Kapitel 69

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»Wie soll ich Euch also nennen? Kaelan? Learoy? Alaric? Welchen der Namen bevorzugt Ihr?«, fragte ich und ließ sie mir förmlich auf der Zunge zergehen. Ich mochte ihren Klang.

Sein Mundwinkel zuckte. »Eure Majestät

Ich lachte leise auf und legte den Kopf schief. »Ich dachte, wir wären Freunde.«

»Das ist mir neu.«

Ich schnalzte mit der Zunge. »Aber, aber, Candavene... Ihr habt ein Fest für mich ausgerichtet und tragt die Farben meines Kleides. Ich würde behaupten, das macht uns zumindest zu Sympathisanten.«

Er grinste kopfschüttelnd. Mittlerweile wurde ein etwas schnelleres Stück gespielt, sodass die körperliche Nähe zwischen uns kein allzu großes Thema mehr war.
»Kaelan«, sagte er dann, nachdenklich.

»Kaelan«, wiederholte ich zufrieden. »Schön.«

»Genau wie du.«

»Ihr seid ein Schmeichler.«

Er zuckte die Schultern und sagte dann nonchalant: »Ich bin direkt.«

Ich ging nicht näher auf seine Bemerkung ein und beschloss, das Gespräch auf andere Bahnen zu lenken. »Dürfte ich nun meine Fragen stellen?«

»Ich bestehe darauf.«

»Erzählt mir von Eurer Magie.«

»Das, meine Liebe«, meinte er amüsiert und zog mich näher an sich heran, »ist keine Frage.«

Ich stöhnte frustriert auf. Einerseits darüber, dass er so kleinlich war und andererseits, weil ich langsam aber sicher außer Atem geriet. Das viele Tanzen forderte seinen Tribut.

»Was ist denn los?«, stichelte er. »Kommt da etwa jemand aus der Puste?«

Es kostete mich einiges an Kraft, doch ich schaffte es, nicht auf seine Stichelei einzugehen. »Was könnt Ihr mit Eurer Magie tun?«, fragte ich nun. »Zu welchen Dingen seid Ihr fähig?«

Seine Augen blitzten gefährlich, als er sich mit seinen Lippen meinem Ohr näherte und leise flüsterte: »Siehst du diesen Wachmann? Den, der am Buffet steht?«

Ich ließ meinen Blick zu ihm schweifen und betrachtete sein ausdrucksloses Gesicht. Eine seiner Hände hielt er stets auf dem Griff seines Schwerts, das an seiner Hüfte hing. Er erinnerte mich an Connor, der seine Waffen ebenfalls immer griffbereit hielt und die Situation unter Kontrolle. Ich fragte mich, ob meine Zweifel berechtigt waren. Er hatte ehrlich auf mich gewirkt, involviert und überaus leidenschaftlich, was den Widerstand anging. Allerdings hatte Lavinia ihn für vertrauenswürdig erklärt und was Lavinia sagte, hatte mit Brees Geschichte an Bedeutung verloren.

Jedenfalls drängte ich all die hasserfüllten Gedanken für den Moment von mir und konzentrierte mich wieder auf Kaelan, der mich abwartend ansah und noch immer kein bisschen erschöpft war. »Ja, ich sehe ihn.«

»Gut«, kommentierte er leise, »wenn ich wollte, würde er in genau diesem Augenblick zu Eis erstarren und langsam, ganz langsam ersticken.« Er sprach ruhig und mit Bedacht, während seine Hand träge Muster auf meinen unteren Rücken malte. In Verbindung mit seinen Worten war das Ganze ziemlich Furcht erregend. Ich erschauderte.

»Das ist grausam.«

»Ein Imperium wurde noch nie auf Gutmütigkeit erbaut.«

Ich sah ihm tief in die Augen und erwiderte kühl. »Das sind die Worte eines Tyranns.«

»Nein, Alexandra«, widersprach er. »Das sind die Worte eines Realisten.«

Niemals würde ich so denken können wie er, ganz egal, wie viel Wahrheit in seiner Aussage auch stecken mochte. Ich war der Ansicht, aus Gutem würde Gutes hervorgehen, wenn man nur geduldig und willensstark genug war, es durchzusetzen.

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now