Kapitel 44

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Gewidmet an Hopelessly2, LeSo02 und himbimuffin. Ihr drei habt richtig geraten! Hut ab. :) Und jetzt wünsche ich euch (und allen anderen) viel Spaß beim Lesen. ^^

»Ihr beiden?«, platzte es aus mir heraus. Im nächsten Moment wünschte ich mir, den Mund gehalten zu haben, aber dafür war es jetzt definitiv zu spät.

Iris und Moyra, die bis gerade eben noch leidenschaftliche Küsse getauscht hatten, fuhren nun aufgeschreckt auseinander und starrten mich beide schwer atmend an. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab, was Moyras gestrige Aufmachung erklärte. Sie hatte offenbar versucht, ihr Schäferstündchen mithilfe ihres Pferdeschwanzes zu verbergen, allerdings nicht allzu gut.

Ich grinste. Was in dieser Situation eine paradoxe Wirkung auf die beiden Mädchen hatte.

»Was gibt es da zu lachen, Olivia! Du hast uns nachspioniert!«, rief Moyra mit schriller Stimme und schaute mich wütend an. Iris hingegen schwieg peinlich berührt und kaute auf ihrer geschwollenen Unterlippe. Ihre helle Haut kontrastierte mit Moyras dunkler. Sie waren ein wirklich schönes Paar.

»Ich habe euch nicht nachspioniert, ich wollte bloß...«

...wissen, ob Jeremia sich hier mit jemandem trifft.

Das würde ich den beiden mit Sicherheit nicht erzählen.

»Du wolltest was? Was hast du hier überhaupt zu suchen? Solltest du nicht mit den anderen zu Mittag essen?«

»Ich war eben neugierig«, verteidigte ich mich und zuckte mit den Schultern.
»Außerdem seid ihr ja ebensowenig beim Essen wie ich. Was ist denn los mit euch? Tut mir leid, dass ich euch unterbrochen habe, wirklich, aber so eine große Sache ist das auch wieder nicht, oder? Jetzt weiß ich ja Bescheid und kann mich in Zukunft von euch fernhalten.« Ich versuchte zu lächeln.

Aber keines der Mädchen erwiderte meine versöhnliche Geste.

Dann meldete sich Moyra seufzend zu Wort:
»Können wir...auf deine Diskretion zählen?«

Iris blickte betreten zu Boden. Ihr Zopf hatte sich gelöst, sodass ihr schönes Haar auf sehr schmeichelhafte Art ihr Gesicht umspielte. Wieder einmal suchte ich darin nach Gemeinsamkeiten mit Jeremia, wurde jedoch auch dieses Mal nicht fündig.

»Diskretion?«, wiederholte ich verwirrt.

Moyra und Iris nickten hoffnungsvoll.

»Was soll das bedeuten?«

Allmählich kehrte die Moyra zurück, die ich kannte. Die junge Frau verdrehte ihre Augen. »Das bedeutet, dass du das, was du gesehen hast, für dich behältst, verstanden?«

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Den beiden ging es gar nicht darum, ungestört zu sein, sondern unbemerkt zu bleiben. Sie hatten sich hier versteckt, weil keine der anderen Sonnenanbeterinnen wusste, dass sie etwas miteinander hatten. Wahrscheinlich wusste selbst Jeremia nichts davon. Diese Erkenntnis schockierte mich.

»Aber...?«

»Nichts aber«, schnitt Moyra mir das Wort ab. »Wir wollen es fürs Erste für uns behalten.«

»In Ordnung«, beeilte ich mich zu sagen,
»verstehe ich.«

»Und?«

»Und ich halte selbstverständlich dicht.«

»Danke«, meinte Iris, deren Wangen endlich wieder Farbe annahmen. Sie schien um Welten betroffener, als Moyra, die ihr nun einen Blick zuwarf, der maßlose Enttäuschung verriet. Der Ausdruck verschwand ebenso schnell aus ihren Augen, wie er darin aufgeblitzt war.

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now