Corbin #23

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Ich öffnete meine Augen und sah zu meiner Erleichterung an meine Zimmerdecke. Über mir lag die Decke und ich war überrascht, dass ich mich ausgeschlafen fühlte. Ich hatte weder einen Kater noch Erinnerungslücken. Und gestern Abend hatte ich es auch noch hinbekommen irgendwie nach Hause zu fahren. Also hatte ich nicht so besoffen sein können. Ich stand vorsichtig auf, darauf bedacht Streunerchen nicht zu wecken. Die Katze war ein Kater und ich hatte ihn Streunerchen getauft. Ich hatte keine Lust ihn im Tierheim abgeben zu müssen. Ich würde schauen, wie er sich mit Tatze und Mieze verstand, dann würde ich entscheiden. Ich hatte ihn eigentlich in einen kleinen Schuhkarton mit einem Kissen gelegt, aber er war anscheinend in der Nacht zu meinem Bett getappst und hatte es sich da bequem gemacht.

Was hatte ich mir nur eingebrockt? Wie kam ich dazu ihn zu einem Treffen zu animieren? Was für ein Schwachsinn... Was erhoffte ich mir davon? Ich setzte mich im Schneidersitz vor meinen Schrank. Es war zwar schon 10:17 Uhr. Aber von hier aus, brauchte ich fünf Minuten mit dem Auto. Und frühstücken musste ich ja sowieso nicht. Also sollte eine halbe Stunde zum Duschen, Octavian erklären, was los war und umziehen ja wohl reichen. Was sollte man an einem Sonntag zusammen machen? Die Läden waren geschlossen. Zum Glück hatte das Magix offen... Ich schloss meine Augen und stützte meinen Kopf auf meine Finger. Das hier war keinDate!! Ganz im Gegenteil. Ich wollte ihm klar machen, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Und trotzdem saß ich jetzt vor dem Kleiderschrank und machte mir einen Kopf darüber was ich tragen wollte. Ich stand genervt vor mich hin grummelnd auf und stellte mich unter die Dusche. Es war echt nicht normal wie oft ich duschte. Aber es war schon besser geworden. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der ich jeden Tag zweimal geduscht hatte, weil mich mein Körper so angeekelt hatte... Shampoo ließ ich weg. Meine Haare waren sauber genug. Ich trocknete mich ab und zog mir einfach bloß eine Jeans und das simple T-Shirt von gestern an. Mir stieg ein Geruch in die Nase. Frauenparfüm und Alkohol. Ich zog es aus und warf es in die Wäsche. Was hatte ich hier noch, das schon einmal getragen war? Ein Pullover, in dem ich bei den Temperaturen einen Hitzeschlag bekommen würde und ein Top, das ich seit Jahren da schon rumfahren hatte, aber nie anzog, weil es zu weit ausgeschnitten war und es mir nicht stand. Ich weiß nicht einmal mehr, wieso ich es mir überhaupt gekauft hatte. Ich ging in  mein Zimmer...und jetzt stand ich doch hier... So ein scheiß... Ich griff nach einem Oberteil, ohne darauf zu achten, ob es passte oder nicht. Würde schon hinhauen...

*****

Ich parkte das Auto. Ich musste noch zwei Minuten laufen, weil das Café in der Fußgängerzone lag. Aber ich war zehn Minuten zu früh. Octavian hatte ich gesagt er solle mit dem Mittagessen nicht auf mich warten, weil ich nicht wusste wann ich wieder kam. Ich hatte den Fehler gemach Octavian davon zu erzählen und er kam mir mit Tipps und Ratschlägen, wie man ein Date angehen soll. Und er hatte auch nicht aufgehört. Egal wie oft ich ihm gesagt habe, dass es verdammt nochmal keinDateist!!! Ich stieg aus, schloss das Auto über die Schulter hinweg ab und stapfte in Richtung Café. Mein Bauchgefühl sagte mir ich solle auf der Stelle kehrt machen, weil es nicht so laufen würde wie ich es gerne hätte. Doch ich lief einfach weiter. Früher oder später musste ich da durch. Dann wollte ich es lieber schnell hinter mich bringen. Wenn es perfekt laufen würde, würde ich es ihm sagen, er sagte "Okay." und die Sache war gegessen. Fertig. Aber wann lief um Leben schon etwas perfekt? Ich stellte mich vor die eine Glasfront des Cafés und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Ich war zu früh. Fünf Minuten. Ich schloss meine Augen und steckte meine Hände in die Hosentaschen. Normalerweise würde ich die Zeit jetzt mit rauchen überbrücken. Aber ich hatte ja aufgehört... Wieso eigentlich nochmal? Nägelkauen hatte ich mir mit viel Mühe abgewöhnt. Damit würde ich jetzt nicht wieder anfangen. Ich schaukelte auf meinen Fußballen vor und zurück. Ich verfluchte mich für die Entscheidung ein weißes Hemd anzuziehen. Schwarze Jeans und weißes Hemd. Sollte das ein Vorstellungsgespräch werden? Wie kam ich auf so eine hirnverbrannte Idee? Ich öffnete wieder meine Augen. Für die Passanten musste ich aussehen wie ein Geisteskranker. Vielleicht war ich das... Ich machte mir einen Spaß daraus ihnen mit den Augen zu folgen und in Schubladen zu stecken. Eigentlich fand ich dieses oberflächliche Schubladensystem schrecklich. Aber zum Zeitvertreiben ist es eine gute Technik. Hipster, Langweiler, Schlampe... Oh... Ich sah ihn. Mein Herz schlug höher. Das war nur die Aufregung. Ganz bestimmt... Er strahlt mich an und seine Augen wirkten wieder ganz und er strahlte so viel gute Laune aus und er sah so fröhlich aus und... Ich versuchte meinen Blick zu Eis zu verwandeln. Null Emotionen. Nichts anmerken lassen. Niemanden in deinen Kopf sehen lassen. Das hier war keinverdammtes Date!!!

Oh, my life...Where stories live. Discover now