Corbin #14

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Ich schreckte hoch als mein Wecker mich unsanft aus einem schwachsinnigen Traum riss. Ich fegte ihn von meinem Nachttisch, wobei ich davor noch auf die Zeitanzeige sah. Ich hatte fast verpennt, obwohl ich erst zur dritten Stunde hatte. Welcher Depp hatte dieses Lied als Weckton eingestellt? Lemon Tree konnte ich so früh am Morgen nicht ertragen. Ich tappte ins Bad. Seit langem hatte ich heute keine Lust auf Musik. Ich wollte meinen Kopf nicht zuschallen. Ich wollte den Überblick haben. Heute war ich zu fertig, um mir auch noch den Kopf mit einem nervigen Nebengeräusch anfüllen zu lassen. Ich stellte mich unter die Dusche. Gestern war stressig gewesen. Man sollte zwar meinen, unter der Woche sei in einer Bar nicht viel los, aber gestern war das Gegenteil der Fall gewesen. Lauter Anzugheinis hatten auf irgendeinen Vertragsabschluss anstoßen wollen. Anscheinend war das ganze Büro eingeladen gewesen. So war es mir zumindest vorgekommen. Ich schlüpfte in eine Hose. Der Stoff war schon weich vom vielen Tragen und schmiegte sich an meine Beine. Ich zog das Seirin Trikot an und darüber die Jacke von gestern. Diese Woche musste ich zum Glück bloß noch einmal dort jobben. Das was mich ärgerte war bloß, dass ich wegen der übernommenen Schicht vier Tage nach einander arbeiten musste. Heute hatte ich zwar den Job, der mir leicht von der Hand ging und Spaß machte, aber es war trotzdem ermüdend. Ich freute mich auf den Job. Wenigstens etwas heute. Ich legte im Auto eine CD von Cat Stevens auf und startete es. Ich hatte Tatze und Mieze gefüttert. Meine Schulsachen hatte ich heute auch alle dabei. Ich hoffte auf einen guten Tag. Das war mehr als ich erwarten konnte, nach diesem ganzen Chaos.

•••••

Vor dem Klassenzimmer war fast noch niemand. Genauso wie ich es mochte. Zwar war der restliche Gang für meinen Geschmack zu voll, aber wenigstens war es vor dem Klassenzimmer ein wenig leer. Ich hasste Menschenmengen. Ich hatte das Gefühl alle würden mir hinterher sehen, mit dem Finger auf mich zeigen und tuscheln. Jedes Mal wenn ich jemand lachen hörte, zuckte ich zusammen und dachte, er hätte mich ausgelacht. Was für Komplexe ich doch hatte. Nein... Das war nicht alles bloß Aufmerksamkeitssucherei, wie mein Vater es abgetan hatte. Ich setzte mich auf den kühlen Boden. Die Mauer im Rücken und alles im Blick, konnte ich mich entspannen. Da konnte man die meisten Sachen sehen, die auf einen zukamen. Ich sah wie Chris die Treppe hochstapfte, mich sauer ansah und zu seinem Klassenzimmer ging. Sein Gesicht war von grünen, lilanen und blauen Blutergüssen übersäht. Er sah wirklich schlimmer aus als mich. Bei mir sah man bloß noch die kleinen Risse und Aufschürfungen, an Augenbraue, Lippe und Wange. Die Schlägerei war für mich bloß eine kleine von vielen gewesen. Chris machten die meisten erst gar nicht doof an, weil sie viel zu viel Respekt hatten. Er ging zu einem der anderen Klassenzimmer und unterhielt sich mit seinen Kumpeln. Ich zupfte an einem Hautfetzen an meinem Daumen herum. Ich tat so als habe ich Gina nicht bemerkt, die mir etwas zu überschwänglich zuzwinkerte. Sie nervte. Ich hob erst wieder den Kopf als Jonas den Gang entlang kam. Neben ihm lief ein Junge, den ich vom Sehen her kannte. Er sah gut aus. Viel zu gut. Er war so ein typischer Mädchenschwarm. Blonde Haare, blaue Augen. Alles schien an ihm perfekt. Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihnen wenden. Was hatte der denn mit Jonas zu tun? Ich wollte Jonas mit niemand anderem sehen! Dieser Junge sollte sich gefälligst verpissen! Mir wurde heiß. Was war mit mir los? Was dachte ich da verdammt nochmal? Ich biss mir auf die Lippe und sah weg. Jonas ging mich nichts an. Sollte er doch mit anderen rumhängen. Er war mir egal!! Es war sogar gut, wenn er mit jemand anderem sprach und etwas unternahm. Dann würde er mich irgendwann vergessen. Dann wäre ich ihn los. Mein Kopf glaubte das. Wäre da doch bloß nicht dieses nagende Gefühl in meinem Bauch...

Oh, my life...Where stories live. Discover now