Jonas #45

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Ich saß auf seinem Sofa un seinem zu großen T-Shirt und meiner Jeans und klopfte mit der Fernbedienung auf der Kante herum. Es lief nichts im Fernsehen und selbst wenn etwas gelaufen wäre, hätte ich mich nicht drauf konzentrieren können. Gleich nachdem wir fertig gegessen und die Küche aufgeräumt hatten, hatte er gesagt, dass er wohin müsse und ich warten solle. Und bevor ich fragen konnte wohin oder worauf war er schon aus der Türe heraus. Ich war insgesamt nicht gut darin auf etwas zu warten, aber dann nicht einmal zu wissen worauf, war eine Folter. Ich stellte den Fernseher ab, das Flimmern des Bildschirm machte mir Kopfschmerzen und lehnte meinen Kopf gegen die Lehne des Sofas. Jetzt hatten wir uns endlich wieder vetragen; im Nachhinein war der Streit vollkommen schwachsinnig gewesen; und dann musste er weg. Perfektes Timing, wirklich. Ich seufzte und schloss meine Augen. Etwas weiches und schnurrendes schmiegte sich an meinen Oberschenkel und ich kraulte den kleinen Kater zwischen den Ohren. Ich musste Isaak wirklich davon überzeugen über seine Tierhaaralergie hinwegzusehen und eine Katze anzuschaffen. Aber er bekam ja schon Panokzustände, wenn er bloß an Zoos, Tierhandlungen und Tierheime dachte. Und sie heimlich herein zu schmuggeln war auch keine gute Idee. Ich war nicht gut darin Sachen geheim zu halten oder zu lügen. Wahrscheinlich würde sich Kian dazu überreden lassen, aber... Katzen waren aber auch anstrengend und launisch und das hatte ich mit Francesco, Isaak und Liam schon genug. Ich zuckte zusammen als Mein Handy klingelte und nahm den Anruf gleich an, ohne mir die Mühe zu machen auf dem Bildschirm zu sehen, wer es war, in der Hoffnung Corbin meldete sich vielleicht doch noch. "Wo ist mein Auto?"Ich hielt mein Handy ein Stück von meinem Ohr weg, bis ich mir sicher war, dass er nicht wieder schreien wollte. "Ich hab bloß..." "Du hast noch nicht einmal einen Führerschein!", warf er mir wieder etwas vor. "Achso. Also ist es okay, wenn Kian mit einem Führerschein dein Auto zu Schrott fährt, aber nicht wenn ich ohne Führerschein nicht einmal einen Kratzer rein mache?" Er knurrte etwas und das ich nicht verstande. Aber ich fragte nicht nach, weil es wenig freundlich geklungen hatte. "Wo bist du?", fragte er nach ein paar Sekunden, in denen man bloß seinen Atem gehört hatte. Wahrscheinlich hatte er bis zehn gezählt. Aber in seiner Stimme schwang immer noch die gereizte Bissigkeit, mit der man vor ihm richtig Angst bekommen konnte. "Bei meinem Freund." Ich wusste, dass ihn das nicht mehr provozieren würde und auch dass ich mein Freund statt schlicht und ergreifend Corbin. "Och nein.", hörte ich ihn stöhnen und die Tatsache, dass er nicht schon wieder seine Stimme erhob musste nicht bedeuten, dass er ruhig war, weswegen es mich beinahe noch nervöser machte. Wenn er schrie wusste ich wenigstens woran ich war. "Und welche Erklärung hast du, das du mein Auto nehmen musstest?", fragte er lauernd und er nervte mich mit seiner "Ich-bin-so-erwachsen-und-wir-können-ja-über-alles-reden (Danach-kann-ich-dich-immer-noch-ausschimpfen)"-Tonlage. "Ich hab befürchtet er tut sich etwas an.", sagte ich etwas vage. "Aha." Er verstand es nicht. Manchmal kam er mir vor, wie ein Vater, der eigentlich schon längst aufgegeben hatte, mich zu verstehen und dann fiel mir wieder ein, dass er doch zu jung dafür war. "Und wann bist du wieder zu Hause?" Der vorige Ärger, der in seiner Stimme gelegen hatte war Kühle gewichen. "Ich weiß es nicht." "Ich brauch mein Auto!" Man hörte die Entrüstung. "Dafür dass du immer für Kommunismus bist, bist du sehr auf deinen Besitz fixiert." Man konnte sein Augenverdrehen förmlich durch das Telefon hören. "Du bist ein nerviges Monster mit süßem Gesicht.", sagte er statt irgendetwas zu erwidern und fügte ein bissiges "Das wird auch dein Freund bald bemerken." hinzu. Ich musste grinsen. "Kann ich ihn eigentlich kurz sprechen?" Ich schnappte mir ein Kissen und umarmte es mit einem Arm, als die Katze davon tapste. "Wieso das?" Er seufzte entnervt. "Damit ich mit ihm reden kann." "Er ist gerade nicht da." "Wo ist er." Ich zuckte mit den Schultern, schwieg und erinnerte mich dann daran, dass er es ja nicht sehen konnte. "Ich weiß es nicht. Er musste noch etwas erledigen." Er lachte sarkastisch. "Na, klasse." "Hör auf die ganze Zeit so scheiße zu sein!" "Hör du auf mein Auto zu stehlen." "Alles gehört allen. Niemand besitzt etwas." "Ach, sei leise.", zischte er und legte auf.

Als die Türe aufging machte sich bereits die Dämmerung bemerkbar. Es standen drei leere Tassen in denen ich mir Tee gemacht hatte auf den Wohnzimmertisch und ich hatte mir aus seinem Schrank einen hübschen Cardigan ausgesucht, damit mir nicht kalt wurde. Er trat ein und schloss die Türe hinter sich. "Es hat etwas länger gebraucht.", erklärte er beinahe verlegen und lächelte schmal. Er war der einzige Mensch, den ich kannte bei dem ein Lächeln ehrlich und traurig zugleich wirken konnte. "Was hast du den so lange gemacht?" Er lächelte geheimnisvoll und versenkte seine Hände in dem Hosentaschen. "Hoffentlich ist dir nicht zu langweilig geworden?", fragte er stattdessen zurück. Ich lächelte. "Ich hab ein wenig rumgestöbert.", gab ich zu. Was hätte ich sonst machen sollen? "Hoffentlich hast du nicht das Monster im Kleider- und die Kobolde im Küchenschrank entdeckt." "Nein, die noch nicht. Bloß die Elfen unter dem Sofa." Er grinste und ich müsste lachen. Es war ein schwachsinniges Gespräch und ich glaubte auch nicht, dass ich hier irgendetwas hätte finden können, dass ihm peinlich sein müsste, aber es machte mich froh, ohne einen Gedanken daran verschwenden zu müssen, was er dachte, wie ich wirkte und was ich sagen durfte und was nicht, einfach Quatsch zu machen. Corbin trat so nah vor mich, dass ich seine Körperwärme spürte und mein Herz höher schlug. Er gab mir einen sanften Kuss auf meine Haare und meine Ohren wurden heiß als ich mich daran erinnerte, dass ich Haarspangen in den Haaren hatte, weil sie mich genervt hatten. "Jonas.", sagte er sanft und sein warmer Atem an meiner Kopfhaut bereitete mit Gänsehaut. "Ich hab eine Überraschung für dich."

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Ich wollte bloß kurz sagen, dass ich euch alle wirklich lieb hab.❤

Oh, my life...Where stories live. Discover now