Kapitel 40

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Die Stimmung schlug sofort um, als Moyra und ich den Kiesweg zur Trainingsweide passiert hatten und nun vor einer scheinbar wahllosen Anordnung größerer Felsbrocken standen. An einem davon lehnten Cyryl und Marten, die zwar fortwährend einen legeren Eindruck machten, aber eine Ernsthaftigkeit ausstrahlten, die mich unwillkürlich einschüchterte.

»Olivia«, sagte Cyryl mit gedämpfter Stimme und sah sich um. Dann fuhr er fort: »Wir haben Nachricht aus Ashbrook.«

»Geht es Connor-?«

»Wissen wir nicht«, erwiderte Marten ernst. »Wir wissen nur, dass dein Verschwinden für noch größeren Wirbel gesorgt hat, als wir angenommen hatten. Der König hat dem Offizier freie Hand gegeben und wir alle wissen, dass der Offizier der raffinierteste Mistkerl in ganz Ashbrook ist.«

Ich nickte besorgt. Und wie ich das wusste.

»Connor wird sich noch um einiges mehr anstrengen müssen, wenn er die Widerständler vor der tatsächlichen königlichen Garde schützen möchte.« Marten biss sich auf die Unterlippe. »Es hat einige Tote gegeben, allerdings niemanden, der für uns von Bedeutung wäre, aber das beweist, dass der König nun jeden töten wird, der im Verdacht steht, mit dem Widerstand zu sympathisieren. Es war schon davor nicht einfach, ein falsches Spiel innerhalb der Palastmauern zu spielen, doch jetzt wird es praktisch unmöglich.«

Moyra versteifte sich neben mir.

Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. »Was bedeutet das konkret für uns?«

Cyryl senkte seufzend den Kopf. »Es bringt unseren Zeitplan durcheinander.«

»Und das heißt...?«, fragte Moyra herrisch.

»Das heißt, dass Olivia nicht ganz so viel Zeit zum Trainieren bleibt, wie wir geplant haben. Es wird alles um einiges schneller gehen müssen. Es tut mir leid, meine Liebe, aber wir können nichts daran ändern.«

»Ich verstehe.«

Marten sprach weiter: »Taron hat dramatisch verlautbart, dass du von Widerständlern entführt wurdest.«

»Ganz schön klug«, meinte Moyra gedankenverloren, »Das hätte ich diesem Tölpel nicht zugetraut.«

»Das war mit Sicherheit auch nicht seine Idee, sondern die seiner Berater. Einerseits wird mit dieser falschen Meldung dafür gesorgt, dass man sie ihm lebend bringen wird, sollte sie von irgendjemandem gefunden werden, sodass er selbst mit ihr abrechnen kann«, erläuterte Cyryl mit widerwilliger Anerkennung in der Stimme.

»Und andererseits«, fuhr Marten fort,
»wird dadurch nicht seiner Reputation geschadet, sondern der des Widerstands. Hätten die Menschen herausgefunden, dass er sie belogen hat, was die Hochzeit angeht, dass Olivia eine Sonnenanbeterin ist, würde sich das Volk niemals wieder etwas von ihm sagen lassen. Das hat er gekonnt verhindert.«

»Worauf warten wir denn dann noch?«, fragte ich schließlich mit eiskalter Stimme und sah sie alle, einen nach dem anderen, an. »Ich sollte lieber trainieren, als reden, oder nicht?«

Marten und Cyryl blickten mich anerkennend an. Ich ignorierte die Verlegenheit, die sich meiner bemächtigen wollte und winkte Moyra zu mir, die völlig verdattert gehorchte. »Zeig mir, was ich machen muss.«

»Ganz ruhig«, meldete sich eine Stimme zu Wort, die mein Herz aus irgendeinem Grund zum Stocken brachte.

Ich drehte mich langsam um und sah mich Jeremia gegenüber, der mal wieder seinen Hut trug, der wohl dazu da war, seine Emotionen vor anderen zu verbergen. Ich hatte ihn genauso wenig kommen hören, wie Moyra vorhin. Irgendetwas stimmte mit meinen Sinnen nicht.

BORN TO BURN (Band 1)Where stories live. Discover now