Jonas #36

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Ich saß auf meinem Bett und hypnotisierte mein Handy. Die Musik schallte durch mein Zimmer und meine Nachttischlampe tauchte alles in honigfarbenes Licht. Ich hatte vor einer dreiviertel Stunde Corbin geschrieben und seit dem wartete ich auf eine Antwort. Und jaaaa! Ich hatte nichts besseres zu tun, als Schallplatten zu hören, ein bisschen zu lesen, wobei ich mich nicht richtig konzentrieren konnte, und auf eine Antwort von meinem Freund zu warten. Wie toll das klang. Mein Freund. "Mein Freund." Die Worte hielten sich einen Moment über der Musik und gingen dann in Cat Stevens unter. Mir war langweilig, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Vielleicht lag es an meiner Müdigkeit oder einfach daran, dass ich mir Sorgen machte. Ich ließ mich in meine Kissen falls, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und sah zur Decke. Ich saß beinahe augenblicklich wieder gerade im Bett, als mein Handy vibrierte. Doch dann stand da bloß Niedriger Akkustand. Ich seufzte enttäuscht und in dem Moment fiel es mir ein. Heute war Donnerstag. Heute arbeitete er in dem Plattenladen. Ich seufzte und sah weiterhin auf den Display meines Handys. Kein Wunder dass er nicht antwortete. Vielleicht war ich ihm heute auch auf die Nerven gegangen. Wir waren den ganzen Schultag zusammen gewesen, hatten geredet und gelacht und vielleicht war er meiner ja nun überdrüssig. Als ich mein Handy gerade seufzend weglegen konnte, fiel mir etwas ein. Ich hatte ja noch die Nummer von Dylan! Und ich hatte ihm versprochen mich zu melden! Ich würde mein Wort halten! Schnell wählte ich das Telefonbuch an und ließ meinen Daumen über dem grünen Hörer schweben. Sollte ich ihn wirklich anrufen? Ich atmete entnervt aus, sperrte mein Handy wieder und kuschelte mich in mein Bett. Das würde ich morgen machen. Ich starrte gegen die dunkle Decke und es ärgerte mich zu wissen, dass ich nicht schlafen konnte, wenn ich mein Versprechen nicht einlösen würde. Ich setzte mich wieder auf und griff nach meinem Handy. Schnell, bevor ich es mir anders überlegte, drückte ich auf den Hörer und presste es gegen mein Ohr. Es tutete und dann hörte ich ein Knacken in der Leitung. Ich hielt die Luft an. Ging er ran? Wieder tutete es, dann war es einen Moment still, bloß damit eine weibliche Stimme ertönte, die "Der Teilnehmer der Nummer 0157..." Ich legte auf. Zum Teil erleichtert, zum Teil genervt. Jetzt hatte ich mich schon mal dazu aufgerafft und dann ging er nicht ran. Ich schloss mein Handy an und zog mir die Bettdecke bis ans Kinn. Dann würde ich es eben morgen noch einmal probieren und wenn er dann nicht ran ging, konnte er mir gestohlen bleiben. Ich drehte mich auf die Seite, zog die Decke enger um mich und war beinahe augenblicklich eingeschlafen.

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Ich schlug meine Augen auf und der erste Gedanke, der mir in den Kopf kam, war dass es der letzte Schultag war und ich in den Ferien Corbin hoffentlich so oft sehen konnte wie ich wollte. Und das war verdammt oft. Wir mussten die ganze Zeit nachholen, die ich nur mit Schwärmen verbracht hatte. Schnell stand ich auf, tapste ins Bad und zog mich um. Das alles sollte mich echt nicht so aufgeregt werden lassen. Aber ich war es nun mal. Ich schlüpfte in meine Schuhe, zog mit eine Jacke über und schnappte mir meinen Rucksack. Ich machte mir nicht die Möge irgendjemand tschüss zu sagen. Wahrscheinlich schliefen sie sowieso alle noch. Ich schloss dir Türe hinter mir, setzte meinen Kopfhörer auf und ging los zur Schule. Mein Herz schlug zu schnell, wenn ich daran dachte, dass ich Corbin bald sehen würde, meinen Freund. Ich konnte es immer nich nicht fassen und konnte mir nicht vorstellen, dass ich ihn irgendwann als selbstverständlich ansehen könnte. Er war so ein Geschenk und es grenzte an ein Wunder, dass ich tatsächlich eine Chance bei ihm bekam. Corbin hatte sich bis jetzt noch nicht die Mühe gemacht zu antworten, was mich eigentlich nervte, aber es war ein viel zu schöner Morgen, als sich jetzt schon über etwas zu ärgern. Außerdem wollte ich nicht einer dieser anhönglichen Freunde sein, die jeden Schritt überwachten und irgendwann einfach bloß nicht auf die Nerven gingen. Er hatte wahrscheinlich einen guten Grund. Als ich an der Schule ankam, war sie komischer Weise immer noch ein hässlicher, grauer Klotz wir immer. Seufzend ging ich die Treppe hoch und machte beinahe einen Satz in die Luft als mir jemand die Kopfhörer aus den Ohren zog. Ich machte mir schon Hoffnungen und mein Herz schlug zu schnell. Aber es waren nicht Corbins Arme, die sich um mich schlangen und mir beinahe die Luft abdrückten. Das war übrigens auch nicht Corbins Aftershave. Ich löste mich von dem Jungen und sah in seine Augen. Es waren die graublauen von Jordan, die mich von seinem Grinsen glänzend durch seinen verstrubelten Pony anblickten, der aussah, als sei er zufällig so, doch wahrscheinlich hatte er mehr Zeit dafür verwendet, dass jede Strähne saß, als für sein ganzes Outfit. Ich versuchte kein genervtes Gesicht zu machen und ihm gegenüber nicht unhöflich zu sein. Ich hatte zwar gerade keine Lust auf ihn, aber das war kein Grund ihn anzumotzen. Ich lächelte ihn schwach an und fragte mich, was er wohl wollte.

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Ich dachte mir, es könnte vielleicht ein paar von euch interessieren, wie ich mir Jonas vorstelle, deshalb ist hier ein Bild dabei. Natürlich müssten die Augen grün sein. :[

Oh, my life...Where stories live. Discover now