Jonas #2

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Ich sah ihm hinterher und wollte anfangen zu weinen. Zusammenbrechen. Schreien. Mir mein Gesicht zerkratzen.

Wieso konnte Corbin mich nicht so behandeln wie jeden anderen?

Weil du nicht so bist wie alle anderen, flüsterte eine kleine gehässige Stimme in meinem Kopf.

Ich fühlte mich dreckig. Aber dreckig auf die Art und Weise, die man nicht abwaschen konnte. Mein Blick folgte ihm, bis er um eine Ecke bog.

Ich blieb an Ort und Stelle stehen. Hätte er nicht wenigstens so tun können als sei er höflich??

Wieso hatte er sofort eine Abwehrhaltung angenommen, als er mich gesehen hatte?

Sah man mir an, dass ich schwul war?

Anscheinend hatte Corbin nicht vor zu den letzten beiden Stunden zu kommen. Es war bloß Kunst.

Ich könnte jetzt auch nicht ertragen 90 Minuten dort zu sitzen, ein paar Klekse auf ein Blatt Papier zu machen und genug Zeit zu haben mir den Kopf zu zerbrechen.

Also straffte ich meine Schultern und machte mich auf den Weg nach Hause. Sollte Kunst mal schön ohne mich stattfinden. Mich würde sowieso niemand vermissen.

                      *****

Ich kam an dem Haus in dem sich die WG, in der ich wohnte befand an und klingelte, da ich den Schlüssel vergessen hatte.

Irgendjemand von den Typen war immer da.

Ich hörte ein Fluchen und kurz darauf ging der Summer der Haustüre. Ich drückte sie auf.

Oben am Treppenabsatz stand Francesco. Ich war froh, dass er da war. Er war so was wie mein bester Freund.

"Kleiner? Was machst du denn hier? Du hast doch Schule." Alle nannten mich bloß Kleiner, weil alle anderen ein, zwei Jahre älter waren als ich.

Ich kam zu ihm hoch. "Frag nicht."

Er strubbelte mir durch die Haare. "O no. Einen schlechten Tag gehabt? Da koche ich uns erst einmal was Leckeres." Ich liebte seinen weichen italienischen Akzent. Er brachte mich damit sofort zum Lächeln.

Er verschwand in die Küche, wo er sich seine Schürze über sein T-Shirt und seine Boxershorts band, während ich meine Schuhe auszog und meine Tasche neben dem Geländer abstellte.

Ich setzte mich in der Küche auf die Arbeitsfläche. Es war beruhigend ihm dabei zuzusehen, wie er die Eier mit Sahne in einer Schüssel schaumig rührte. Alles was ich jetzt brauchte war ein bisschen Ruhe zum Nachdenken und ausgrübeln, wie ich weiter mache.

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt