Corbin #29

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Ich atmete tief durch, machte die Augen zu und hatte Lust einfach wieder nach Hause zu gehen. Stattdessen drückte ich meinen Finger auf den Klingelknopf, neben dem Briefkasten. Ich hörte das Klingeln von innen und mein Mund wurde trocken. Ich war lange nicht mehr so aufgeregt gewesen. Nicht einmal vor der Haustüre von der Frau, die mich seit Samstag vollspammte. Mir kam es länger als zwei Tage vor, dass ich auf diese bescheuerte Idee gekommen war. Ich hörte Schritte und öffnete wieder meine Augen. Als die Türe aufging und ich gierig Luft einsog als ich Jonas sah, bemerkte ich erst, dass ich die Luft angehalten hatte. Er legte mit die Arme wieder wie heute Morgen um den Hals und küsste mich lange. Seine Zunge bat um Eintritt und ich gewährte ihn ihr. Mein Herz schlug zu schnell und in meinem Kopf drehte sich alles. In meinem Hals kochte etwas prickelnd hoch und ich erkannte, dass er Glück war. Ich wollte durch die Straßen rennen und es allen erzählen. Ich war glücklich... Mir tippte jemand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen und fuhr weg von Jonas' Lippen. Kian grinste uns an und wir starrten ihn wahrscheinlich mit Todesblicken an. Er hatte uns unterbrochen! "Ihr seid ja wirklich ein süßes Paar zusammen. Aber ich hab Hunger." Ich streifte mit schnell die Schuhe von den Füßen und folgte Kian und Jonas in einen anderen Raum. Küche und Wohnzimmer gingen ineinander über. Auf dem Sofa saß Isaak und starrte finster vor sich hin. Ein Junge stellte sich vor mich und streckte mir seine Hand entgegen. "Ich bin Francesco." Ich nahm seine Hand und schüttelte sie. "Corbin." Ich verfluchte mich dafür, dass ich so kurz angebunden war, wenn ich nervös war. Ich ließ seine Hand los und sofort verhakte Jonas unsere Finger ineinander. "Ich hab gekocht." Er strahlte mich an und zog mich zu dem Esstisch aus dunklem Holz. Er drückte mich auf einen der Stühle und setzte sich neben mich. Gegenüber nahmen Isaak, der mich böse anstarrte und Kian Platz. Ich fühlte mich unwohl. Diese ganzen Umstände hatten sie sich bloß wegen mir gemacht... Und ich war es nicht einmal wert. Francesco stellte eine Schüssel in die Mitte des Tisches, von der Dampf aufstieg. Er griff nach meinem Teller und schöpfte mir. Mir stieg der Geruch in die Nase und ich merkte erst jetzt, wie hungrig ich eigentlich war. Das verschlimmerte mein schlechtes Gewissen nur noch. Aber als jeder etwas auf seinem Teller hatte, griff ich nach der Gabel, neben dem Teller und wickelte die Nudeln um dir Zinken. Ich spürte die missbilligenden und neugierigen Blicke der anderen. Ich sah auf. Schnell senkten alle ihre Augen auf ihre Teller. Nur Francesco lächelte mich offen an. "Ihr seid jetzt also zusammen." Es war eine Feststellung und ich wusste nicht genau, ob er eine Antwort erwartete, also nickte ich bloß ruckartig. "Und wart ihr schon im Bett?" Ich spürte wie ich rot anlief und auch Jonas senkte beschämt den Kopf. Isaak, der die Frage gestellt hatte, schob sich eine Gabel in den Mund und beobachtete mich. Ich erwiderte seinen Blick. "Nein!", sagte ich mit fester Stimme. Wenn mich dieser Junge herausfordern wollte, sollte er es haben. Er pfiff anerkennend durch die Zähne. "Wow. Vielleicht bist du doch nicht so ein sexgeiler Arsch, für den ich dich halte. Du hast eine Chance nicht genutzt. Respekt." Ich biss meine Zähne zusammen und verstärkte den Griff um meine Gabel. "Ich dachte immer intelligente Menschen zeichnen sich durch Toleranz und keinen voreiligen Schlüsse aus, aber du beweist mir das Gegenteil. Und jetzt hör auf so ein Arsch zu sein. Ich hab echt nichts gegen dich. Also leg mal deine Vorurteile ab!" Er senkte den Blick und man sah ihm an, dass er eine innerliche Diskussion führte. Ich hatte im Gefühl, dass heute Abend noch irgendetwas schief laufen würde. Dafür hatte ich aber wenigstens einen Feind weniger. Stattdessen aber eine Person mehr auf der Liste, der Menschen, die mir bei einem Fehler in die Fresse schlagen würde. Na, ganz toll.

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