Corbin #31

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Er lief neben mir und ich fragte mich, ob ich es bereuen sollte, dass ich es ihm erzählt hatte. Er hatte sich bei mir bedankt. Aber wofür? Dass ich ihn mit meiner ach so schrecklichen Kindheit vollgejammert hatte und auf Mitleidstour gemacht hatte? Er schwieg. Damit konnte ich meinen Gedanken nachhängen und mich darüber ärgern, dass es mich dennoch interessierte, woran er dachte. Wenigstens hatte ich den Freund von Octavian kennengelernt. Ich war wirklich neugierig gewesen. Er war ein früh Aufsteher, was ich nicht verstehen konnte. Ich mochte es zwar auch nicht, den ganzen Tag zu verschlafen, aber mich freiwillig um sechs Uhr aus dem warmen Bett zu begeben, war mir undenkbar. Und er war zu temperamentvoll. Dafür sah er aber beneidenswert gut aus. Sobald Octavian angefangen hatte davon zu reden was für ein toller Bruder ich doch sei, was ich zwar anders sehe, aber okay, hatte er ihn das Wort abgeschnitten und Octavians Sachen gepackt. Ohne auch bloß tschüss zu sagen hatte er ihn aus dem Haus gezogen. Ich wusste immer noch nicht, was sein Problem war, aber langsam war es mir auch egal. Ich seufzte und sofort spürte ich wieder seinen Blick auf mir. "Alles in Ordnung?" Ich lächelte ihn an und strubelte durch seine Haare. "Natürlich." Er starrte wieder mit roten Wangen auf den Gehweg und strich seine Haare wieder glatt. Ich zuckte zusammen, als seine Finger nach meinen tastete und sie mit meinen verschränkte. Ich bis mir auf die Lippe und sah weg, damit er mein Gesicht nicht sah. Ich war ein Arsch und ich ließ ihn leiden, bloß weil ich schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Er drückte meine Hand und ich bekam ein noch schlechteres Gewissen. Ich war ein schlechter Mensch. Es war alles viel einfacher gewesen, als ich ihn ignoriert hatte, aber wieso war es so schwer, jemand zu zeigen, dass man ihn mochte? Bei jedem Schritt in Richtung Schule hatte ich das Gefühl, dass der Rucksack schwerer wurde und mir war der Weg noch nie so lang vorgekommen. Seine Hand in meiner beruhigte mich, aber es konnte nicht alles meiner Aufregung nehmen. Als wir die Schule erreichten spürte ich die Blicke, der anderen wie heiße Metallstücke auf meiner Haut. Wir waren gestern schon aufgefallen, aber jetzt wollte ich einfach bloß im Boden versinken. Ich schämte mich und ich hasste mich dafür, dass ich mich schämte. Das hatte Jonas nicht verdient. Er war viel zu gut für mich... Meine Beine kroch ein Prickeln hoch. Mir wurde heiß. "Bist du nervös?", riss er mich aus meinen Gedanken. "Wieso fragst du?" Er sah mich nicht an. "Es wirkt so." Ich lächelte ihn an. "Alles ist okay.", log ich und fühle mich noch schlechter. Vielleicht müsste ich wirklich langsam beginnen ihn genug zu vertrauen, um ihm das alles zu erzählen. Wenn er mich dann fallen ließ, war er es sowieso nicht wert gewesen. Aber was, wenn er es gegen mich verwendete? Das wäre so simpel... Und alles würde wieder von vorne beginnen und... Ich lief beinahe in jemand hinein, der mich genervt anmotzte. Ich hörte Jonas Lachen, als der Jungen wieder weg war. Es klang so schön... Aber machte ich irgendeinen Fehler hiermit? Als wir auf den Schulhof traten, senkte ich den Kopf, damit ich niemand ansehen musste. Plötzlich blieb Jonas unvermittelt stehen und ich drehte mich zu ihm um. "Was ist?" Er stellte sich direkt vor mich und sah mich mit seinen verblüffenden Augen in meine. Ich hatte das Gefühl, dass nichts bis auf uns beide existierte. Eine Ruhe legte sich über alles und ich sah bloß noch dieses warme, unendlich scheinende Grün. Bloß noch ihn und ich konnte weder denken noch woanders hinsehen. Da schloss er sie und ich bedauerte es, aber seine Lippen legte sich auf meine und der Kuss war anders als all die vorher gegangene. Intensiver. Mir wurde schwindelig und Glück umhüllte mich. Womit hatte ich das verdient? Er löste sich von mir und lächelte. "Heute haben wir nachmittags keine Zeit, deswegen nutze ich meinen schlechten Einfluss auf dich aus und bringe dich dazu, die Schule zu schwänzen." Ich merkte wie mein Mund aufging. Aber er drückte mir wieder einen kleinen Kuss darauf. "Keine Wiederrede. Ich kann dir den ganzen Stoff liebend gerne erklären und mit dir nachholen." Und schon griff er nach meinem Handgelenk, zog sich hinter sich her wieder vom Schulhof herunter und ich sah ein, dass es nichts brachte ihm zu widersprechen. Also folgte ich ihm. er sagte mir weder wo es hinging, noch wechselte er ein Wort mit mir. Seine Hand zog mich hinter sich her und ich folgte ihm ergeben. Wir blieben vor einem putzigen Café stehen und ich fragte mich, wieso ich es nicht kannte, da es genau meinem Geschmack entsprach. Klein, kuschelig und gemütlich. Als wir eintraten, sah ich dass die meisten Tische leer waren und wir suchten uns einen in der Nähe des Fensters und setzten uns. Die Rucksäcke neben unseren Stühlen und die warmen, dampfenden tassen vor uns, begannen wir erst wieder miteinander zu reden. "Muss ich dich erst abfüllen oder rückst du auch so mit der Sprache heraus?" Ich sah ihn irritiert an. "Mit der Sprache worüber?" "Dich. Alles. Deine Geschichte." jetzt klickte es in meinem Kopf. Deswegen hatte er mich hierher geschleift. Ich seufzte. "Du entkommst mir nicht! Und wenn es drei Flaschen Champagner dafür braucht!" ich lächelte ihn an. "Willst du mir drohen?" Er lächelte auf seine strahlende Art zurück. "Nein. Ich will bloß deine Karten auf dem Tisch sehen." Und als ich in seine Augen sah, wurde mir etwas klar. Nämlich, dass ich ihm schon längst genug vertraute, um ihm das alles zu erzählen, da ich mir sicher war, dass jemand, der so um mich gekämpft hatte und nicht einfach nach dem ersten Rückschlag aufgegebn hatte, mich wegen meiner Vorgeschichte nicht sitzen lassen würde, sondern mich wahrscheinlich bloß noch mehr dafür lieben würde, da er durch sie noch mehr verstehen konnte, wie der Charakter des Menschen mit dem er zusammen war und den er liete entstanden war. Das einzige Problem war mein Stolz und die Angst davor vor dem Menschen, der mich so zu bewundern schien Schwäche zu zeigen. Aber sprach es nicht für Stärke sich freiwillig eine Blöße zu geben? Ich sah auf den Tisch, wo mein Finger unbewusst angefangen hatte Linien und Kreise zu ziehen. "Ich hatte schon immer gemerkt, dass ich kein Interesse an Mädchen hatte.", setzte ich an, traute mich jedoch nicht, ihn anzusehen. Wie kam es dazu, dass ich heute so viel ünber mich preisgab? "Und als ich vierzehn war, hab ich auch schon Basketball gespielt und dieser Junge kam in meine Mannschaft und wir verstanden uns auf Anhieb." Er schwieg, hörte mir zu und es tat gut. Ich musste all die Erfahrungen, die ich so lange vergraben hatte heraus kramen. Langsam breitete sich Erleichterung in meiner Brust aus und die Worte kamen von ganz alleine. "Als ich ihm gestand, dass er für mich mehr war als ein Kumpel ist er rot angelaufen, hat die Augen zusammen gekniffen und gab mir einen Kuss auf die Wange. Es war eine kindische Beziehung mit heimlich Händchen halten und ein paar Küssen, wo es schon etwas Spektakuläres war, wenn sich unsere Lippen wirklich berührten." Ich hob meinen Blick und sah das Glänzen in seinen Augen. Er hing an meinen Lippen und hörte mir gespannt zu. "An einem Tag nachdem wir im Kino gewesen waren, begleitet er mich nach Hause und gab mir einen winzig kleinen Kuss auf die Lippen, aber in dem Moment kam mein Vater heraus, um den Müll heraus zu bringen und sah uns. Er hat Brian angeschrien, er solle verschwinden und zog mich wieder ins Haus. Er hat mich angebrüllt, was ich mir denn dabei dachte, mit einem Jungen zusammen zu sein und was denn die Nachbaren von und denken sollten. Und als ich entgegnete 'Sie sollen sehen, dass ich verliebt bin.' sah ich die Enttäuschung und die Wut in seinen Augen und seine Hand traf meine Wange. Ich bin weinend in mein Zimmer gerannt und schloss die Türe ab, wo ich bis zum nächsten Morgen an dem ich in die Schule musste nicht mehr raus kam..." Ich machte eine Pause und atmete scharf aus. Ich spürte meine Augen brennen und blinzelte. Es war schon schlimm genug alles im Kopf noch einmal zu erleben, da musste ich nicht auch noch anfangen zu weinen. Nicht jetzt... Er griff nach meiner Hand, deren Finger immer noch rastlos über den Tisch fuhren. Mein Herz schlug wie ein kleiner Vogel im Käfig gegen meine Rippen, als ich sein Gesicht ansah und ich sah ih klar und deutlich. Diese kleine Berührung gab mir die Kraft weiter zu sprechen und ihm alles zu erzählen. Was hatte er bloß an sich, das mich dazu brachte all meine Bedenken fallen zu lassen? Wie bekam er das hin? Ich lächelte schwach und erzählte weiter.

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Ich hatte eine furchtbare Schreibblockade und erst jetzt lief es wieder richtig, daher kommt erst jetzt das neue Updte. Es tut mir furchtbar leid!!

Vielen, vielen, vielen herzlichen Dank für die Unterstützung durch Votes, Kommentare und die 1.000 Votes!!!!! *-* ich kann es immer noch nicht glauben!!! *0*

Oh, my life...Where stories live. Discover now