Kapitel 42

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»Wieso hast du das gemacht?«, fragte ich Jeremia, als wir nach meiner Überraschungsfeier zum Anwesen der Mahoney's zurückkehrten, sämtliche Sonnenanbeterinnen, darunter auch Camilla und ihre Tochter, im Schlepptau.

Der junge Mann runzelte die Stirn und nahm den breitkrempigen Hut ab. Sein dunkles Haar stand nun wild in alle Richtungen ab und der Blick aus seinen braunen Augen traf mich mit siedender Intensität. »Was meinst du?«, fragte er mit rauer Stimme und schien die Anziehung, die mich regelrecht in seine Richtung drängte, nicht im Entferntesten wahrzunehmen.

Ich atmete tief durch und bemerkte erstaunt, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte. Ich öffnete sie umgehend und hielt den Blick in gespielter Selbstsicherheit auf mein Gegenüber gerichtet.

Jeremia hatte seine Schritte verlangsamt und betrachtete mich mit einer Art distanzierter Neugier, die mich zugegebenermaßen etwas aus dem Konzept brachte. Trotzdem fuhr ich damit fort, mir zurechtzulegen, was ich ihn fragen wollte. »Das mit meinem Geburtstag«, erklärte ich resolut. »Iris erwähnte, dass du sie daran erinnert hast. Wieso?«

»Wieso nicht?«, fragte er zurück und ging wieder schneller.

Es fiel mir schwer, mit ihm Schritt zu halten. Aber nur weil mir etwas schwer fiel, würde ich nicht aufgeben. Diesen Charakterzug hatte ich in Taron Ardens Schloss zurückgelassen.

»Vielleicht, weil du mich nicht leiden kannst?«, schlug ich vor, worauf ich über eine Unebenheit stolperte und leise aufschrie.

Im Bruchteil einer Sekunde schoss sein Arm vor, legte sich um meine Taille, und bewahrte mich vor einem sicheren Sturz. Mit hochrotem Kopf schüttelte ich ihn ab.

Er ließ sich nichts anmerken und sprach weiter, als hätte ich mich nicht vor ihm blamiert. »Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht leiden kann?«

Ich schnaubte ungläubig.

Jeremia seufzte und richtete seinen Blick in die Ferne. »Nur weil ich nicht rund um die Uhr quassele, heißt das noch lange nicht, dass ich etwas gegen dich habe. Ich bin kein Mann der vielen Worte. Da bist du wahrscheinlich anderes gewöhnt.« Der bittere Unterton in seiner Stimme entging mir nicht.

»Wenn du damit auf Connor anspielst, kann ich dir versichern, dass er niemals gewollt hatte, dass...« Ich verstummte erschrocken.

Jeremia wurde blass.

Ich erkannte meinen Fehler zu spät. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte ich ihm verraten, dass ich bereits ins Bild gesetzt worden war, was seine und die Vergangenheit des Thronfolgers anging. Woher sollte ich sonst wissen, dass er Connor meinte, wenn nicht daher?

Dabei wusste ich nur davon, weil ich gelauscht hatte. 

Ich konnte förmlich mitansehen, wie er sich vor mir verschloss, wie er jeden Schutzwall hochfuhr, der ihm zur Verfügung stand. Frustriert stöhnte ich auf, als er mich einfach stehen ließ und im Laufschritt davoneilte.

»Womit hast du den Guten denn so gründlich aus der Fassung gebracht?«, fragte Moyra, die zu mir aufschloss und verzog das Gesicht. »Das sieht übel aus.«

»Ich habe nichts getan!«, verteidigte ich mich. »Ich habe nur für einen Moment vergessen, dass man ihn wie ein verfluchtes rohes Ei behandeln muss«, schimpfte ich und hätte mich am liebsten selbst getreten. Ich hatte mehr über ihn herausfinden wollen und es verbockt.

Sonnenanbeterinnen-Magie hin oder her, manche Dinge konnte man einfach nicht bewerkstelligen, wenn man Olivia Capshaw hieß und der Phönix war. Dafür fehlte mir das Feingefühl.

Moyra lachte. »Da scheint sich aber jemand etwas aus dem gebrochenen Helden zu machen. Vergiss ihn besser, meine Liebe, er wird niemals über Margaret hinwegkommen.«

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now