Jonas #32

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Meine Hand griff automatisch nach seiner und hielt sie ruhig. Er lächelte mich leicht an und die Annhame, dass ich nicht noch glücklicher werden könnte, als ich darüber war, dass er erzählte wurde sofort weggewischt. Ich schweig und wartete darauf, dass er fortfuhr. "Mein Vater verbot mir jeden Kontakt mir ihm und ich hielt mich daran. Ich wollte nicht noch einmal, die Enttäuschung in seinen Augen." Er sah mich nicht an, während er sprach, aber das musste er gar nicht. Ich verstand jedes Wort und das war gerade wichtiger, als sein Gesicht zu sehen, egal wie schön es war. "In der Schule war es irgendwie durchgesickert und alle stellten sich gegen mich. Alle, die ich für meine Freunde gehalten hatte, wandten sich von mir ab und begannen mir vorzuführen, dass ich nicht wie sie war, also auch nicht so behandelt wurde. Ich konnte mit niemand darüber reden und darunter litten auch meine Noten, was meinen Vater nicht gerade gerne sah. Er machte mir Druck und behandelte mich wie Dreck. Als sei ich nichts wert, bloß weil ich andere Vorlieben hatte." Ich erkannte ein schmales, trauriges Lächeln um seinen Mund spielen, das nicht seine Augen erreichte. Ich wollte ihn in den Arm nehmen und ganz fest drücken. "Ein Lehrer bekam mit wie meine Noten absackten und bestellte meine Eltern zu einem Gespräch ein. Ich traute mich mit meiner Mutter darüber zu reden, dass die anderen Schüler mich fertig machten. Ich ließ dabei weg, wieso. Aber sie bekam es hin, meinen Vater davon dass ich die Schule wechseln durfte. Und hier bin ich jetzt... Meine Mutter fand irgendwann heraus, dass er mich schlug und zog so schnell wie möglich zu einer Freundin. Eigentlich hatte sie uns mit nehmen wollen, aber für zwei Teenager und zwei erwachsene Frauen war die Wohnung einfach zu klein." Er zuckte mit den Schultern. Ich hatte das Gefühl, dass er alles bloß herunter spielte. So tat, als sei es nicht sich schlimm gewesen, obwohl man ihm anmerkte, dass es ihn belastete und es ihm alleine schon schwer fiel daran zu denken. Seine Augen waren dunkler und seine Stimme rauer als sonst. Und das Glück in meinem Bauch, das mir bis zum Kopf gestiegen war und alles warm und schön und flauschig und glücklich erscheinen ließ, kam mir unangebracht vor. Ich unterdrückte mein Lächeln und strich ihm über die Wange. Er wich zurück und zog auch seine Hand weg. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Hey. Mir geht es gut. Behandel mich jetzt nicht wie ein Problemkind." Seine Augen musterten mich kühl und es versetzte mir einen Stich. War das ein Schutzschild? Wollte er sich damit unverletzlich machen? "Ich brauche kein Mitleid." Er löste seine Hände aus der Verschränkung und griff nach seiner Tasse. Beinahe konnte man ihm abnehmen, dass nichts war, aber seine Hand zitterte leicht, als er die Tasse zu seinem Mund führte. Ich seufzte. "Corbin, hör auf damit." Er schenkte mir wieder einen dieser Blicke. "Womit?" Seine Stimme war schneidend. Ich erwiderte seinen Blick. "So zu tun als würde es dir nichts ausmachen und als wäre nichts dabei." Er sah weg. "Dann sieh mich nicht so an." Was sollte das jetzt schon wieder? "Wie sehe ich dich denn an?" "Mitleidig! Wie mein Therapeut, wenn ich..." Er brach ab und wurde bleich. Okay, Jonas. Alles ist gut. Dann hat dein Freund eben eine Therapeutin. Heutzutage hat dich jeder Dritte wegen irgendetwas einen Therapeuten. Aber die Stimme beruhigte mich nicht. Ich schätzte Corbin nicht so ein, dass er wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rannte. "Wenn du was?" Er schwieg mit gesenktem Kopf, während er an einem Faden am Ärmel seines Pullovers ruzupfte. Und dieses Schweigen war Schlimmer, als alles, was er mir hätte sagen können, da es so viel mehr Platz für meine Phantasie ließ...

Oh, my life...Where stories live. Discover now