Brütezeit?

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Es sind nun einige Monate vergangen, seit Berk meine Heimat und Hicks mein bester Freund geworden sind. Vom Kampf gegen den Roten Tod hatte ich mich nun erholt und auch Hicks war wieder im besten Zustand, auch wenn ihm seine Prothese immer noch auf die Nerven ging. Ich würde nicht behaupten, dass er und Astrid ein Paar waren, aber sie waren bereits gute Freunde. Mittlerweile hatten sich schon eine Vielzahl an Drachen auf Berk niedergelassen und Tag für Tag wurden immer mehr von ihnen gezähmt.

Es war bereits Winter geworden und jeder Wikinger im Dorf war Freund eines Drachens. Wir hatten uns ihnen angepasst und lernten, mit ihnen zu leben.

•••

Und nun standen die Festtage an. Die Menschen nannten sie 'Snoggletok' und es wurde groß gefeiert. Es war noch früh am Morgen und ich blinzelte verschlafen in die Wintersonne. Ihr Licht blinkte grell durch ein winziges Loch in der Wand und blendete mich, wodurch ich letztlich wach wurde.

Ich lag in Hicks' Zimmer, eingerollt auf einer Steinplatte. Haudrauf hatte sie hier einbringen lassen, damit ich einen Schlafplatz zum Erhitzen hatte. Sonst müsste ich das ganze Haus aus Holz abfackeln, um es warm zu haben.

Immer noch schlaftrunkend gähnte ich lauthals und schmatzte mit meiner Zunge. Hicks lag noch schlafend im Bett und ließ sich von der aufgehenden Sonne nicht stören.
"Hicks, aufwachen!", wollte ich ihn wecken, aber er rührte sich nicht, "Komm schon, wir haben doch Flugstunde!" Mittlerweile ist es schon eine Routine geworden, mit Hicks in der Früh zu Fliegen.

Mein Blick blieb an seinem Helm hängen, den Hicks gestern Abend an seinen Bettpfosten gehangen hatte. Er liebte ihn über alles und das brachte mich auf eine Idee: Würde mein Reiter aufstehen, wenn ich den Helm aus dem Fenster warf? Ein Grinsen huschte auf meine Lippen, doch ich verwarf die Idee. Hicks wäre danach sichtlich sauer auf mich und würde die Flugstunde abbrechen. Nein, ich musste mir etwas anderes einfallen lassen.

So stand ich auf, streckte mich ausgiebig und trottete die Treppe runter bis nach draußen. Dicker Schnee bedeckte den Boden, Eiszapfen hingen an den Dächern herab und mein Atem wurde durch blasse Wölkchen sichtbar. Ich überlegte nicht lange und katapultierte mich mit Hilfe meiner Flügel auf das Dach. Frost hatte sich auf die Dachziegel gelegt, was den Aufstieg nur erschwerte. Aber nach einigen Anläufen hatte ich es endlich geschafft und machte mich daran, wie ein Verrückter auf und ab zu springen. Es fielen einige Dachziegel hinunter und mein aufdringliches Gebrüll schallte im gesamten Dorf: "Hicks! Aufwachen! Wir haben jetzt Flugstunde!"

Ich konnte von Glück reden, dass das Stammesoberhaupt einen tiefen Schlaf hatte, sonst bekäme ich wahrscheinlich Hausarrest. Ich sprang noch weiter herum, bis ich eine verschlafene Stimme von drinnen wahrnahm: "Ist ja gut, ist ja gut, ich komme..."
"Geht doch!", brummte ich zufrieden und wartete auf meinen Freund.
Gähnend verließ dieser das Haus, rieb sich die Augen und begrüßte mich: "Guten Morgen, Quengelbacke!"
Ich balancierte geschickt am Dach entlang und gackerte: "Guten Morgen, Schlafmütze!"
Belustigt äffte Hicks mir nach, auch wenn er meine Töne dabei weit verfehlte.

Während ich vorsichtig hinunter kletterte, fragte mich Hicks: "Musst du mich zur Flugstunde eigentlich immer so früh weckeee!" Das letzte Wort blieb unausgesprochen, da sein künstlicher Fuß am Glatteis entlang schlitterte und ihm somit keinen Halt mehr gab. 

Reflexartig huschte ich zu meinem Freund und fing ihn mit meinem Kopf an seinem Bauch auf. Panisch umklammerte Hicks mich mit seinen Armen, ließ daraufhin aber wieder los, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Genervt fluchte er: "Och, das blöde Bein..." Etwas besorgt grummelte ich: "Alles gut?"
"Ach, danke, mein Freund. Geht schon, ist gut. Ja, wir - wir können gleich los."
"Gut!", freute ich mich und stieß dabei einen Rülpser aus. Es musste für Hicks gewaltig nach Fisch stinken, denn dieser faselte überumpelt: "Öh - öir - iöh... Was? Iöh..." "So schlimm?", kicherte ich schadenfroh, bis Hicks wieder ein Wort fasste und lachte: "Ohnezahn!"
Daraufhin lachte ich amüsiert und bleckte mein nacktes Zahnfleisch.

Ohnezahns LebensgeschichteWhere stories live. Discover now