Jonas #26

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Ich starrte die Decke über meinem Bett an und lächelte vor mich hin. Ich konnte nicht schlafen. Nicht weil ich mir so viele Gedanken machte, sondern weil ich Angst hatte, dass sich das hier alles bloß als Traum herausstellen würde, wenn ich meine Augen schloss... Ich war so glücklich. Die Wärme, die in meiner Brust gewesen war, nach dem Kuss, hatte sich wieder eingenistet. Bloß dass ich diesmal wusste, dass sie länger anhalten würde. Morgen würde ich ihn wieder sehen... Ich war erst um halb zwölf nach Hause gekommen und hatte mich auf Zehenspitzen ins Bad und von da aus in mein Zimmer geschlichen. Wie hatten den ganzen Nachmittag und Abend geredet. Gegen neun Uhr hatte er sich ein Glas Wein eingeschenkt und ich hatte auf die Uhr gesehen. Wir waren schon gut zehn Stunden zusammen gewesen und es kam mir vor wie ein paar Augenblicke. Es war mir peinlich gewesen, als sein Bruder, Octavian, herein gekommen war. Einen kurzen Augenblick hatte ich Angst... Vielleicht hatte Corbin ja einen Freund... Aber als Octavian weder ein Drama veranstaltete, noch enttäuscht oder verärgert wirkte atmete ich erleichtert auf. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich mein Glück nicht fassen konnte. Wie konnte es sein, dass Corbin mir Gehör schenkte, mit mir sprach und mich sogar küsste, nachdem er mich so lange von sich gestoßen hatte. Er hatte mich nach Hause gefahren und ich hatte es gewagt ihm einen kleinen Kuss auf diese perfekten Lippen zu geben, nachdem wir den ganzen Nachmittag und Abend bloß gesprochen hatten... Er hatte süß geschmeckt, nach Wein und sich, und er hatte gelächelt. Ein wundervolles, glückliches Lächeln, das mich innerlich fast explodieren ließ vor Glück. Ich war ausgestiegen und hatte mich nochmal umgedreht und er hatte noch in seinem Auto gesessen und jedem Schritt gefolgt, den ich machte, als habe er Angst, dass ich auf den letzten zehn Metern gekidnappt werden könnte. Wie hatte sich seine Abweisung in so etwas Wundervolles und Liebevolles verwandeln können? Es kam mir immer noch vor wie ein Traum. Ich umarmte ein Kissen und drehte mich auf die Seite. Ich musste schlafe, sonst würde ich morgen in der Schule kein Auge aufhalten können. Das wusste ich. Aber ich wollte nicht schlafen. Am Ende, auf dem Weg zu der WG, während eines wundervollen Schweigens, hatte ich es gewagt eine Frage zu stellen. Die Frage, die mir schon die ganze Zeit, die ich bei ihm war auf der Zunge brannte. "Willst du mit mir zusammen sein? Oder sind wir das schon?" Ich hatte ihn nicht angesehen. Bloß geradeaus aus dem Fenster gestarrt in die blauschwarze Dunkelheit, die von den Straßenlaternen und Neonlichtern in Schaufenstern unterbrochen wurden. Kaum noch Lichter waren an. Wahrscheinlich hätte ich seinen Gesichtsausdruck sowieso nicht erkannt... Meine Magen hatte sich zusammen gezogen und ich hatte mir innen auf die Wange gebissen, bis es wehtat. Was würde er antworten? Ich hatte solche Angst davor gehabt, dass er es nicht ernst meinte. Aber wieso hatte er mir dann so lange zugehört und sich selbst ein wenig geöffnet? Als er antwortete, hörte ich das Lächeln in seiner Stimme mitschwingen. "Aber schreie es nicht überall herum..." Und das Schweigen war wieder eingetreten bis vor mein Haus. Als ich durch die Dunkelheit der Räume getappst war musste ich mich am Riemen reißen nicht in Francescos, Kians oder Isaaks Zimmer zu stürmen und ihnen alles zu erzählen. Von der unangenehmen Stimmung im Kaffee, bis hin zum Kuss, dem Gespräch und dieser kleinen Frage, die so viel verändert hatte. Ich schloss meine Augen. Ich mussteschlafen. Umso schneller würde die Zeit vergehen und umso schneller würde ich ihn wieder sehen... Corbin...

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Danke an alle Leute, die mich mit Votes, Kommentaren, Feedbacks, lesen und folgen unterstützt haben. Ich flippe jedes Mal aus, wenn ich neue Anmerkungen bekomme. *-* Es freut mich, dass es euch so gut gefällt. ^~^

Oh, my life...Where stories live. Discover now