Der Streit um einen Helm

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Erstaunt hielt ich inne. Diese Diebe hatten tatsächlich den Helm meines Freundes gefunden!
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen unentdeckt zu bleiben, doch jetzt war das so gut wie unmöglich. Ich musste diesen Helm haben!

Gerade wollte ich mich mit Zähnen und Krallen auf die stehlende Bande stürzten, als mich ein Gedanke davon abhielt: Diese Drachen werden nicht doof sein, ich brauchte eine Taktik!
Das kämpferische Geschrei der grauen Drachen war anstrengend und blockierte meine Gedankengänge. Verärgert kniff ich meine Augen zu und grübelte nach einem Plan. Würde ein Plasma Strahl helfen? Vorhin hatte es schließlich auch geklappt. Da mir nichts besseres einfiel, musste ich es einfach versuchen.

Heimlich neigte ich meinen Kopf zur Seite und fokussierte meinen Blick auf einen Felsen, am Rande der Höhle. Ich würde wie beim ersten Mal vorgehen, darum lud ich einen schwächeren Plasma Strahl auf und feuerte diesen blitzschnell auf den ausgesuchten Felsen ab. Der Schuss war so schnell, dass die Drachen mein Ablenkungsmanöver erst gar nicht bemerkten. Erst als es laut explodierte, der Felsen zersprang und eine lilane Schallwelle sich ausbreitete, schreckten die Einwohner der Insel auf. Einige naive Drachen unter ihnen flüchteten schreckhaft in die Höhle oder erforschten neugierig das explodierte Gestein. Leider hatten ein paar dieser Drachen bereits eine Vorahnung und näherten sich fauchend meinem Versteck. Alarmiert huschte ich meinen Kopf zurück und machte mich so klein wie möglich. Als das Knirschen des Schnees Stück für Stück deutlicher wurde und sich auch das Fauchen der Drachen verstärkte, blieb für mich keine andere Wahl. Ich musste mir den Helm schnappen - ob sie wollten oder nicht. 

"Wer ist da? Komm raus!", zischten die Drachen vor meinem Versteck und ich konnte ohne hinzusehen ihre stechenden Blicke auf mir spüren.
Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll preschte ich aus meinem Unterschlupf heraus und krallte mir einen der grauen Drachen. Ich nagelte ihn mit meinen Krallen im Schnee fest und knurrte ihn bösartig an. Panisch zappelte der kleine herum und quiekte so sehr, dass meine Ohren Druck verspürten. Von meinen Ohrenschmerzen gereizt verstärkte ich den Griff und öffnete mein Maul, welches sich mit bläulichem Nebel füllte.

"Nicht schießen! Nicht schießen!", flennte mein gewähltes Opfer und riss vor Schock seine Augen weit auf. Es war nicht meine Absicht ihn zu töten, dazu hätte ich kein Recht. Aber ich wollte ihn zur Unterwerfung bringen und dies gelang mir scheinbar. In letzter Sekunde schwang ich meinen Kopf weg und ließ den Plasma Strahl himmelwärts explodieren. Man hätte es als ein faszinierendes Feuerwerk betrachten können, doch dazu waren die grauen Drachen nicht in Stimmung. Ich stemmte mein Gewicht leicht auf den Drachen unter meiner Pranke, welcher daraufhin anfing zu Keuchen, und funkelte meine Gegner giftig an. Meine Lippen waren zusammen gepresst, meine Augen zusammen gekniffen und meine Pupillen zu Schlitzen verformt.

Die Diebe hatten mich geschickt umzingelt und traten einige Schritte näher. Plötzlich kam wieder Qualm auf. Ich blinzelte verblüfft und musterte das Spektakel. Dieser Qualm... er kam von... den Drachen! Ihre Schuppen produzierten wahrhaftig Qualm! Vor Staunen lockerte ich den Griff und weitete meine Augen etwas. Auch der Kandidat unter meiner Pranke hüllte sich in Qualm ein und fiebte frustriert: "Lass mich los! Ich habe dir nichts getan!"
Mit einem scharfen Blick wanderten meine Pupillen nach unten. Der kleine Drache hatte Recht, er war unschuldig. Trotzdem ließ ich ihn nicht los, denn ich wollte den Helm haben.
So äußerte ich knurrend meinen Wunsch: "Gebt mir den Helm!" Ich sank erwartungsvoll meinen Kopf und starrte den Drachen an, der den Helm bei sich hatte.
"Erst lässt du ihn frei!", kommandierte der Finder. Ich überlegte kurz und gehorchte. Japsend flitzte der befreite Drache zu seinen Mitgliedern und ordnete sich ihnen an.
"Ich warte!", mahnte ich ungeduldig und bleckte meine Zähne.
"Öh... weißt du was, Nachtschatten?", keifte mein Gegenüber, "Ich habe es mir gerade anders überlegt... Der Helm gehört mir!" Er grinste mich höhnisch an, schnappte sich das Eigentum meines Freundes und sprintete in die Höhle.
Außer mich vor Wut hetzte ich ihm hinterher, bis ich seinen Fluchtweg mit zwei Plasma Strahle  versperrte. Brüllend entfaltete ich meine Flügel, um größer zu wirken. Ich hatte den Drachen nun in einer Sackgasse gedrängt und riss wütend mein Maul auf.
"Gib den Helm her, aber plötzlich!", donnerte ich und trat einen großen Schritt in seine Richtung. Quiekend quetschte sich der Finder mit seinem Fund in die Ecke und sah mir angsterfüllt in die Augen.
"Sofort!", fügte ich pulsierend hinzu und verdoppelte mein Knurren. Ja, ich war sehr wütend. Wir hatten eine Abmachung und er hielt sie nicht ein! Das machte mich so wütend.

Ohnezahns LebensgeschichteWhere stories live. Discover now