Jonas #1

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Ich schlich den Gang entlang.

Meine Handflächen wurden feucht und ich war viel zu nervös. Mein Herz raste.

Er schlenderte den Gang entlang und begrüßte wie selbstverständlich jeden dritten Typen, der da rumstand. Ich sah dann sofort weg... Ich wollte nicht sehen wie er sich mit anderen Jungs unterhielt, wo ich, dem er doch so viel bedeutete, ihn bis jetzt immer bloß von Weitem beobachten durfte.

Aber heute würde sich das auch ändern. Wenn ich mich trauen sollte...

Ich wollte nicht ewig als sein unbemerkter Schatten hinter ihm her laufen, aber es kostete Überwindung ihn anzusprechen, besonders da er doch so viel cooler und selbstbewusster war als ich.

Wenn ich vor ihm stehen würde, würde ich mich wahrscheinlich wie ein dreckiger, kleiner Schwuchtel fühlen. Ich hatte mich noch nie dafür geschämt, aber jedes Mal, wenn ich daran dachte ihn zu fragen, kam ich mir erbärmlich vor.

Er schenkte einem Mädchen, dessen schüchternen und interessierten Blick er bemerkt hatte, ein umwerfendes Grinsen und schlug zwei Finger an seine Stirn, als wolle er salutieren.

Wieso grinste er mich nie so an, wenn er mich dabei ertappte, wie ich ihn beobachtete??

Er zog immer bloß eine seiner perfekten, schwarzen Augenbrauen hoch und sah weg. Und ich lief dann mindestens genauso rot an wie das Mädchen, das gerade ihren Kopf mit ihrer Freundin zusammen steckte und wahrscheinlich darüber tuschelten, wie cool oder süß er doch war.

Am liebsten wäre ich zu ihnen gegangen und hätte ihnen gesagt, dass sie ihre Finger von ihm lassen sollten und er mir gehörte. Aber das ließ ich schön.

Stattdessen folgte ich ihm weiter durch den Gang. Unbemerkt und leise wie ein Schatten.

Er öffnete die quietschende Tür am Ende des Ganges von dem links und rechts Klassenzimmer abgingen. Ich schlüpfte hinter ihm hindurch.

Ich ballte meine Hand zur Faust, atmete tief durch und nahm meinen ganzen Mut zusammen.

Oh, my life...Where stories live. Discover now