Kapitel 83

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Connor Lassesters Zustand war schlecht, um nicht zu sagen furchtbar. Aber noch atmete er, noch hob und senkte sich seine Brust, noch schlug sein Herz. Und ich würde nicht zulassen, dass sich daran etwas änderte, ganz gleich, wie viel Kraft und Magie mich dieser Akt der Heilung kosten würde. Connor war kein Verräter. Er mochte schwierig sein und nicht immer ehrlich, doch im Herzen war er ein guter Mensch, der seinem Land ein guter König sein wollte. Und ich würde, verflucht nochmal, dafür sorgen, dass er die Gelegenheit bekam, sich zu beweisen. Als Herrscher Ashbrooks, der seine Untergebenen einem guten Leben zuführen würde.

»Connor, alles wird gut«, flüsterte ich immer und immer wieder, während ich die Reste meiner Magie zu einem Ganzen formte und Energie aus meiner Umgebung schöpfte. Der sterbende Thronfolger starrte mich aus seinen blauen Augen glasig an und krächzte ein kaum hörbares »Olivia«, das mich in meinen Grundfesten erschütterte. Denn dieses einzige Wort führte mir vor Augen, dass Connor mich immer noch liebte und offenkundig auf mich gewartet hatte. Wie groß mochte der Schmerz gewesen sein, mich an der Seite seines ehemaligen besten Freundes zu sehen? Plötzlich schämte ich mich dafür, die Sache nicht subtiler angegangen zu sein.

Aber dieses Thema war im Augenblick ohnehin irrelevant.

Beruhigend redete ich auf ihn ein. »Erinnerst du dich daran, wie Fitzpatrick vor seiner Verurteilung und Hinrichtung behauptet hatte, von mir geheilt worden zu sein?«

Connor blinzelte zweimal, was ich als Zustimmung deutete.

Also fuhr ich fort. »Das hatte ich auch. George hatte ihm eine Wunde zugefügt, die ihn umgebracht hätte, aber ich habe es geschafft, ihn zu heilen. Und das Gleiche habe ich mit dir vor, verstehst du mich?«

Wieder blinzelte er zweimal. Aus seiner Kehle sickerte rotes Blut. Meine Hände, die ich auf den Schnitt presste, waren ebenso blutüberströmt wie er. Aber bald würde ich soweit sein und die tödliche Verletzung zu einer schrecklichen Erinnerung werden.

Wenn alles nach Plan lief.

Ich schloss meine Augen, spürte jeden Funken meiner Magie in meinen Fingerspitzen mit überwältigender Intensität und trieb sie schließlich, als ich dazu bereit war, geradewegs in Connors klaffende Wunde.

Der Blutfluss versiegte noch im selben Moment, was mich vor Erleichterung - aber auch grenzenloser Erschöpfung - in mich zusammenfallen ließ. Ich atmete schwer, während ich fasziniert und über alle Maßen zufrieden dabei zusah, wie der Schnitt in Connors Hals sich langsam verschloss und eine Narbe als Überbleibsel der tödlichen Wunde zurückblieb.

Mein Puls raste in halsbrecherischer Geschwindigkeit, als Connor sich langsam aufsetzte und ungläubig den Kopf schüttelte, als er mit zitternden Fingern seine Kehle abtastete. Dann sah er mich aus seinen blauen Augen an. Voller Bewunderung und Respekt. Er bedankte sich nicht, das war auch gar nicht nötig, denn ich konnte jede seiner Empfindungen in seinem schönen Gesicht lesen. Er räusperte sich, als ich aufstehen wollte. Ich taumelte leicht, weil mir schwindelig wurde. Ich war erleichtert darüber, mein Bewusstsein nicht verloren zu haben.

»Geht es dir gut?«, fragte er mit rauer Stimme und betrachtete mich besorgt.

»Ja«, log ich, obwohl ich entkräftet war und mich dementsprechend grässlich fühlte. »Es geht schon. Es freut mich, dass es dir besser geht.«

Connor lachte unglücklich. »Besser? Hättest du dich nicht verausgabt, wäre ich jetzt tot.«

Ich lächelte leicht.

»Wie kann ich das wiedergutmachen?«, fragte er hoffnungsvoll. Er wollte sich revanchieren. Seine Schulden begleichen. Wie er es gewohnt war.

»Indem du Ashbrook der König sein wirst, den das Land verdient.«

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now