Corbin #32

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Plötzlich war alles still um mich herum. Ich hörte bloß meinem Atem und das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich spürte seinen erwartungsvollen Blick auf mir. Ich war zu weit gegangen. Ich hatte zu viel gesagt. Es hatte gut getan und beinahe Spaß gemacht endlich über all das zu reden. Er hatte mich weder unterbrochen noch dumme Gesichter gemacht. Er hatte mir einfach zugehört, jedes Wort das ich sagt in sich aufgesauft und mich ermutigend angelächelt. Alles war schön gewesen, auch wenn immer noch die kleine nagende Angst da gewesen war und dann... Ich nahm einen Schluck Tee und lächelte ihn leicht an. Er sah mich bloß mit großen Augen an. Ich biss mir auf die Lippe, senkte wieder meinen Blick und fühlte mich scheiße. Wie konnte man bloß so bescheuret sein? Wie konnte einem bloß so etwas heraus rutschen? Ich könnte mich ohrfeigen. Innerlich flehte ich, dass er doch noch etwas sagen möge. Diese schreckliche Stille, dieses nerventötende Schweigen unterbrechen sollte. Doch als er etwas sagte, wünschte ich, ich könnte ihm den Mund zuhalten. "Corbin? Bitte rede weiter... Wir wollen doch keine Geheimnisse haben..." Innerlich lachte ich ihn aus. Keine Geheimnisse. Das ging doch gar nicht. Jeder hatte Geheimnisse vor anderen. "Was wolltest du vorher sagen??" Ich öffnete gerade den Mund um zu antworten, als mein Handyklingelton durch den Raum schallte. Innerlich machte ich einen Freudensprung. "Ich darf doch?" Er seufzte und nickte dann. Ich kramte mein Handy aus meiner Jeanstasche, während ich aufstand und aus dem Raum vor das Café. Ein Auto fuhr hüpfend an mir vorbei und mir fiel jetzt erst wieder ein, dass das Café ja mitten in der Stadt lag. Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt es mir an mein Ohr. Ich bemerkte erst als ich "Hi?" fragte, dass ich keinen Blick auf den Display geworfen hatte, um zu sehen, wer da anrief und mir in gewisser Weise das Leben gerettet hatte oder zumindest meine Beziehung. "Wieso hast du mich nie angerufen? Jetzt musste ich schon von deinem Bruder erfahren, dass du einen Freund hast!" Ich erkannte die Stimme meiner Mutter. "Hallo, Mom.", unterbrach ich ihren Wasserfall an Vorwürfen. "Du musst ihn mir unbedingt vorstellen! Der Freund von deinem Bruder ist ja so ein netter und charmanter Junge!" Ich musste lächeln. Jedes Mal, wenn ich mich nach langer Zeit wieder meldete, war sie wie ein kleines Mädchen. Plapperte und plapperte. "Also ich fand ihn eher verschlossen und missgelaunt." "Ach, wirklich? Bist du dir sicher, dass wir denselben meinen?" Ich musste lachen. "Ja. Bin ich mir." Sie lachte ebenfalls und mir fiel auf, dass ich beinahe vergessen hatte, wie schön ihr Lachen war. Es klang wie kleine Glöckchen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hatte mich tatsächlich zu lange nicht mehr bei ihr gemeldet. "Ich muss dich mal wieder sehen, Corbin.", stellte sie fest. Das Zwitschern, das vorher in ihrer Stimme gelegen hatte, war nicht mehr so deutlich heraus zu hören. "Und du musst mir deinen Freund vorstellen!" Ich lächelte leicht. "Wann kannst du wieder? Du hast doch so viele Nebenjobs hat mir dein Bruder erzählt. War ja klar, dass du zu stolz bist, jemand um Geld zu bitten." Mir wurde heiß. Es war schön, aber irgendwie auch merkwürdig wieder mit ihr zu telefonieren. Vielleicht hatte ich genau vor diesem kleinen Teil, der jetzt merkwürdig war, zu viel Furcht gehabt, um mich zu melden. "Ich hätte morgen Zeit.", sagte ich etwas zögerlich. "Und kann dein Freund?" "Mom. Nenne ihn nicht mein Freund. Er hat auch einen Namen. Er heißt Jonas." "Jonas und Corbin...", sagte sie nachdenklich und ich spürte wie mir noch mehr Blut in die Wangen schoss. "Ich frag kurz." Mir meiner Hand auf der Sprechmuschel schlich ich wieder ins Café. Jonas lächelte mich an, aber sein Gesicht bekam eine kleine Spur von Enttäuschung als er sah, dass ich immer noch telefonierte. Das Leuchten in seinem Lächeln wurde schwächer. "Es ist meine Mom.", flüsterte ich beinahe. Er nickte und das Lächeln war vollkommen verschwunden. "Hättest du morgen Zeit? Ich will dich iher vorstellen." Sein Lächeln kehrte zurück und jetzt war es noch strahlender als zuvor. Wärme breitete sich in mir aus. Wie schlimm hatte es mich erwischt, dass ich jetzt schon glücklich war, bloß weil ich ihn zum Lächeln brachte? "Er nickte eifrig. "natürlich kann ich." Ich nahm meine Hand weg. "Ja, er kann." "Super." Ich konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören. "Dann kommt doch zum Mittagessen. Ich koche uns was Leckeres." Wir verabschiedeten uns und legten auf. Ich steckte mein Handy wieder weg. Als ich sein Strahlen sah und einen Moment mein Gehirn betätigte, das bis jetzt noch in rosaroten Glücksbärchenwolken gesteckt hatte, wurde mir klar, was ich gerade durchlebt hatte. Wir hatten beinahe unseren ersten Streit gehabt und ich hob unsere Beziehung eine Stufe höher. Ich stellte ihn meiner Mutter vor!!

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So!! Ich bin der festen Überzeugung, dass Eltern in Beziehungen eine wichtige Rolle spielen, daher dachte ich Corbins Mutter kommt vor, weil ich mir die beiden zusammen voll süß vorstelle! :3 *-* Was haltet ihr davon?

Aber keine Sorge. Das "Wenn du was?"-Geheimniss wird natürlich auch noch gelüftet werden!!

Oh, my life...Where stories live. Discover now