Die Drachen-Akademie von Berk (Teil 2)

245 19 4
                                    

Am nächsten Tag herrschte ein gewöhnlicher Alltag. Drachen stahlen Nahrung und Wäsche und die Wikinger rannten ihnen aufgebracht hinterher.
Während Hicks kläglich versuchte, einen Tödlichen Nadder zu beruhigen, hatte ich mich auf die Wiese gesetzt und ihn beobachtet. Plötzlich rannte Hicks auf mich zu und befahl mir: "Ohnezahn, sag denen, die sollen da aufhören! Ich hol die Schafe raus!"
Etwas verwirrt sah ich zu einem Abhang hinauf, worauf sich ein Riesenhafter Albtraum und ein Tödlicher Nadder stritten. Es würde schon bald ein großes Feuer ausbrechen, wenn jetzt niemand den Streit schlichtete. Entschlossen sprang ich zu ihnen hoch und mahnte: "Hey! Lasst den Unsinn!"
Die zwei funkelten mich wütend an, doch als ich zornig meine Zähne fletschte und ein Knurren erzeugte, gehorchten sie mir. Mit einem Nachtschatten wollte sich schließlich niemand anlegen.

So verlief das noch einige Minuten, bis ich erschrocken feststellte, dass es wieder drei Uhr war. Die Drachen hatten sich bereits alle über den Dächern versammelt und die ersten von ihnen ließen schon ihr Dünger hinab fallen. Schnell suchte ich mir Schutz und versteckte mich unter der Bedachungen von Sturmpfeil und ihren Kindern. Dort war zurzeit niemand, anscheinend wollte der Tödliche Nadder mal etwas Zeit mit ihren Kindern verbringen.

Als das Geschäft der Drachen erledigt wurde, half ich im Dorf noch etwas aus, bis die Nacht einbrach.
Heute musste ich mir wohl einige Feinde gemacht haben, sooft wie ich mich beim Streit vieler Drachen eingemischt hatte. Aber wenn sie erkannten, dass die womöglich meinetwegen im Dorf bleiben konnten, würden sie mir schon verzeihen.

Völlig erschöpft vom Tag schlenderten Hicks und ich ins Zimmer.
"Och, mir tut alles weh!", klagte mein Freund und hielt sich stöhnend am Arm fest.
"Sieht man...", grummelte ich leise, worauf Hicks mich fragte: "Was sollen wir tun?"
"Keine Ahnung.", schnaufte ich müde, bis plötzlich eine weibliche Stimme von unten ertönte: "Hicks?"

"Astrid?", erschrak mein Freund und wischte sich hektisch über seine Kleidung, "Ausgerechnet jetzt! Ich sehe doch nicht allzu schlimm aus, oder?" Hicks sah mich besorgt an. 
Ich sah ihn skeptisch von oben bis unten an und grummelte: "Schlimmer geht immer..." Vielleicht würde ihn das ja beruhigen?
"Ach, klasse. Drachenmitleid...", seufzte mein Freund, worauf ich ihn entschuldigend ansah. Er kannte mich einfach zu gut.

Plötzlich stand Astrid hinter ihm, sodass er sich zu ihr umdrehte.
Na super! Die Ironie und der Sarkasmus von Astrid wollte ich mir nicht auch noch anhören, weshalb ich genervt murrte und mich anschließend auf meiner Steinplatte zusammenrollte.

"Hicks!", rief eine tiefe Stimme von unten. Verdammt, das war Haudrauf!
Stöhnend rappelte ich mich auf und sah den aufgebrachten Wikinger zu uns hoch kommen.
"Hicks, was ist denn da draußen bloß los? Der Dorfplatz sieht wie ein Schlachtfeld aus!", donnerte der Vater.
"Ich weiß, es sieht schlimm aus.", stimmte Hicks ihm zu.
"Oberschlimm!", korrigierte Astrid ihn leise, worauf Hicks entgegnete: "Ja, aber das ist doch nur die erste Phase meines Gesamtplans!"
"Ach? Dann hast du also einen Plan?", interessierte sich Haudrauf.
"Na logisch!", sprach Hicks weiter, "Das ist doch wohl das mindeste! Er... ist allerdings komplex. Viele Zeichnungen, mehrere, verschiebbare Teile... Er ist... ziemlich abgefahren."
"Aha... Na dann setz' ihn besser um. Mehltau hat die ganze Insel in Aufruhr versetzt. Wenn du diese Drachen nicht unter Kontrolle bekommst, dann verlangt die Meute das Köpferollen!", warnte Haudrauf seinen Sohn und verließ daraufhin das Zimmer.

Ich sah ihn verdattert an und wisperte ängstlich etwas vor mich hin.
"Keine Sorge, mein Freund.", beruhigte mich Hicks, "Dein Kopf wird bestimmt nicht rollen."
Zutraulich drückte ich meine Stirn an Hicks' Hand und glurrte: "Nein, kein Kopf wird auf Berk rollen."

"Ist dir eigentlich klar, dass da draußen etwa eine Drilliarde an Drachen unterwegs sind und du ganz alleine bist? Ich hoffe, du hast 'nen echt guten Plan.", zweifelte Astrid an Hicks' vielsagendem Versprechen.
"Er ist nicht allein!", zischte ich, "Ich bin auch noch da."
Doch die beiden hatten mich natürlich nicht verstanden, weshalb Hicks nur stumm nickte und die zwei sich verabschiedeten.

Ohnezahns LebensgeschichteWhere stories live. Discover now