» Kapitel 28 «

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Das Kleid war, wie Danielle mir vorhin schon versichert hatte, prachtvoll und absolut atemberaubend. Ich betrachtete es eine ganze Weile schweigend, nahm seinen Anblick in mich auf und fragte mich, wie der König auf die Idee kam, dass ich ihm als Gattin nützen würde. Selbst wenn ich nicht vorhätte zu türmen, hätte ich ihm nicht das Geringste gebracht. Meine Magie, die vielleicht, aber inwiefern die Heirat? Und wieso sollte ich ein violettes Kleid tragen? Brachte das nicht von vornherein Unglück?

»Wollt Ihr das Kleid denn nicht anziehen?«, erkundigte sich das kleine Mädchen, das die Funktion meiner Magd stellvertretend übernahm, neugierig und blickte mich aus großen braunen Rehaugen treuherzig an. »Es wurde extra für Euch geschneidert, der König hat an alles gedacht.« Völlig hin und weg von seiner Schönheit deutete sie auf den weiten U-förmigen Ausschnitt, der mit kleinen funkelnden Edelsteinen bestickt war und biss sich auf die Unterlippe. »Ihr werdet absolut umwerfend darin aussehen«, versicherte sie angesichts der Skepsis in meinem Gesicht und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Mein undurchsichtiger Gemütszustand machte sie unsicher. Es tat mir leid, aber ich konnte nicht anders, als an die Zwangshochzeit und Fitzpatricks Tod und Danielles Verschwinden und die bevorstehende Flucht zu denken. Es war zu viel, als dass ich es irgendwie unter einen Hut bringen könnte.

Schweigend, und mit der Hilfe des Mädchens, entkleidete ich mich, legte das schlichte grüne Kleid zu dem üppigen violetten auf das Bett und stand im Unterkleid fröstelnd auf dem Boden. Ich rieb mir die Oberarme und lächelte gequält. »Danke.«

Sie errötete: »Nichts zu danken.«

Gerade als sie sich daran machen wollte, mich in das wunderschöne Abendkleid zu zwängen - es sah nämlich verdammt eng aus - klopfte es zögerlich an der Tür.

»Vielleicht ist es George, der herausgefunden hat, wo Danielle ist«, sagte ich hoffnungsvoll und nickte mit dem Kopf in Richtung Tür.
»Könntest du bitte nachsehen?«

Sie nickte gehorsam und ließ ein leises: »Aber natürlich, Herrin«, verlauten, worauf sie die Tür öffnete und den Kopf herausstreckte.

»Und, wer ist es?«, fragte ich, nachdem einige Augenblicke der Stille vergangen waren.

Das Mädchen sah mich mit hochroten Wangen an: »Es...es ist Seine Hoheit«, stammelte sie völlig aus dem Konzept gebracht und riss die Augen auf. »Er möchte mit Euch sprechen.«

Nun vernahm ich Connors tiefe Stimme von draußen, die ein »Allein" hinzufügte.

»Es ist schon in Ordnung«, wandte ich mich an meine Magd und schickte sie fort. »Ich rede kurz mit ihm und dann fahren wir mit dem Ankleiden fort.«

»Aber...Ihr...Ihr tragt nur...«, stotterte sie.

»Ich weiß, das macht nichts. Sei bitte so lieb und warte draußen, ja?«

»Natürlich, Herrin«, entgegnete sie brav und ging an Connor vorbei auf den Gang. Nicht, ohne ihn schmachtend anzusehen. Sie war völlig hin und weg von ihm, ganz egal wie alt, Connors Wirkung auf die Frauen blieb ein- und dieselbe. Ich fand das irgendwie tröstlich - ein bisschen Beständigkeit in einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen geriet.

Mein Geliebter betrat meine Kammer und schloss die Tür hinter sich.

Sofort entgleisten seine Züge. Er schien todunglücklich, als er mich anschaute. »Wie konnte er mir das verheimlichen?«, fragte er aufgebracht und fuhr sich durch sein blondes Haar, das nun in alle erdenklichen Richtungen abstand. Er begann wie ein wild gewordenes Tier in meinem Zimmer ab und auf zu tigern, unruhig, unkonzentriert.
»Wir...ich war mir komplett sicher gewesen, er würde sein Bündnis mit einer Sonnenanbeterin, einem magischen Geschöpf, verlautbaren, Allianzen schließen - aber eine Heirat? Hergott! Wie konnte er nur?!« Er blieb plötzlich unvermittelt stehen und blickte mich verzweifelt an. »Was soll ich jetzt tun?«

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now