Jonas #3

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Ich saß mit Francesco am Esstisch und er schöpfte mir Carbonara.

Er stellte den Teller vor mich, schob mir den Ketchup zu, mit dem ich die Nudeln nur aß und schöpfte sich selbst.

Ich nahm meine Gabel und wickelte ein paar Nudeln darum.

Mein Traum von Corbin und mir, war genau da geplatzt, wo ich mit allem Mut versucht hatte, einen Anfang aufzubauen. Ihm aus der Ferne zu beobachten, konnte man nicht als Beziehung sehen.

Wenn dann als stalken und das war einfach bloß pervers.

Ich hatte ihn ja auch gar nicht gestalkt, sondern ihm bloß ein wenig aus der Ferne  zugesehen und geschwärmt. Mehr nicht. Das war ja wohl kein Vergehen. Das machte tausende von Mädchen Tag für Tag, bei ihrem Schwarm. Also wieso sollte es bei mir etwas anders sein? Bloß weil ich keine Brüste hatte, oder was?

Es war hart und es tat unglaublich weh, seinen gesamten Mut zusammengenommen gehabt zu haben, und so abgefertigt worden zu sein.

Ich biss mir auf die Lippe. Ich spürte die Tränen in meinen Augen, heiß brennen. Ich schloss sie kurz.

Nicht daran denken. Nicht jetzt in Tränen ausbrechen. Nicht jetzt.

Ich zuckte zusammen als Francescos Hand anfing in meinem Blickfeld herumzufuchteln. "Und du bist dir sicher, dass du nicht darüber sprechen willst?", fragte er sanft und sah mich mit seinen weichen, schokoladen braunen Augen an.

Ich sah weg und überlegte kurz.

"Erinnerst du ich noch an Corbin? Der Typ aus meiner Klasse. Der Schwarm aller Mädchen", fügte ich bitter hinzu.

"Si." Er nickte und sah mich ruhig und auffordernd an.

"Ich hab ihn heute gefragt, ob er sich vielleicht vorstellen könnte mit einem Jungen zusammen zu kommen."Ich stocherte aufgebracht in meinen Spaghetti herum.

Er nahm mir vorsichtig die Gabel aus der Hand und lächelte sanft. "Piccolino. Das ist schon tot."

Ich ließ es geschehen und sprach weiter. Ich merkte verärgert, dass meine Stimme zitterte. "Er hat mich abgefertigt mit reinem Sarkasmus und als ich ihn fragte, ob wir wenigstens befreundet sein könnte, ging er einfach und zeigte mir über die Schulter den Mittelfinger."

Er sah mich nachdenklich an und zog dann eine Augenbraue hoch. Aber bei ihm sah es nicht halb so cool aus, wie bei Corbin. Es versetzte mir einen Stich. "Und auf so einen Macho Arsch stehst du?"

Das Weiche aus seiner Stimme verschwand, wenn er sauer war. Es schien als würde seine Zunge an jedem harten Laut im Deutschen hängen bleiben, wodurch seine Worte kantig und holprig klangen, was ihnen aber nicht an Schärfe nahm.

"Ich steh nicht auf ihn", log ich kleinlaut und traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen.

Er glaubte mir nicht, aber ging nicht weiter darauf ein. "Du schwärmst für ihn. Das reicht ja wohl, um an deinem gesunden Menschenverstand zu zweifeln."

"Du kennst ihn nicht einmal!", nahm ich Corbin etwas lauter als bisher in Schutz.

Francescos Augen funkelten mich erbost an. "Ja. Und das habe ich auch nicht vor zu ändern. Auf solche Bekanntschaften lege ich keinen Wert. Auf solche arroganten Arschlöcher kann ich verzichten!"

"Vielleicht hatte er einen guten Grund so kalt zu sein...", gab ich zu bedenken.

"Man kann ja wohl ganz normal sagen, dass man kein Interesse an jemand hat, statt ihn so zu demütigen und so respektlos zu behandeln!! So viel Anstand sollte man ja wohl besitzen, egal was man durchgemacht hat oder wie scheiße der Tag war! Wenn ein Mädchen mich so abgefertigt hätte, wäre ich froh gewesen, weil ich mich auf einen so charakterlosen Menschen gar nicht einlassen wollte!"

Ich schob den Teller von mir. "Ich hab wirklich keinen Hunger. Tut mir leid. Aber es ist bestimmt so lecker wie sonst auch immer."

Er sah mich wütend an. "Bei dem Essen kann man ja wohl nicht viel falsch machen."

Oh, my life...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt