Unser erster Ausflug

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Am nächsten Morgen wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Ich blinzelte schlaftrunkend in den blauen Himmel, gähnte und streckte meine Glieder. Hicks war noch nicht da, weshalb ich die Zeit nutzte und mich am Teich ein wenig säuberte.

Nach einigen Minuten hörte ich Schritte auf das Tal zukommen. Ich drehte mich um, den Blick gezielt auf den Felsdpalt gerichtet und sah in die Augen meines Reiters.
"Hallo Ohnezahn!", begrüßte er mich lächelnd, wie an fast jedem morgen, "Hast du Hunger?" Was für eine Frage! Grinsend trabte ich auf ihn zu und schmiss den Korb mit meiner Schnauze auf den Boden.
"Ich werte das als ein ja.", grinste Hicks vergnügt und strich mir über die Schuppen.

Während dem Frühstück legte er mir den Sattel an, auch wenn es immer noch ein seltsames Gefühl war, am ganzen Körper festgeschnallt zu sein. Na, immerhin tat der Sattel nicht weh und gab mir genügend Freiraum.
"Was hälst du davon, wenn wir heute eine Spritztour um die Insel machen?", schlug Hicks nach dem Satteln vor. Verblüfft über seine Idee hob ich meinen Kopf, woraufhin der inzwischen leere Korb zu Boden fiel. Eine richtige Spritztour? Ohne Sicherung? Dann würde ich endlich nach langer Zeit über die Wolken fliegen können! Oh, hatte ich dieses Gefühl vermisst! Ja gut, ich war noch auf Hicks angewiesen, aber zumindest würden wir höher denn je fliegen!

Mit einem breiten, zahnlosen Grinsen stimmte ich meinem Reiter zu und machte mich startklar.
"Gut, aber ich nehme das hier mit.", machte Hicks mir noch klar und zeigte mir den Zettel von gestern, auf dem alle Positionen der Prothese eingezeichnet waren. Ich nickte einverstanden, bis wir endlich bereit für unseren ersten Flug waren.

•••

"So, mein kleiner Freund, wir gehen die Sache ganz in Ruhe an.", redete Hicks auf mich ein, als wir hoch oben, dicht unter den Wolken, in den Startlöchern standen. Das Tal war von hier aus nicht mehr zu erkennen und die Wälder unter uns sammelten sich zu dunkelgrünen Flächen an. Freund also? Na gut, dann werde ich mal den Teamkameraden für Hicks spielen!

Konzentriert deutete mein Reiter auf den im Sattel eingeklemmten Spickzettel und nuschelte: "Und los geht's. Position... drei - nein, vier!" Daraufhin drückte er seine linke Ferse nach unten und die Prothese wurde mit einem Klick weit geöffnet. Ich warf einen prüfenden Blick auf meine künstliche Schwanzflosse.
"Sieht gut aus, wir können!", grummelte ich voller Vorfreude und schaute in den Horizont.

Mit zusammen gekniffenden Augen stellte ich mich dem Gegenwind und drehte meinen Körper zur Seite. Hicks legte sich gekonnt in die Kurve und folgte meinen Bewegungen. Mit einem raschen Rütteln am Sattel prüfte Hicks noch einmal die Stabilität, ehe wir schwungvoll den Bogen vollendeten.

Leicht schwankend segelten wir durch kaum erkennbaren Wolken, genossen die fabelhafte Aussicht und lauschten dem pfeifenden Wind an unseren Ohren

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Leicht schwankend segelten wir durch kaum erkennbaren Wolken, genossen die fabelhafte Aussicht und lauschten dem pfeifenden Wind an unseren Ohren. Obwohl alles bis jetzt problemlos verlief, spürte ich die Nervosität und Aufregung meines Reiters. Immer wieder drehte er sich nach hinten, um bei der Prothese nach dem Rechten zu sehen. Wobei auch ich sehr nervös und aufgeregt war. Wir beide hatten so etwas noch nie so richtig gemacht. Es war fliegen auf eine andere Art.

Ohnezahns LebensgeschichteWhere stories live. Discover now