Jonas #41

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Ich wachte auf. Die Decke war so warm und weich und alles duftete nach ihm. Aber ich spürte ihn nicht neben mir... Ich drehte mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht im Kissen. Es roch nach seinen Haaren... Und ich vermisste ihn, obwohl ich bei ihm war und in seinem Bett lag. Ich atmete gernervt aus, drehte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Der Gedanke aus dem waren Bett zu steigen war ernüchternd, aber ich schlug schlussendlich doch die Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett. Sogar der Boden unter meinen Füßen fühlte sich an, als würde er irgendeine größere Verbindung zu Corbin haben, als bloß die Tatsache, dass er in seiner Wohnung war. Ich stand auf und tapste ins Wohnzimmer, wo ein Zettel auf dem Tisch lag. Ich hol Brötchen. Wenn du vorher wach bist, erkunde die Küche & deck den Tisch. Corbin P.S.: Wenn du schläfst, siehst du aus wie ein ein Engel. Ich spürte wie meine Ohren rot anliefen und ein kleines Stechen zog sich durch meine Brust. Ich wollte ihn sehen, wollte spüren, dass er da war. Stattdessen seufzte ich matt und ging in die Küche. Es war ein komisches Gefühl in seinen Sachen rumzustöbern, aber er hatte es mir ja quasi offiziell erlaubt. Meine Hände strichen über die hellblau gestrichenen Türen, die mich an die Küche eines alten Bauernhofs in dem ich einmal mit meinen Eltern in den Ferien gewesen war erinnerte. Ich deckte den Tisch und es kam mir merkwürdig vor, da ich nicht wusste, ob er es sich alles so vorgestellt hatte und gleichzeitig machte es mich glücklich, das Gefühl zu haben ihm näher zu kommen. Es war eine Kleinigkeit, aber es hatte beinahe etwas von einer kleinen Familie. Ich spürte mein Herz einen Sprung machen, als ich den Schlüssel im Schloss hörte und ließ beinahe die Teller in meinen Händen fallen. Schnell stellte ich sie auf den Tisch und merkte, wie sich ein nervöses Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete. Wieso wurde ich immer noch aufgeregt, wenn ich an ihn dachte? Gerade ging ich wieder in die Küche, versucht gelassen, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihn gehört hatte, als die Türe aufging. Ich konnte nicht anders, als mich umzudrehen. Er sah aus wie ein junger Gott und mir stockte kurz der Atem. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er tatsächlich zu mir und zu meinem bescheidenen Leben gehören sollte. Ich ignoriert mein Vorhaben ihn nicht sehen zu lassen, dass ich ihn vermisst hatte, bloß weil er nicht neben mir gewesen war als ich aufwachte. Meine Arme schlangen sich wie von selbst um seine Brust und ich spürte denen überraschten Blick auf mir. Er roch nach frischer Luft und Corbin. Und ich war mir sicher, dass es der schönste Geruch war, den es auf der ganzen weiten Welt gab. "Hey?", fragte er und in seiner Stimme schwang Überraschung mit. "Ich liebe dich.", nuschelte ich gegen seine Brust und spürte meinen eigenen Atem auf meinen Wangen. Ich hoffte, dass er es nicht hörte, denn irgendwie war es mir peinlich. Das erste Mal. Seine Hand strich über meine Haare und seine Finger wirkten so unendlich zart. Ich atmete seinen Duft ein und wollte ihn nie wieder loslassen. Wie sich sein Körper an meinen schmiegte. Es fühlte sich so an, als seien unsere Körper ein vollendetes Puzzle. Als seien wir füreinander geschaffen. "Jonas?" In seiner Stimme schwang so viel Zärtlichkeit mit, dass ich mir auf die Lippe beißen musste, um nicht aus lauter Rührung los zu weinen. "Darf ich reinkommen?" Ein Lachen klang in seiner Stimme mit. "Oh, natürlich.", nuschelte ich verlegen, ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. In seiner einen Hand hielt er eine braune Papiereinkaufstüte von der der Duft nach frischen Brötchen den Raum erfüllte. Er schloss die Türe hinter sich und ich beobachtete ihn dabei mit großen Rehaugen, als sei es eine Sünde auch bloß eine seiner Bewegungen zu verpassen. "Ich hab auch Marmelade gekauft... Weil ich weiß, wie mein Kühlschrank aussieht..." Er lächelte verlegen. Ich zeigte über meine Schulter. "Ich hab gedeckt." Röte stieg in seine Wangen. "Du hast den Zettel gefunden?" Die Situation war mehr als komisch und dennoch genoss ich sie. Ich sah wie er seine Zähne zusammenbiss, die Gläser auf den Tisch stellte und sich auf den Stuhl fallen ließ. "Komm schon." Er lächelte aufmunternd und ich folgte seiner Aufforderung. "Hast du dir für heute was ausgedacht?" Ich bekam ein schlechtes Gewissen, als er mich erwartungsvoll ansah. "Nein." Er lachte mich an und ich griff nach einem Brötchen. "Das kann ja noch werden.", sagte er vergnügt und starrte dabei das Brötchen auf seinem Teller an, als sei es eine akute Gefahr für ihn und könnte gleich mit dem Messer, das neben dem Teller lag auf ihn los gehen. "Welche Beziehung hast du zu Essen?", fragte ich prompt, die erste Frage, die so aus meinem Mund purzelte, während ich mir Erdbeermarmelade aufs Brötchen lud. Er runzelte verwirrt die Stirn und sah von dem gefährlichen Brötchen auf. "Was meinst du damit? Was willst du von mir hören?" Er kaute auf seiner Unterlippe herum und mir fiel auf, dass sie schon einmal heiler ausgesehen hatte. "Ich denke du weißt, wie ich die Frage meine." "Also..." Er machte eine hilflose Geste mit seinen Händen als wollte er die fehlenden Worte aus der Luft pflücken. "Meine Beziehung zu Essen?" Aus seinem Mund klang die Frage vollkommen übergeschnappt. Ich überlegte mir gerade einfach zu sagen, dass es gut sei und er es vergessen solle, als er antwortete. "Jeder braucht Essen zum Leben..." Ich wollte gerade etwas genervtes entgegnen, da redete er weiter, als sei es bloß eine Kunstpause gewesen, die er eingelegt hatte. "Aber es gibt Menschen, die alles essen können, was sie wollen und es gibt auch Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie etwas essen." Ich legte den Kopf schräg. Eine unangenehme Unruhe nagte in meinem Inneren. "Und zu welchen gehörst du?" Er seufzte und sah aus dem Fenster. "Den Letzten." Ich nickte und insgeheim hatte ich damit gerechnet. "Weshalb? Du hast keinen Grund dich schlecht zu fühlen. Du hast eine Modelfigur." Er lachte bitter. "Modelfigur?" In seiner Stimme klang so viel Sarkasmus mit, dass ich das Gefühl hatte, ihn auf meinen eigenen Lippen schmecken zu können. "Ja. Wenn ich zwei Köpfe größer wäre." "Dein Oberkörper ist beneidenswert.", widersprach ich ihm hartnäckig und wusste dennoch, dass es nichts brachte. Er atmete aus, als sei er zu müde eine solche Diskussion zum tausendsten Mal zu führen. "Es kommt dich darauf an, wie ich mich sehe." "Wenn du dich völlig falsch siehst, nicht." "Und was willst du dagegen tun? Mich zum Augenarzt schicken?" In seiner Stimme schwangen Trotz und Spott mit. Dadurch wirkte er eher wie ein sturer Teenager als ein junger Mann. "Nein." Seine Augen ruhten immer noch auf mir und das erste Mal wirkten sie mit ihrer dunkeln Farbe auf mich nicht wie unergründliche Tiefen eines Meeres, sondern wie Löcher zu einer Welt, von der ich nicht wusste, ob ich sie kennen wollte. Es fühlte sich an, als würde diese Leere unerträglich schmerzhaft auch auf mich übergehen. Ich wendete meine Augen ab, doch das Gefühl blieb als Flecken zurück und ich wusste, dass ich sie nicht abwaschen konnte. "You said to love me's a great mistake, because I have never loved myself.", sagte er in die Stille und es klang wie eine entgültige Prophezeiung. "Woher hast du das jetzt?", fauchte ich energischer als ich gedacht hätte. Die Teilnahmslosigkeit, die in seiner Stimme lag, machte mich unglaublich wütend. "Ron Pope, Everything.", sagte er ruhig, unbeeindruckt von der unüberhörbaren Wut in meiner Stimme. Wieder zogen seine Augen meinen Blick an. "Jonas, du weißt langsam worauf du dich bei mir eingelassen hast." sagte er ruhig und distanziert, als redeten wir hier über etwas völlig Alltägliches und etwas, das nicht viel mit uns zu tun hatte. "Ich liebe dich, egal wie kompliziert du bist.", entgegnete ich und war selbst davon überrascht wie fest meine Stimme klang. Doch ich wusste, dass es die Wahrheit war. Ich liebte ihn und daran würden ein paar Macken nichts ändern. Nicht ansatzweise. Er senkte den Blick auf seinen Teller und verzog seinen Mund zu etwas, das aussah wie ein schmerzhaftes Grinsen. "Ich glaube, das ist..." Seine Augen folgten der Katze die über das Parkett hopste, dicht gefolgt von einem anderen Wollknäuel, das nach ihrem Schwanz schlug. Das Schweigen war unerträglich. "...ein Fehler.", durchbrach er die Stille und es fühlte sich an, als würde sich die Haut auf meinen ganzen Körper zusammen ziehen. "Rede doch keinen Schwachsinn!" Er sah mich an, mit so viel Traurigkeit in seinen Augen, dass es mir meine Brust in Stücke riss. "Weißt du was ich glaube?" Er schwieg immer noch und erwidert bloß meinen Blick. "Ich glaube dir hat noch nie jemand gesagt, wie fantastisch du bist." Mir entging nicht die leichte Spur von Rosa, die sich in seine Wangen gestohlen hatte. Ich beugte mich über den Tisch und gab ihm einen Kuss auf seine Lippen. Ein leises Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er senkte seinen Blick, als wollte er nicht, dass ich es sah und ich wusste, dass er es sich vielleicht nicht vorstellen konnte, dass ihn jemand bedingungslos lieben könnte, aber ich wusste, dass ich bloß nicht daran glauben konnte, dass ich jemals wieder damit aufhören könnte.

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So. Endlich ist dir Schreibsperre weg, obwohl ich im Krankenhaus genug Zeit gehabt hätte zu schreiben. Ich muss öfter updaten °~°

Oh, my life...Where stories live. Discover now