Corbin #1

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Ich setzte mich auf das Geländer, im Pausenbereich, wo nie irgendwelche Lehrer vorbei kamen. Kramte aus der Tasche meiner schwarzen Baggy meine Zigaretten und das Feuerzeug.

Ich öffnete die Schachtel, zog eine Zigarette heraus die ich zwischen meine Lippen klemmte und zündete sie an. Ich nahm den ersten Zug, blies den grauweißen Rauch gen Himmel und schloss meine Augen.

Ich summte ein Lied vor mich hin. Es war so ein tolles Gefühl, den Gang entlang zu laufen. Jeden zu kennen. Zu grüßen. Zwei, drei Worte zu wechseln und zum nächsten zu gehen.

Jeder kannte mich, ich kannte jeden.

Es war ein fantastisches Hochgefühl.

Plötzlich tippte mich jemand an. Ich kippte fast rückwärts von der oberen Stange das Geländers. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, mein Herz schlug viel zu schnell, für meinen Geschmack, musterte ich den Jungen, der vor mir stand und mich entschuldigend anlächelte.

Er war in meiner Klasse, ich hatte ihn schon ein paar Mal gesehen, aber er war unauffällig und hielt sich im Hintergrund. Wie hieß er nochmal??

Johannes?

Josh?

Irgendetwas mit J.

Ich fuhr mir mit meinen Fingern durch meine Haare und schnippste die Zigarette weg, die noch nicht einmal zur Hälfte abgebrannt war. Ich hatte sowieso aufhören wollen. "Was ist?" Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn von oben bis unten. Seine Wangen waren ein wenig zu rot. Er kaute auf seinen Lippen herum und traute sich nicht mir in die Augen zu sehen.

Ein unselbstbewusster Außenseiter. Was wollte der denn von mir??

"Ich wollte dich bloß etwas fragen..." Er sah auf seine Finger.

"Jaaa?" Ich zog das 'a' besonders lang und ließ meine Stimme genervt klingen.

Er schien im Boden versinken zu wollen. "Könntest du dir vorstellen mit einem Jungen zusammen zu kommen??"

Ich spürte wie mir mein gesamtes Blut aus dem Gesicht wich. Mir wurde schwindelig und ich hatte das Gefühl ich müsse mich gleich übergeben.

Ich durfte mir davon nichts anmerken lassen! Ich schnappte mir meinen Rucksack und sprang vom Geländer.

"Spinnst du? Sehe ich aus, als sei ich schwul??" Ich merkte selbst, dass meine Stimme einen Tick zu scharf klang. Aber ich hatte nicht vor irgendetwas daran zu ändern.

Er sah mich erschrocken mit seinen riesen großen grünen Augen an. "Nein. Das wollte ich nicht damit sagen... Ich wollte bloß wissen, ob ich mir bei dir Hoffnungen machen darf oder nicht..." Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich klammerte mich an den letzten Versuch cool und gelassen rüber zu kommen, auch wenn es sich so anfühlte, als würde mir jemand die Luft abdrücken.

Ich schaute ihn abwertend an und drehte mich einfach um.

"Könnten wir wenigstens Freunde sein?", rief er mir hinterher und seine Stimme klang verzweifelt.

Er tat mir leid. Ich wollte mich zu ihm umdrehen und ihn in den Arm nehmen. Er war wirklich niedlich. Doch ich riss mich zusammen und zeigte ihm über die Schulter hinweg, ohne mich nocheinmal umzudrehen den Mittelfinger.

Ich lief aus der Schule heraus, Richtung Parkplatz, wo mein Auto stand. An Schule war jetzt nicht mehr zu denken. Ich würde die letzten beiden Stunden einfach schwänzen.

Ich setzte mich hinter das Steuer meines Käfers und lehnte die Stirn an das kühle Kunststoff.

Durchatmen.

Nicht die Erinnerungen hochkommen lassen.

Aber sie kamen. Wie dunkle Schatten woben sie sich in meine Gedanken herein.

Ich spürte die heißen Tränen auf meinen Wangen und ließ sie fließen.

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Das sind die ersten beiden Kapitel, in denen die beiden Hauptpersonen vorgestellt werden.

Hoffentlich gefällt es euch und votet und kommentiert schön.

Bis bald

Oh, my life...Where stories live. Discover now