Corbin #22

2.9K 269 12
                                    

Sie warf ihren BH in eine Ecke, nahm meine Hände und legte sie auf ihre Brust. Was war das? Rein gar nichts!! Wieso passierte nichts? Mir wurde schlecht und etwas nagte an meinem Gewissen. Was da nagte? Ein Gedanke. Und zwar der an Jonas. Was wenn er das hier rausfand? Wäre er wütend? Enttäuscht? Was würde er von mir denken? Während meine Hände erstarrte waren und ich an einen Punkt hinter ihr gestarrt hatte, waren ihre Hände zu den Knöpfen an meiner Hose gewandert... Ich ließ meine Hände herunter sinken auf ihre Handgelenke und nahm sie. Dann drehte ich uns so, dass ich oben über ihr kniete, zwischen ihren Beinen und immer noch ihre Handgelenke auf die Bettdecke drückte. Sie lächelte mich an. "Ergreift du mal die Initiative?" Sie schlang ihre Beine um meine Hüfte. "Das ist nichts Persönliches, okay?", bekam ich zum Glück heraus. Sie sah mich verwirrt an. Ich ließ ihre Hände los und befreite mich von ihren Beinen. Ich zog mit wieder mein T-Shirt an und schnappte mir meine Jacke. Sie beobachtete mich verwirrt, was mir aber egal war. Ich nahm meine Schuhe und ging aus dem Zimmer. "Was ist denn los?", rief sie mit ihrer klaren Stimme. Ich sah sie nicht nochmal an. "Ich bin schwul." Ich lief die Treppen herunter und atmete erst wieder auf als die Türe in meinem Rücken zu fiel. Das hier war mit Abstand eine der bescheuertsten und hirnlosesten Ideen gewesen, die ich jemals gehabt hatte. Und das will was heißen! Ich zog mir auf dem Weg zum Auto wieder die Jacke an und als ich im Auto saß dir Schuhe. Ich musste aus diesem Viertel so schnell wie möglich raus.

Es war schon dunkel und ich fuhr zu einem kleinen Park. Ich hatte keine Lust nach Hause zu fahren, da rum zu hocken und vielleicht noch die Fragen von Octavian ertragen zu müssen, wieso ich nach Frauenparfüm roch und wieso ich so spät noch unterwegs gewesen war. Ich klappte den Beifahrersitz zurück. Darunter hatte ich irgendwannmal eine Vodkaflasche versteckt hatte. Ich griff nach ihren Hals, steckte die Autoschlüssel in eine Hosentasche und lief in den Park. Ich setzte mich auf eine Bank, die ein wenig abseits lag. Nicht direkt unter einer der Straßenlaternen mit ihrem schäbig orangenen Licht. Ich setzte mich in Schneidersitz und stellte die Flasche in das Loch, das dabei entstand. Mein Handy kramte ich aus meiner Hosentasche und legte sie auf meinen Oberschenkel. Mut an antrinken. Mit einem Knacken ging am Hals der Flasche das Plastik auf, das sie verschlossen gehalten hatte. Ich nahm den ersten Schluck. Wie lange hatte ich nicht mehr getrunken? Es brannte in meiner Kehle bevor es sich warm in meinem Bauch ausbreitete. Ich lehnte meinen Kopf zurück, gegen den Baum, der unmittelbar hinter der Bank stand. Ich schielte von dem Punkt aus durch meine halb geschlossenen Augen auf mein Handy. War ich schon mutig genug? Nein. Eindeutig nicht. Ich nahm die Flasche und setzte sie wieder an meine Lippen. Während ich noch trank, knackte etwas im Gebüsch. Ich stellte die Flasche wieder an und sah mich um. Ich saß im Dunkeln beinahe außerhalb der Zivilisation. Was da einem alles zustoßen konnte... Aber es tappste nur eine kleine Katze heraus. Sie war orange bis auf ein braunes Ohr. Sie miaute kläglich und sah mich mit großen Augen an. Ich stan vorsichtig auf. Ich hatte lange nicht mehr getrunken und wusste nicht mehr wie viel ich vertrug. Ich schwankte noch nicht. Ich ging vor ihr in die Knie und streckte ihr vorsichtig einen Finger entgegen. Sie rieb ihr kleines Köpfchen daran. "Na, Streunerchen?" Sie begann zu schnurren. Sollte ich das als Lob für den Spitznamen interpretieren? "Hast du dich verlaufen?" Natürlich antwortete sie mir nicht. Ich sah auf ihren Hals und in ihren Ohren. Keine ein tätowierte Nummer und kein Halsband. Dafür war sie aber gefährlich dünn und verdammt niedlich. Ich betrachtete sie unschlüssig. Was sollte ich tun? Sie schmiegte ihren Kopf in meine Hand und ich kraulte sie. Ihre Augen waren Bernstein farben. "Bist du hier auch ganz alleine?" Sie setzte sich hin und sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. Ich sah mich um. "Anscheinend schon, oder Kleine?" Ich nahm sie vorsichtig auf den Arm. Sie krallte sich in mein T-Shirt und ihre Krallen pieksten mich in die Haut an meiner Brust. Sie kletterte noch und bekam es irgendwie hin, sich auf meine Schulter zu setzen. Ich lächelte leise und setzte mich wieder auf die Bank. Sie ließ sich auf mein Bein fallen, rollte sich zusammen, schloss die Augen und schnurrte selig vor sich hin. Ich schraubte die Alkoholflasche auf und nahm noch einen Schluck. Was für ein beschissener Tag. Ich tastete in meiner Hosentasche vorsichtig nach meinem Handy und fand es. Kein Blinken. Aber wieso war ich enttäuscht? War doch klar, dass mir niemand schrieb. Ich entsperrte es und öffnete das Telefonbuch. Ich musste ihn anrufen. Ich musste diesem ganzen Zirkus ein Ende bereiten. Aber das sollte ich ihm persönlich sagen. Aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich traute mich nicht. Noch ein paar Schlücke aus der Flasche, dann hätte ich vielleicht endlich den Mumm dazu. Dann wenn mein Kopf zu vernebelt war, als dass ich mir Gedanken über die Konsequenzen machen konnte.

Oh, my life...Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang