinst zufrieden. Der Pater schüttelt nur den Kopf als wolle er ein kleines Kind schelten. "Du hast dir dazu wirklich die Falschen ausgesucht." Nun ein wenig unsicher, sieht der blondhaarige Kerl zwischen Alex und den beiden Männern hin und her. "Oh! Ehm... Kann ich mich kurz kratzen? Es juckt am Fuß!", ruft die junge Frau und sieht zu ihrem Geiselnehmer hoch. Dieser versteht die Welt nicht mehr. Wie kann man so ruhig bleiben? Ohne, dass er etwas sagt, kniet sich Alex schon hin und kratzt sich am rechten Knöchel. Alucard beobachtet sie und bemerkt etwas ganz schnell. "Du denkst also wirklich, dass du es mit mir, einem Pater und einer relativ verrückten Menschenfrau aufnehmen kannst?"

Selbst der Pater sieht, was man hier vor hat und verschränkt die Arme. "Er vergisst ganz klar, dass wir die Macht Gottes, die des Teufels und die von Alexandra haben. Alles in einen Topf geschmissen und man kommt nicht mehr raus." Jetzt haben sie den armen Menschen, der sich so in der Überlegenheit gefühlt hat, komplett verwirrt. Was wollen die jetzt? Wer ist Alexandra? Und warum sollte er nicht mehr raus kommen? Ein mehr als schmerzhafter Stich an seiner rechten Wade lässt ihn nach unten blicken. Die Pistole zielt er wieder auf die blauhaarige! Brüllt aber im nächsten Moment auf und verliert das Gleichgewicht, da ihn das rechte Bein auch nicht mehr trägt. Unsanft kommt er auf dem Boden auf. Doch das interessiert ihn relativ wenig, da sein Knie um einiges mehr weh tut, als alles andere. Alex steht auf und kickt seine Pistole auf die Seite. 

Die Knöchel reibend, starrt sie auf ihn runter. "Ich kann vielleicht nicht kämpfen, Bastard..." Sie weiß, dass er englisch spricht. Das tut er zwar schlecht und mit diesem typisch deutschen 's'-Lauten, aber er tut es. "Aber ich bin ein kleines Arschloch und nutze ein paar Dinge aus." So zum Beispiel die Ablenkung, die Alucard und der Pater ihr gegeben haben, damit sie das Messer ziehen und in sein Bein rammen konnte. Oder dann eben auch mit der Faust und aller Wucht die sie hat, gegen seine Kniescheibe zu schlagen. Ihr tun zwar die Fingerknöchel weh, aber das war es wert. Sie zieht eine eigene Pistole, entsichert sie und zielt auf den Kerl unter ihr. "Haben wir hier irgendwo Maiskolben? Ich will etwas ausprobieren." Irritiert runzelt der Pater die Stirn. "Wir... Wir sind auf dem Land. Es würde sich sicherlich irgendwo ein Kolben auftreiben. Aber bessere Frage. WAS hast du vor?!" Kichernd grinst sie breit. "Ein Deepthroat mit einem Maiskolben wird niemals schief gehen. Das Ding schluckt nicht einmal die größte Hure." Der Blick des Paters wird entsetzt, ehe er zu Alucard sieht. Dieser stimmt der blauhaarigen nickend zu. "Wo du recht hast, hast du recht." Und der arme Kerl merkt erst jetzt, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hat.

Es ist eine Schande, dass Anderson sie dazu überredet hat, ihn schnell zu töten. Aber was solls. Auch hier legt Alucard ein Feuer und sie fahren zum nächsten Ort, den er anzeigt. "Gott, Teufel und ich? Das war das Beste, was Euch eingefallen ist?", fragt Alex schmunzelnd und sieht den Pater durch den Rückspiegel an. Dieser zuckt mit den Schultern. Die Frage, ob es ihr wirklich gut gehe, hat er so oft gestellt, dass es ihr irgendwann gereicht hat. "An sich habe ich recht. Du bist nicht wirklich auf der Seite Gottes. Aber auch nicht auf der, des Teufels. Du bist... irgendetwas dazwischen! Gib mir ein Wort, welches den Zustand beschreibt und ich werde ihn nutzen. Aber bis dahin bist du deine eigene Kraft." Das klingt auf einem ganz komischen und verdrehten Wege aufmunternd. "Ehm... danke?" Was soll sie sonst drauf antworten? Amüsiert schnaubend dreht Alucard leicht seinen Kopf. "Es ist halt unser kleines Äffchen, Pater. Man kann das nervige Ding einfach nicht beschreiben." Alex verdreht die Augen. "Ich hab dich auch lieb...", murrt sie.

Zwei weitere Höfe werden in Brand gesetzt und die Liste der toten Menschen von Seitens Alexandra erweitert. Man bricht nur ab, da die Polizei hörbar wird und man wohl auch die Feuerwehr gerufen hat. Nur hört man das ein wenig spät. Beziehungsweise hört Alucard es nicht früh genug. "Scheiße... Zecke!" Die blauhaarige, die diesmal mitgekommen ist, steht fast augenblicklich neben ihm. Das lässt den Urvampir für einen Moment nur dumm drein blicken, ehe er den Kopf schüttelt und weiterschießt. "Der Wagen. Bereite alles vor. Klingt wie Sirenen. Entweder Feuerwehr, Krankenwagen oder Polizei. Wenn wirs scheiße erwischen, sind es alle drei. Los!" Es braucht einen Moment, bis Alex die ganzen Informationen gehört, verarbeitet und gespeichert hat, ehe sie nickt. Anderson, der ebenfalls in der Scheune ist und nach den letzten versteckten sucht, versteht den Wink und konzentriert sich noch mehr.

Es kann ja nicht sein, dass sich hier einfach welche verstecken und denken, dass sie lebend hier raus kommen. Nicht bei ihnen. Da. Ein leises Rascheln im Heu. Die Bajonetten durchtrennen aber neben Heu noch so nebenbei zwei Vampire, die sich hier versteckt haben. Eine Frage kommt ihm in den Sinn, welche er aber auf jeden Fall noch geklärt haben will. Aber dazu später mehr. Auch er selbst hört nun die Sirenen und sieht zu Alucard, der ihm mit dem Kinn in Richtung Ausgang weist. "Und du?" Auch wenn er es gar nicht mag, das zu Fragen, tut er es aus reinem Automatismus. Schmunzelnd schnaubt der Vampir. "Ach... macht sich da jemand Sorgen um mich, werter Pater?" Dieser verzieht das Gesicht und verdreht die Augen. "Ich will nur nicht, dass ich für Alexandra keine Antworten habe." Der schwarzhaarige winkt ab. "Ich finde die, die Ihr nicht finden konntet. Und jetzt ab! Bevor mir die Zecke einen Vortrag darüber hält, dass ich Euch aufgehalten habe." Anderson geht zur Tür und bleibt noch einmal stehen. "Du magst die Kleine.", meint er, bevor er raus geht und Alex sieht, die leise fluchend vor dem Auto steht.

"Was ist los?" Sauer tritt sie gegen den platten Vorderreifen auf der Fahrerseite. "Die scheiß Dreckshurensöhne haben mir die beschissenen Reifen zerstochen! Wir kommen da nicht mehr weg!", ruft sie und sieht in die Richtung, aus der die Sirenen immer näher kommen. Das hat ihnen gerade noch so gefehlt. Auf den Felgen brauchen sie nicht wirklich fahren, da können sie sich gleich stellen. Alucard könnte sie vielleicht noch verschwinden lassen, aber das wird verdammt knapp! Da kommt dem Pater etwas in den Sinn. "Ich glaube, ich habe vielleicht eine Lösung!", meint dieser und deutet der jungen Frau an, ihm zu folgen. Sie gehen in die Scheune zurück, aus der er gekommen ist. Alucard ist nicht da. Wahrscheinlich in dem Lagerhaus oder dem Stall. "Wo war es... wo war es..." Anderson geht bis zum hinteren Teil der Scheune und bleibt vor etwas stehen. "Mal sehen, ob das Ding fährt!"

Unter dem unscheinbaren beigen Laken, kommt ein Wagen hervor, der wahrscheinlich gerade erst neu gekauft wurde. "Meine Fresse... Alter..." Alex kommt aus dem Sabbern kaum raus, als sie ihn sieht. Der Lack glänzt weiß. Die Reifen sehen neu aus. Der Spoiler ist in schwarz angebracht worden. "Ein Honda... wow!" Nicht nur irgendein Honda. Eines von ihren absoluten Lieblingstypen! Der Honda NSX 1995. Ein Sportwagen der extraklasse. Und sie darf ihn fahren! Das einzige Problem? "Das Ding ist ein zweisitzer! Da bekommen wir Alucard nicht mit rein!" Dieser taucht hinter ihr auf. Als hätte er gerochen, dass man über ihn redet. "Ich laufe. Wir treffen uns am Haus." Beide Alex's drehen sich zu ihm um und die kleinere von beiden nickt. "Du?", fragt sie vorsichtig und macht eine kurze Pause. "Kannst du mir bitte einen Tee machen?" Darauf gibt er keine Antwort. Stattdessen seufzt er nur. "Ich muss erst einmal die jagen, die immer noch abgängig sind. Wir sehen uns im Haus. Der Wagen wird vernichtet, wenn ihr weg seid."

Die Insel der DimensionenWhere stories live. Discover now