[60]⌛°vergangenes Leben°

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POV. Jiho

Ich drückte Kim Dang das Messer an den Hals und ging dabei vor ihm in die Hocke.

"Nenne mir einen Namen und ich lass deine Familie am Leben.", versprach ich ihm und meinte es auch wirklich so, denn für hinterlistige Spielchen war ich nicht der Typ.

"Ich kann nicht.", jammerte Kim Dang kraftlos und fing zum ersten Mal an zu schluchzen. "B-bitte bitte lasst meine Familie am Leben." 

Von hinten hörte ich wieder ein höhnisches Lachen und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. 

"Einen Namen, oder ich werde im Gegenzug deine komplette Familie samt deiner Kinder qualvoll umbringen, das schwöre ich dir!", drohte mein Boss lautstark und ich zweifelte an keinem seiner Worte, genau wie Kim Dang.

Er wusste, dass Park Yejun wenn nötig, seine gesamte Blutlinie ohne zu zögern auslöschen würde.

Es war mit Abstand das beste Druckmittel um einen Menschen zum reden zu bringen.

Denn auch wenn Kim Dang ein kluger, rationaler Mann war, stand für ihn die Familie trotzdem im Vordergrund und das verleitete ihn zu unbedachtem Handeln.

"Na schön...dann bekommt ihr eben euren Namen.", gab Kim Dang verächtlich nach und hob den Blick zu meinem Boss.

"Jimin.", spuckte er den Namen beinahe aus und ich presste das Messer noch stärker gegen seine Kehle, sodass langsam die ersten Blutstropfen hervorquollen.

"Was für ein Jimin? Wo wohnt er?", fragte ich ungeduldig. Was sollte man nur mit einem Vornamen anfangen?

"Park Jimin."

Der Name sagte mir noch immer nichts, aber mein Boss schnappte überrascht nach Luft und murmelte etwas vor sich hin.

"Was?! Park Jimin hat den USB-Stick?!" Ich hörte Park Junior aka Park Kwon zum ersten Mal wirklich reden und für eine Weile hatte ich sogar seine Anwesenheit total vergessen.

"Kennt ihr diesen Jimin?", fragte ich und drehte mich zu Park Junior um.

"Er ist ein alter Freund der Familie.", antwortete Park Yejun an Kwons Stelle.

"Du wirst doch etwa nicht zulassen, dass Jimin etwas passiert, oder Appa?", wollte Junior sichergehen und sah so aus, als müsste er sich demnächst übergeben.

"Das wäre dann alles.", erwiderte mein Boss noch und verließ den Raum. Er versuchte erst garnicht, seinem Sohn ein falsches Versprechen zu geben und die Finger von Park Jimin zu lassen.

Park Yejun ließ die Tür hinter sich offen und rechnete wahrscheinlich damit, dass Kwon auch gleich nachkommen würde, aber dieser schaute mich einfach nur mit weit aufgerissenen Augen an.

Verdammt, das konnte ich wirklich nicht ertragen.

"Geh.", sagte ich streng und richtete mich wieder auf.

Die Klinge hatte ich von Kim Dangs Kehle genommen und ich war kurz davor, Park Junior an den Schultern zu packen und kräftig durch zu schütteln. Er hatte doch komplett die Besinnung verloren. Wieso verschwand er denn nicht einfach? Er hatte genug gesehen.

"Geh!", schrie ich ihn an und sein Körper schien ihm endlich wieder zu gehorchen. Er zuckte bei der Lautstärke einmal kurz zusammen und stürmte dann aus dem Gewölbekeller.

Endlich war ich allein...fast.

Mein Blick fiel wieder auf Kim Dang und mit dem Messer fest in den Händen trat ich vor ihn.

Ich legte meine freie Hand auf seine unbedeckte Schulter und richtete die Messerspitze auf ihn.

Er schaute mich an und zum ersten Mal ließ ich den Blickkontakt zu und erwiderte ihn.

Ich wollte seine Augen sehen, wenn der Tod ihn einholte.

"Das ist für meine Mutter.", zischte ich und stieß das Messer mit aller Kraft in seinen Bauch.

Ich fühlte, wie sein warmes Blut über meine Hand floss und bei der Erwähnung meiner Mutter glaubte ich, Reue in seinen Augen aufblitzen zu sehen.

Er wollte noch etwas sagen, das sah ich ihm an. War es etwas über meine Mutter?

Ich werde niemals erfahren, was in den letzten Sekunden seines Lebens in ihm vorging.

Aber noch viel stärker war das befreiende Gefühl, das ich bei seinem Tod empfand.

Weniger aus dem Grund weil er war, wer er eben war, sondern vielmehr weil er der Letzte war.

Ich würde diesen Lebensabschnitt endlich hinter mir lassen und keine Menschen mehr umbringen müssen.

~~~~~

Die Sonne war bereits am Untergehen und wenn ich zu meiner Verabredung nicht zu spät kommen wollte, musste ich mich wirklich beeilen.

Die Leiche wickelte ich in eine Plastikfolie und trug sie in meinen Autokofferraum.

Den Keller würde ich erst später sauber machen, davor musste ich noch Kim Dang entsorgen, bevor er anfing mein Auto vollzustinken.

Die Gegend war abgelegen und die Landstraße führte mich zu einem großen See - meinem Ziel.

Neben dem See parkte ich den Wagen und stieß den Kofferraum auf.

Er hatte sich natürlich kein Stück vom Fleck bewegt und genau so trug ich ihn nun zum Ufer.

Das Plastik raschelte zwischen meinen Händen, der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht und wie erwartet, war der See in dieser Jahreszeit längst zugefroren.

Kurz überlegte ich mir, ihn im Wald zu vergraben oder die noch zeitsparendere Variante zu wählen und in einfach in den Wald zu schmeißen.

Am Ende blieb ich aber bei meinem alten Plan.

Ich trug Kim Dang über die Kieselsteine, bis zu einer tiefen Stelle des Sees und trat vorsichtig auf das von Schnee bedeckte Eis.

Nichts.

Viel länger konnte ich sein Gewicht nicht mehr tragen und legte ihn deshalb auf die Kieselsteine ab.

Jetzt musste ich erstmal dieses Eis aufbrechen.

Ich lief auf das Eis, nur knapp 3 Meter vom Festland entfernt und stampfte mit meinem Fuß auf die Eisplatte. Erst leicht und mit jedem weiteren Tritt immer stärker.

Plötzlich war ein Krachen und Reißen zu hören, ich hatte es fast geschafft.

Mit einem siegessicheren Lächeln trat ich ein allerletztes Mal, wodurch Wasser hervor trat und sich mit dem Schnee vermischte.

Eilig zog ich meinen patschnassen Stiefel wieder hervor und rannte an das Ufer zurück.

Hinter mir hörte ich das Eis zerbersten und unter meinem Gewicht krachen, aber ich schaffte es und hob ungeduldig die Leiche auf.

Schwankend brachte ich ihn zum Wasser und ohne zu zögern warf ich ihn von mir.

Das Wasser spritzte bei dem schweren Fremdkörper hoch und sickerte durch die Plastikfolie bis zu Kim Dangs Körper, welcher immer weiter und weiter sank.

Es würde wahrscheinlich eine Weile Dauern, bis man seine Leiche hier fand, aber früher oder später würde es dazu kommen.

In kürzester Zeit verschluckte ihn das Wasser vollkommen und er wurde durch die leichte Strömung fortgetragen. Das war mein Stichwort, um so schnell wie möglich zu meinem Wagen zu laufen.

Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich nurnoch knapp zwei Stunden hatte, den Gewölbekeller zu säubern, nach Seoul zurück zu kehren und eine Dusche zu nehmen.

Idol °beendet°Where stories live. Discover now