Thors Blitze (Teil 1)

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Es ist viel passiert, seit wir Drachen endgültig auf Berk bleiben durften. Haudrauf bekam einen eigenen Drachen, auch wenn ich anfangs dafür sehr leiden musste. Es war ein Donnertrommler mit dem Namen 'Tornado'. Außerdem half ich Hicks dabei, sich bei seinem Vater zu beweisen. Gemeinsam konnten wir es abermals verhindern, dass Mehltau uns Drachen mit Hilfe einer giftigen Blume von Berk verjagte. Zudem lernten wir ein Mädchen namens Heidrun kennen und meisterten es, den Plan von Alvin dem Heimtückischen, gegen den wir neulich noch gekämpft hatten, auffliegen zu lassen. Schließlich nahmen Hicks und ich, sowie die anderen Reiter und Drachen, an den jährlichen Tauwetter-Festspielen teil, worin wir unsere besten Leistungen zeigten.

•••

Auch wenn wir beflügelten Reptilien nun einige Zeit mit den Wikingern zusammen lebten, plagte uns immer noch ein Problem. Und zwar hatten wir Drachen so gut wie keine Landemöglichkeit, außer den Boden. Folglich kam es dazu, dass wir auf den Dächern der Wikinger landeten, um zu verschnaufen. Durch unser Gewicht krachten diese allerdings ständig ein und es entstanden schwere Schäden gefolgt von mühseligen Reparaturen.

Um das in Zukunft zu verhindern, bauten die Menschen riesige Stangen, in Form von eckigen Bögen. Die aus Metall angefertigten Landeplätze stellten wir in Teamarbeit über die Häuser und an sonstigen, günstigen Stellen auf. Ein jeder im Dorf war beschäftigt mit Vermessen, Heben, Transportieren und Abstellen. Und das Ergebnis ließ sich zeigen. Astrid durfte auf Sturmpfeil eine der Landemöglichkeiten testen. Erst war der Tödliche Nadder noch etwas scheu, aber nachdem ihre Reiterin sie beruhigt und motiviert hatte, landete sie auf eines dieser Stangen. Sie hielt! Unsere Arbeit hatte sich gelohnt! Es war vollbracht!

Am Abend feierten Haudrauf, Grobian, Hicks und ich unseren Erfolg im Haus. Die Wikinger stoßen ihre Becher an und ich gesellte mich neben ihnen und verschlang meine Fische.
Freudig begann das Stammesoberhaupt das Gespräch: "Sitzstangen für Drachen! Eine eurer besten Arbeiten, Männer!" Gerade wollte er einen Schluck aus seinem Wasser nehmen, als er innehielt und sich angeekelt beschwerte: "Obwohl wir die eine über den Brunnen vielleicht versetzen sollten..."
Ohne auf seinen letzten Satz einzugehen, ergänzte Hicks: "Und die Sitzstangen sind erst der Anfang! Wir können auch Landeplätze für sie anlegen, vielleicht sogar Ställe in den Höhlen unterhalb des Dorfes bauen und-" "Langsam, mein Sohn!", stoppte ihn sein Vater, "Vergiss nicht: In Berk sollen vor allem Menschen leben."

Plötzlich stoppte ich meine Mahlzeit und stellte aufgeregt ein Ohr auf. Draußen donnerte es! Aber gewaltig! Die anderen schienen das nicht zu bemerken, denn Grobian erzählte weiter, ohne dass ich ihm zuhörte.
"Hast du das auch gehört?", grummelte ich nervös und sah den Schmied leicht verängstigt an. Aber er schien meine Mimik mit seiner Aussage zu verbinden und grinste deshalb nur unbekümmert: "Ja, ich stehe dazu, auch wenn 's dir nicht gefällt."
Hä? Was meinte er?

Auf einmal donnerte es nochmals, nur diesmal deutlich lauter. Ich erschrak und flüchtete in Hicks' Zimmer. Ich hatte Angst vor Gewitter, die waren immer so laut und grell! Schüchtern verkroch ich mich in eine Ecke und kauerte mich dort zusammen. Meine Schuppen juckten und meine Nüstern bebten, so verängstigt war ich. Und trotzdem war die Neugierde in mir so groß, dass ich einen Blick durch das Dachfenster erhaschen musste. Ich spickte vorsichtig nach draußen, bis mich ein Blitz schockieren ließ, sodass ich wieder nach unten flitzte. Ich hasste Unwetter einfach! Die waren so schlimm!

Ich stolperte die Treppen runter und hastete zu Hicks. Dieser beachtete mich jedoch nicht, sondern stand mit Haudrauf und Grobian an der geöffneten Haustür. Sie führten ein Gespräch, welches ich nicht ganz mitverfolgen konnte. Schlagartig zuckte ein gigantischer Blitz am Himmel und traf eines der Sitzstangen, welche nahe an einem Haus stand. Das Gebäude fing sofort Feuer und auf die Sekunde waren Schreie zu hören. Wir eilten nach draußen, auch wenn mir das nicht lieb war. Aber ich musste doch auf Hicks aufpassen, er war mein bester Freund!

Ohnezahns LebensgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt