Tödliche Nadder bei Nacht

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Ich erschrak panisch aus meinem Traum, jemand rüttelte wild an meinen Körper und brüllte mir ins Ohr. Überall hörte ich Gekreische und Gekrächze.

"Salir, verdammt, wach auf!", brüllte Mondstaub weiter in mein Ohr. Ich war noch so müde, musste meine Träume erstmal von der Realität unterscheiden. Was war denn los?
Ehe ich meinen älteren Freund fragen konnte, schüttelte er schon wieder aggressiv meinen Körper. Ich knurrte genervt, wollte ihn fragen, was das solle, als plötzlich ein Stachel zwischen uns her driftete.

"Wir müssen hier weg!", schrie er mich erneut an. Seine kräftige Stimme hallte in meinem Ohr und ich blickte verwirrt drein. Ich verstand immer noch nicht, was los war. Alles stand in Flammen, ich hörte unzählige Schreie in allen Richtungen. Es war noch Nacht.

"Was ist los?", murmelte ich im Halbschlaf, ich war zu müde. Jetzt hatte Mondstaub keine Geduld mehr mit mir. Gnadenlos packte er mich am Nacken und schleppte mich wie eine Katzenmutter, nur wesentlich fester, weg.
"Was...? Was ist...denn?", taumelte ich ständig, ich war einfach noch nicht wach genug, um vernünftig zu sprechen.

Während Mondstaub mich so hoch hob, sah ich endlich das Geschehen. Alles - ja, die gesamte Insel - stand in Flammen und wurde von dickem Rauch verschleiert. Immer wieder hörte ich ein seltsames Krächzen. Es kam von oben, nein, eigentlich von überall. Aber es stammte definitiv nicht von einem Nachtschatten.

Als ich nach oben schaute, bemerkte ich oberhalb des Rauchschleiers Flügelschläge. Sie wirbelten den Rauch noch mehr auf, als er es ohnehin schon war. Ich sah auch jede Menge Nachtschatten nach oben fliegen. Mussten wir etwa wieder flüchten? War das wieder ein Drachenangriff?

Mondstaub wollte sich gerade mit mir im Maul erheben, als ein ausgewachsener Nachtschatten seitlich auf uns stürzte. Mit seinem stacheligen Rücken schmiss er Mondstaub's Kopf beiseite, sodass ich von ihm getrennt wurde. Ich wurde genau ins Wasser geschleudert, Mondstaub konnte mich nicht sehen.

Reflexartig hielt ich die Luft an, als ich ins Meer prallte. Unter Wasser leuchtete alles rot-blau. Hin und wieder zischte auch mal eine glühende Stoßflamme ins Wasser. Sie stammte auf keinen Fall von einem Nachtschatten. Denn wenn einer unserer Plasma Strahle ins Wasser gefeuert wurde, entstand eine Explosion und kein Feuerstrahl. Zudem sah ich unter Wasser auch einige Nachtschatten. Sie stürzten einer nach dem anderen ins Meer, als seien sie von etwas abgetroffen worden.

Mir ging die Luft weg und ich tauchte auf. Hustent taumelte ich an der Wasseroberfläche herum und suchte nach Halt an der glitschigen Felswand. Ich musste irgendwie ans Ufer kommen, aber der Aufstieg war zu rutschig. Meine knappen Atemzüge wurden alle paar Sekunden von Husten und Keuchen unterbrochen, weil es so stickig war. Der Rauch hatte sich nicht nur auf der Insel, sondern auch ein Stück über dem Meer verteilt. Verzweifelt platschte ich mit den Flügeln und versuchte zu fliegen. Aber das Wasser zog mich mit seiner Kraft, seinen Wellen und seiner Strömung immer wieder nach unten.      

Das Feuer leuchtete grell, es blendete mich. Die Flammen ließen mich schwitzen und der Rauch brannte in meinen Augen. Hechelnd rief ich nach meinem Freund. Dabei zerrte mich das Wasser immer nach unten. Sauerstoff bekam ich kaum. Entweder Wasser oder Rauch.

Erneut bohrte ich meine Krallen in die nasse Felswand und suchte wieder nach Halt. Ich hievte mich einige Zentimeter hoch, doch die Wellen packten mich wieder und drückten mich ein weiteres Mal in die Tiefe. Anschließend fasste mich die unzähmbare Strömung und schmiss mich nach Lust und Laune herum. Aber ich gab nicht auf, rang wieder nach Sauerstoff und sprang nochmals aus dem Wasser. Prustent schnappte ich nach Luft und paddelte erneut zum Ufer. Wieder wollte ich mich hochziehen, aber der Rauch verdeckte meine Sicht. Meine Augen tränten und meine Lunge brannte. Ich keuchte und hustete wieder, als plötzlich jemand "Salir!" rief.

Ohnezahns LebensgeschichteWhere stories live. Discover now