» Kapitel 3 «

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»Ich liebe dich«, flüsterte er an meiner Haut, sein warmer Atem kitzelte meine Kehle. Seine Lippen bahnten sich einen Weg über meinen Hals, bis sie über meinem Mund hingen und mich in freudiger Erwartung quälten. »Ich liebe dich«, wiederholte Connor lächelnd. »Olivia Capshaw.« Dann küsste er mich zärtlich, nur ein Hauch auf meinen Lippen, kaum spürbar und doch so intensiv. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und hob mich ihm entgegen, um...

»Aufwachen!«

Ich erwachte aus einem Traum, der vielmehr Erinnerung als Traum war, und öffnete meine Augen. Im ersten Moment glaubte ich, ich sei über Nacht erblindet. Dann aber fiel mir auf, dass ich mich in einer finsteren Zelle befand, und ich deswegen nichts erkennen konnte. All die vorangegangenen Geschehnisse stürmten wieder auf mich ein und nahmen mir die Luft zum Atmen. Wieder hämmerte mir das Herz gegen die Rippen. Ich verlor die Kontrolle über mich selbst. Und das war ein schreckliches Gefühl.

»Zur Tür treten!« Die Tyrannin. Unverkennbar.

Stöhnend und geschwächt von dem alles andere als erholsamen Schlaf auf dem harten Untergrund, erhob ich mich von der Pritsche und stolperte orientierungslos zu der Stelle, an der ich die Tür vermutete.

Ich hörte das Klirren ihres Schlüsselbunds und wartete darauf, dass sie mich aus meinem Gefängnis befreite. Wenigstens für ein paar Minuten. Ich saß zwar noch nicht allzu lange hier fest, doch ich würde trotzdem schon jetzt alles tun, um wenigstens das Flackern der Fackel zu sehen. Um mich zu vergewissern, dass ich immer noch am Leben und des Sehens mächtig war. Nur für einen Augenblick. Bitte.

Die Tür öffnete sich quietschend einen Spaltbreit und die Tyrannin trat ein. Wie schon zuvor hielt sich auch jetzt in ihrer Linken die Fackel. Und obwohl mich das Feuer im ersten Moment blendete, war ich überglücklich über seine Existenz. Es wärmte mich und ließ mich meine Umgebung wieder aktiv wahrnehmen.

»Komm mit«, sagte die große Frau schroff und ich konnte nicht schnell genug Folge leisten. Nichts wollte ich mehr, als hier herauszukommen, selbst wenn ich dabei bloß in einen weiteren dunklen Raum gelangte. Zumindest war er größer und von Feuer erleuchtet.

»Ich erwarte, dass du dich benimmst«, warnte sie mich auf den Weg zu einem Ziel, das nur ihr bekannt war. Ihre Schritte waren lang und machten es mir beinahe unmöglich, ihr auf den Fersen zu bleiben. Sie hatte es offenkundig eilig. Wer auch immer uns erwartete, er war sicher nicht geduldig.

»Wem gegenüber?«, fragte ich mit krächzender Stimme. Ich hatte so lange nicht mehr gesprochen, dass meine Worte sich wie Schmirgelpapier in meiner Kehle anfühlten. Ich kassierte lediglich einen verächtlichen Blick seitens der Tyrannin, erhielt aber keinerlei Antwort. »Ich möchte wissen, was Ihr mit mir vorhabt!« Schon hörte ich mich selbstbewusster an.

»Ich sage dir nur eines, Missgeburt«, zischte die Tyrannin und sah mich mit ihren eisigen Augen so durchdringend an, dass mir der Atem stockte. Wir blieben beide stehen und sahen uns an. »Wenn du mich noch einmal in einem so respektlosen Ton ansprichst, wird sich das erfüllen, was Soldat Fitzpatrick dir über den Scheiterhaufen gesagt hat. Ist das angekommen?«

Ich schwieg vor blankem Entsetzen.

Sie stürmte zu mir und riss mein Gesicht an meinem Kinn nach oben. Ich unterdrückte einen Schrei und erwiderte ihr Starren in gespielter Furchtlosigkeit. Dabei stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Und mein Kinn schmerzte. »Ich habe dich gefragt, ob es angekommen ist.« Sie betonte jedes Wort, wobei sie mir ins Gesicht spuckte. Ich hatte keine Ahnung, ob sie dies mit Absicht tat, oder ob es ihre Art zu sprechen war, aber erniedrigt fühlte ich mich in jedem Fall.

Ich nickte leicht. »Ja. Ja, ich habe Euch verstanden.«

Wutschnaubend stieß sie mich von sich und stapfte weiter.

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now