Corbin #34

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Ich war etwas mit der Situation überfordert, als meine Mutter mir ihre Arme um den Hals schlang und mir ein "Entschuldigung" ins Ohr flüsterte. Anscheinend hatte nicht bloß ich mich geändert. Aber als sie mich so offen und beinahe glücklich anlächelte, konnte ich nicht anders, als es zu erwidern. Es fühlte sich an, als hätten sich meine Sinne von einem Moment auf den anderen sensibilisiert. Ich spürte die Anwesenheit von Jonas so deutlich neben mir, dass es sich beinahe wie Hitze anfühlte. Ich wandte meinen Blick von meiner Mutter ab, vermied jedoch auch in Jonas' Augen zu sehen. Ich wusste nicht, ob ich ihn gerade sehen wollte. Ich aß weiter, als sei das gerade alles nicht passiert. Meine Mutter plauderte weiter und interviewte Jonas, der alles mir einem hörbaren Lächeln und super höflich beantwortete.  Die Sonne schien herein, man hörte Vögel zwitschern und das erste Mal seit gut fünf Jahren hatte ich das Gefühl nicht alleine auf dieser Welt zu sein und alles alleine bewältigen zu müssen. Diese Situation, dieser unendlich kurze und unbeschreiblich schönes Augenblick, war so gewöhnlich in meinem sonst so chaotischen und etwas verplanten Leben, in dem nie etwas si kam, wie ich es gerne hätte, dass er mir vorkam, wie einer dieser Momente, die zu schnell wieder verschwanden, aber über man, sich jedes Mal aufs Neue freute. Ich hatte vielleicht nicht viele Freunde, aber auf jeden Fall einen Freund und eine Familie, die an meiner seite standen. Mir wurde beinahe schwindelig vor Glück und ich musste an mich halten, um Jonas nicht um den Hals zu fallen. Ich hatte keine Ahnung wieso, aber irgendwie sagte mir das warme Gefühl in meinem Bauch, dass es alles nicht so gekommen wäre, wäre er nicht gewesen. Und das ließ mich ihn bloß noch mehr lieben. Meine Brust schmerzte, als ich mir vorstellte, dass dieser Junge, der vor gut einer Woche in mein Leben gestolpert war, genauso unvermittelt wieder verschwunden sein konnte, wie er aufgetaucht war. Am liebsten hätte ich mri Handschellen gekauft und den Schlüssel weggeworfen, nachdem ich unsere beiden Handgelenke aneinander gegekettet hatte. Der Augenblick und die Gefühle, die ich gerade empfunden hatte, waren genauso schnell wieder weg, wie sie mich überfallen hatten, als meine Mutter mich an einer Schulter rüttelth. "Ist alles in Ordnung?", fragte meine Mutter. In ihrer Stimme lag so viel Sorge wie in Jonas' Blick. Ich sah sie beide an und lächelte. So strahlend hatte ich das letzte Mal gelächelt, als... Ich erinnerte mich nicht mehr. Aber es stimmte mich nicht wie sonst traurig. Dieses Glück gerade war zu rein und frisch, als dass solche Nichtigkeiten es trüben könnten. "Dein Teller ist schon leer.", stellte meine Mutter jetzt belustigt fest und ich bemekrte erst da, dass ich mit meiner Gabel einfach bloß auf einem leeren Teller herum gekratzt hatte. Ich lachte. "Es hat wie immer fantastisch geschmeckt." Jonas nickte zustimmend. Meine Mutter lächelte ebenfalls, räumte die Teller ab, ohne zu fragen, ob wir noch einmal wollten und wuselte in die Küche. Si war noch kopfloser und chaotisch als sonst. Aber ich wusste nicht, ob das an mir oder Jonas lag. Wie hatte sich eine so lebensfrohe Frau, bloß in einen so strengen und langweiligen Mann verlieben können, wie meinen Vater? Ich verstand es immer noch nicht, aber ich hatte mich auch nie getraut es sie zu fragen. Wir redeten alle, nicht gerne über meinen Vater, als hätte allein schon seine Erwähnung einen schlechten Einfluss, auf die Stimmung. Ich seufzte, stützte meinen Kopf auf eine Hand und blieb sitzen. Meine Mutter wurde nicht gerne bei ihrer Arbeit unterbrochen, was auch Kochen betraf. Sie kam mit einer anderen Form aus der Küche. Als sie sie abstellte, sah ich, dass darin Tiramisu war. Mein lieblings Nachtisch. Ich musste lachen. Und meine Mutter lächelte mich sanft an. Wie konnten solche Kleinigkeiten jemandem so glücklich machen? Wie kam es dazu, dass es mir schon ein warmes Gefühl gab, dass sie sich solche Sachen gemerkt hatte? Vielleicht machten genau solche Kleinigkeiten, Momente erst vollkommen...

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Wieso werden in letzter Zeit immer die Kapitel mit Corbin so melancholisch und kitschig?
Ich entschuldige mich. Zwar finde ich es süß, aber bestimmt nervt es auch ein wenig :[

Oh, my life...Where stories live. Discover now