Jonas #15

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Ich lief über den Schulhof. Ich hatte meine Kopfhörer vergessen. Aber das machte nichts. Es war ganz schön gewesen, in der Bahn mal wieder Gespräche mitzubekommen. Eine Frau hatte sich mit ihrem Kind, dass sie aus großen Augen heraus aus dem Kinderwagen betrachtete unterhalten. Mir klopfte jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um. Es war Jordan. Ich lächelte ihn an, auch wenn ich enttäuscht war. Aber was hatte ich erwartet? Dass Corbin plötzlich vor mir stand und mir sagte, dass er mich liebe? Ich war so erbärmlich naiv... "Darf ich den Prinzen zu seinem Klassenzimmer begleiten?", fragte Jordan. Ich verdrehte die Augen. Die meiste Zeit nervte er mich mit seiner geschwollenen Art. Besonders hasste ich es, wenn er neben mir mit einem Mädchen flirtete, obwohl er wusste was ich davon hielt. Er hatte eine Freundin, also sollte er keinen anderen Mädchen schöne Augen machen. Und er kümmerte sich sowieso bloß um sich und erkannte meine Existenz nur an, wenn es ihm gerade in den Kram passte. Ich nickte zu einer Frage, die er mir gestellt hatte und die ich bloß mit halbem Ohr gehört hatte. Ich hatte ihn einmal angesprochen und er hatte so getan, als kenne er mich nicht. Danach war ich stink sauer abgezischt. Ich hasste solche aroganten Arschlöcher, die dachte, dass sie sich alles erlauben konnten, nur weil sie gut aussahen. Aber ich hasste es Leuten vor den Kopf zu stoßen. Dann ertrug ich ihn lieber ein paar Minuten. Wir liefen die Treppen zu meinem Klassenzimmer hoch. Ich sah mich instinktiv nach Corbin um. Er saß auf dem Boden und hob gerade den Kopf. Schnell sah ich wieder Jordan an. Bildete ich mir das bloß ein oder sah er wirklich zu lange zu uns herüber? Er senkte den Kopf. Ich unterbrach Jordan mitten im Satz, hob eine Hand und wollte gerade gehen, als er mich kurz umarmte. Er raunte mir "Wehe, du wagst es nochmal mich zu unterbrechen." ins Ohr und ging. Das war jetzt komisch... Mich hatte fast noch nie ein Junge umarmt. Wieso jetzt gerade der?

Ich ging ein wenig verwirrt den restlichen kurzen Weg zum Klassenzimmer. Ich wagte es bloß einen kurzen Blick zu Corbin zu werfen. Er nagte an seiner Lippe rum, so dass der Riss wieder anfing zu bluten und sah so aus, als versuche er die Steinplatte vor seinen Füßen zu hypnotisieren. Ich wollte diesen Typen verdammt nochmal kennen lernen!! Wieso ließ er mich nicht an sich ran?! Wieso stieß er mich weg?! Und wieso war ich so ein Depp und ließ das so nah an mich ran? Er war nur ein vermaledeiter Sturkopf und Einzelgänger. Was juckte der Typ mich? Was hatte er an sich, dass ich nachts Tränen in den Augen hatte, weil ich ihn vermisste? Wie konnte einem etwas fehlen, was man nie besessen hatte? War ich vollkommen geisteskrank? Oder machte Liebe geisteskrank? Wahrscheinlich schon. Jetzt fehlte bloß, dass ich irgendwann den Mut aufbringen würde ihn hier wehzuzerren und mich einfach mal mit ihm zusammen zu setzten und ihn zur Rede zu stellen. Irgendwie musste man den Jungen ja zum Auftauen bringen. Ich musste bloß noch rauskriegen wie.

Oh, my life...Where stories live. Discover now