Jonas #4

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Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf.

"Dass du mich jetzt auch noch anmotzt, war genau das was ich jetzt gebraucht habe. Aber egal... Ich werd's auch alleine schaffen."

Ich ging die Treppe hoch zu meinem Zimmer. Ich hörte, dass er mir irgendetwas hinterher rief, aber verstand nicht was

Ich schlug meine Zimmertür hinter mir zu und warf mich aufs Bett, nachdem ich Musik angemacht hatte.

Mir liefen die Tränen meine Schläfen herunter in meine Haare.

Wie konnte ein Tag, an dem ich mit einem Lächeln im Gesicht aufgestanden war, so enden? Und wie sollte ich mich Corbin gegenüber morgen verhalten? Wieso verstand Francesco mich nicht?

Ich drehte mich auf den Bauch und weinte in mein Kissen.

Ich hatte mich so zum Affen gemacht. Und ich hatte mir eingebildet, dass er mich vielleicht mögen könnte. Wie naiv ich doch war. Einfach lächerlich.

Ich würde ihm nicht mehr in die Augen sehen können. Und dann gab es auch noch das Problem, dass ich nicht wusste, ob er es allen erzählen würde. Er war mit so vielen Leiten befreundet, dass es ganz bestimmt kein Problem werden würde, dass es bald die ganze Schule wissen würde.

Ich hatte noch nie viele Freunde gehabt, aber wenigstens war ich unauffällig gewesen und mich hatte niemand weiter beachtet, also hatte ich meine Ruhe gehabt, konnte Musik hören und Corbin beobachten. Manchmal auch ein paar Gedichte schreiben, die dann aber eh im Papierkorb landeten.

Jetzt konnte ich die Gerüchte der gesamten Schule auf mich zukommen lassen und noch mit einem gefickten Herzen rumrennen.

Supii!! Diese Aussichten für die nächsten Wochen waren wirklich rosig.

Die Glocke, die ich vor meine Türe gehängt hatte, damit ich hörte, wenn jemand reinkommen sollte, schellte.

Ich setzte mich auf und schnäuzte mich in ein Taschentuch. Ich drehte "Mayday Parade" runter und sah ihn an. Meine Augen fühlten sich verschwollen an. Ich musste furchtbar aussehen.

Francesco hatte ein Tablett in der Hand auf dem zwei dampfende Becher standen. "Ich hab uns Kakao gemacht. Tut mir leid, wegen vorher. Ich war echt ein Arsch. Wenn er dir soviel bedeutet, hätte ich nicht so schlecht über ihn reden sollen. Vielleicht ist er wirklich ein ganz netter Kerl." Er setzte meine Bettkante und hielt mir eine Tasse hin. Ein Friedensangebot.

Ich nahm sie entgegen und zog meine Nase hoch. "Danke."

Der Kakao roch nach Zimt und Schokolade.

"Was hast du jetzt vor?"

"Na was schon?", ich sah ihn verärgert an. "Aufstehen. Drüber hinwegkommen und weiter machen."

"Du gibst also einfach auf? Hätte ich nicht von dir gedacht..."

Ich schniefte etwas verzweifelt. "Was soll ich denn stattdessen tun?"

Er sah mich grinsend an. Er hatte einen Plan. Das sah man ihm an. "Also wir trinken jetzt den Kakao und dann gehen wir ins Kino und danach was Leckeres essen, weil bis dahin hast du dann Hunger, weil du heute Mittag ja nichts gegessen hast und Kian deine Portion gerade isst. Alles auf meine Kosten und während wir uns den Bauch vollschlagen schmieden wir einen Plan oder wenigstens ein paar Ansatzpunkte wie wir weiter machen. So wie du mir früher mit Linda geholfen hast."

Er strahlte mich förmlich an.

Linda war eine Exfreundin von ihm, die ihm ganz schön viele Sorgen bereitet hatte.

Ich lächelte ihn dankbar an. Ein Film, um auf andere Gedanken zu kommen und ein gutes Essen, waren genau das, was ich jetzt brauchte.

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt