» Kapitel 17 «

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Völlig neben mir nahm ich den Brandy mit zitternden Händen an mich und schüttete ihn mit nur einem Schluck hinunter. Alkohol war mir nicht fremd, eher im Gegenteil, die Köchin hatte in ihrer Kneipe einen ganzen Vorrat an Bier und Spirituosen, den ich ab und an geplündert hatte. Natürlich ohne ihre Zustimmung.

»Nicht schlecht«, lachte Connor anerkennend und nahm mir das leere Glas ab. »Und? Geht es dir jetzt besser?«

»Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß und holte tief Luft. »Wisst Ihr überhaupt, was Ihr da von Euch gegeben habt?«

»Wer könnte das schon besser wissen?«, fragte er sarkastisch. »Und ich bin noch immer der Meinung, dass du unwissend für das ganze Fiasko gesorgt hast. Das ist der reinste Wahnsinn.« Aus seinem Mund klang das wie ein Lob.

»Ja, da habt Ihr recht, es ist in der Tat der reinste Wahnsinn«, stöhnend sank ich auf die Liege zurück und genoss die Wärme, die der Alkohol in meinem Körper erzeugte. »Wenn ich es tatsächlich gewesen sein sollte, wird der König mich umbringen.«

»Unsinn!«, rief Connor ungehalten aus, bremste sich jedoch wieder. »Der König wäre begeistert.«

»Ich habe einige seiner Bediensteten getötet«, flüsterte ich fassungslos.

»Im Vergleich zu dem, was du seinen Feinden antun könntest, ist das kein so großes Problem.«

»Werdet Ihr es ihm sagen?«

Connors Zähne blitzten auf, als er seine Lippen zu einem vielsagenden Lächeln verzog. »Wenn du das glaubst, habe ich mich gestern wohl nicht klar genug ausgedrückt.« Er rückte näher an mich heran und beugte sich über mich, um mir ins Ohr zu flüstern: »Der König wird von deiner Magie keinen Gebrauch nehmen, Olivia... In spätestens zehn Tagen bist du woanders untergebracht. Und dann schlägt sein letztes Stündlein.«

Ich riss meine Augen auf: »Das habt Ihr mir nicht gesagt.«

»Hätte ich noch. Zu einem späteren Zeitpunkt. Aber da deine Kräfte sich schneller entwickeln als gedacht, muss ich wohl umdisponieren. Hör mal, ich weiß nicht, wie das alles funktioniert - wie könnte ich jemals etwas so Großes verstehen? -, aber du musst versuchen, es zu kontrollieren. Der König und seine Vertrauten dürfen dir nichts anmerken. Begreifst du, wie ernst die Sache ist?« Seine breiten Schultern verspannten sich unter dem weißen Hemd, während seine Brust sich vor Erregung hastig hob und senkte. Ich verspürte das brennende Bedürfnis, seine Muskeln mit meinen Fingerkuppen nachzuzeichnen, ihren feinen Linien zu folgen, Connor an mich heranzuziehen...

»Olivia?«

»Ja, Eure Hoheit?« Ich riss mich aus meiner Lethargie.

»Nenne mich noch ein einziges Mal so, und ich küsse dich, wie du niemals zuvor geküsst worden bist.«

Wie bitte? Ich erstarrte.

Abgesehen von der Tatsache, dass ich von niemandem außer ihm geküsst worden war, sollte er so nicht mit mir sprechen. Das war uns beiden klar. Und trotzdem war die Spannung in der Luft beinahe zum Schneiden.

»Ihr droht mir?«, fragte ich also und lauschte auf mein rasendes Herz.

»Wenn du es als Drohung auffassen willst«, sagte er schulterzuckend und drehte sich halb weg. »Dir muss doch aufgefallen sein, dass ich dich noch immer will. Ja, ich weiß, du hast um einiges Wichtigeres im Kopf, das geht mir nicht anders, aber was kann ich schon dagegen machen?« Er wirkte wirklich erschüttert.

Mir wiederum fiel das Atmen schwer. »Es hat eben nicht sein sollen.«

Connor lachte bitter auf: »Sah für mich nicht danach aus, als wir in der Pension meiner Bekannten...«

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now