Kapitel 58

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Lasset uns mit der Lesenacht beginnen! ^^

»Da ist sie ja«, erklang die belustigte Stimme eines der beiden Reiter. »Die entführte Gattin des Königs. Er hat sich große Sorgen um Euch gemacht und wird hocherfreut darüber sein, Euch wiederzusehen.« Sein Tonfall strafte seine Worte Lügen. Er glaubte an nichts, was er sagte, leierte es der Form halber herunter, vielleicht, damit ich freiwillig mitkam oder vielleicht, weil er mich verspotten wollte. Das spielte eigentlich keine Rolle.

»Ich würde sagen«, mischte sich der andere vermummte Mann ein. »Dass Ihr direkt zu uns kommt, damit Euch auch wirklich nichts zustößt, wenn wir Eure Entführer niedermähen.«

Ich reckte das Kinn. »Ihr werdet mich schon holen müssen.« Ich biss mir auf die Unterlippe. Manchmal ging mein Temperament gründlich mit mir durch, etwas Derartiges würde ich im Normalfall niemals von mir geben. Aber Jeremias determinierter Miene nach zu urteilen, hatte ich keinen allzu großen Mist gebaut. Und diese Männer waren ohnehin gewillt, meine Begleiter umzubringen, daran bestand keinerlei Zweifel.

Der erste Mann lachte kehlig: »Hatten wir so oder so vor, also macht das auch keinen Untersch-«

Das Aufblitzen von Eisen unterbrach seinen Redeschwall und im nächsten Augenblick bohrte sich die Klinge eines Dolches in seine Schulter. Marten hatte ihn geworfen. Zielsicher. Doch nun wirkte er alles andere als das und betrachtete den Getroffenen mit wachsendem Entsetzen.

Der Dolch hatte sich in die Schulter des Killers gebohrt, sodass dieser nun mit der rechten Hand den Griff umfasste und die Waffe mit einem Ruck aus seinem Körper herauszog. Das schmatzende Geräusch ließ mich zusammenfahren. Blut sickerte aus seiner Rüstung. Es war unglaublich, dass Marten in all dem Metall ein Schlupfloch gefunden und ihn ernsthaft verletzt hatte. Stolz schien er darauf aber nicht zu sein. Der Reiter verzog das Gesicht, soviel konnte ich hinter der dunklen Maske erahnen, die er trug. »Wie Ihr wollt«, presste er wütend hervor, zückte Pfeil und Bogen und schoss. Cyryl stieß seinen langjährigen Freund im letzten Moment zur Seite, bevor sein Herz von dem – vermutlich mit Gift präparierten – Pfeil zerfleischt worden wäre. Beide Männer fielen keuchend zu Boden und richteten sich wieder auf. Blitzschnell fasste Marten in seinen Stiefel und forderte einen weiteren Dolch zutage, den er auf die Reiter schleuderte. Diesmal ganz ohne Schaden anzurichten. Er fluchte unterdrückt.

Die beiden Killer stiegen von ihren Pferden und gingen mit lautem Gebrüll auf uns los. Jeremia wollte zwar, dass ich kämpfte und das würde ich vermutlich auch tun, aber er versuchte, mich mit seinem Körper abzuschirmen, solange er nur konnte. Das Kampfgetümmel allerdings sorgte recht schnell dafür, dass wir alle den Überblick verloren und Jeremia gar nicht registrierte, dass der erste der beiden Männer mich in Beschlag nahm. Er hatte ein Langschwert in der Hand, ein Schwert großartiger Qualität, und hieb halbherzig auf mich ein. Hinter mir ertönte ein schmerzerfüllter Schrei, dann noch einer. Ich wagte nicht, nachzusehen, wen von uns es getroffen hatte.

Diese Auftragsmörder waren wahrlich keine Amateure. Obwohl wir vier gegen zwei waren, kamen sie mühelos mit unseren Angriffen zurecht, wichen aus, schlugen zurück, und all das, ohne zu ermüden. Mir hingegen brach allmählich der Schweiß aus und mein dunkles Haar klebte mir am Hals. Wieder einmal hob ich das Schwert, mit dem ich mit Jeremia trainiert hatte und ließ es auf meinen Gegner herabsausen, um ihm die Kehle aufzuschlitzen, doch ich versagte kläglich. Wieder einmal hatte er in unmenschlicher Geschwindigkeit, die nur auf jahrelanges Training zurückgeführt werden konnte, seine eigene Klinge hochgerissen, um meinen Angriff abzuwehren.

Ich stöhnte frustriert auf.

»Ich werde Euch nicht töten«, säuselte er amüsiert.

»Warum seid Ihr dann hier?«, fragte ich außer Atem und wich zurück, als er mich entwaffnen wollte, um mich festzunehmen, wie er uns sein Gefährte es geplant hatten.

BORN TO BURN (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt