[82]◾°Beerdigung°

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POV. Hannah

Der Platz war überfüllt mit Leuten und selbst die unerwünschte Presse ließ sich auf der Beerdigung blicken. Ich fragte mich ernsthaft, ob mein Vater seine Finger da mit im Spiel hatte.

Meinen Vater selbst sah ich bis jetzt aber nirgends und das war mir auch lieber so, ich wich nämlich kein einziges Mal von Kais Seite.

Als ich irgendwann selbst vor der Urne stand und daneben auch noch Kwons Bild stand, konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und die Tränen flossen mir unaufhaltsam übers Gesicht. Es war schrecklich, vorallem erinnerte mich hier so vieles an den Tot meiner Mutter vor fast 10 Jahren.

Aber Kai legte den Arm um mich und drückte mich an sich. Es half ein bisschen, aber ich konnte nicht vermeiden, dass ich ihn, wenn auch nur für einen kurzen Moment, für Jiho hielt. Als jedoch die Realisation eintrat, weinte ich noch bitterlicher, denn weder meine Mutter, Kwon, oder Jiho waren noch bei mir.

Kai zog mich schließlich sanft weg und brachte mich zu Chanyeol und Yoongi.

"Komm her.", sagte Yoongi und breitete seine Arme aus, als er mein verweintes Gesicht traurig musterte. Ohne zu zögern, fiel ich meinem Ex in die Arme und heulte noch stärker.

"Hannah." Als ich Chanyeol meinen Namen sagen hörte, schaute ich zu ihm, doch er schaute ganz woanders hin. Langsam folgte ich seinem Blick und fragte mich, was so große Überraschung bei ihm auslöste. Bis ich dann eine schwere Hand auf meiner Schulter spürte und mich umdrehte. Es war mein Vater.

"Hannah, können wir kurz reden?" Er fragte vorsichtig, so als würde er ein Nein nicht ertragen, also nickte ich und Yoongi, Chanyeol und Kai verzogen sich langsam mehr oder weniger unauffällig.

Ich dachte er wollte reden, aber stattdessen zog er mich in eine Umarmung und diese Umarmung sagte mehr als tausend Worte.
Es tut mir leid.
Ich bin so froh, dass du hier bist.
Ich vermisse dich.
Und so vieles mehr... 

Die ganzen letzten Nächte konnte ich kaum schlafen und jetzt fiel mir ein rießiger Stein vom Herzen, weil auch wenn Kwon und Eomma nicht mehr bei uns waren, hatten wir immernoch uns beide, oder nicht? Eine immer lauter werdende Stimme in mir, machte mich auf Chanyeols Worte aufmerksam. Was er mir alles schlechtes über meinen Vater und Jiho erzählt hatte und ganz ignorieren konnte ich das leider nicht. Chanyeol war noch nie ein Verschwörungtheoretiker oder Lügner gewesen.

Ich brachte etwas Platz zwischen mich und meinen Vater und zwang mich zu einem Lächeln.

"Ich brauch dich in der Firma, ohne dich ist alles noch viel schlimmer geworden...kommst du wieder zurück?", bat er mich und ich ließ es mir kurz durch den Kopf gehen, stimmte dann aber zu, ab Montag wieder anzufangen. Die ganze Zeit konnte ich schließlich nicht zuhause verbringen und den Tag über Serien schauen, irgendwann wurde ich noch krank davon.

"Oh, ich bin gleich wieder zurück.", meinte ich mit meiner Aufmerksamkeit schon wieder ganz woanders, denn gerade hatte ich ein bekanntes Gesicht entdeckt. Ich lief auf Park Yumi zu und wir umarmten uns innig. Wenn es irgendjemand Anwesenden gab, der genauso sehr unter Kwons Verlust leidete wie Appa und ich, dann war es Yumi. Schließlich hatten Kwon und Yumi erst vor drei Monaten geheiratet.

"Hannah, ich muss dir was sagen." Yumi schaute sich um und hielt es dann für besser, mich mit sich auf das Frauenklo zu ziehen. "Da sind viel zu viele Presseleute...wenn die das hören, machen die in ihren Nachrichten ein rießen Drama drauß."

Ich konnte mir garnicht vorstellen, was das für ein rießiges Geheimnis sein sollte, aber nach der Enthüllung  war ich echt geschockt.

"DU BIST SCH-" Sie drückte mir schnell die Hand auf den Mund und hinderte mich am weiterreden.

"Pscht!", zischte Yumi und als ich mich wieder beruhigt hatte, ließ sie mich los.

"Wie lange schon?", fragte ich und in meinem Kopf ratterte es.

Yumi war in der 4. Woche von meinem Bruder schwanger. Ich würde Tante werden.

"Wusste Kwon es?"

Ihre Lippen zitterten stark und sie schüttelte den Kopf und konnte die Tränen nicht mehr zurück halten.

"Weiß es schon jemand außer ich?"

Wieder Kopfschütteln. "Meine ganze Familie wohnt in Daegu, ich hab hier jetzt niemanden mehr, aber ich weiß nicht, ob ich Seoul wirklich verlassen will."

"Ich werde dir helfen, ich bin immer für dich da, egal wie du dich entscheidest." Meine Hand strich beruhigend über ihren Rücken. "Ich kann mich um euch beide kümmern."

"Danke."

Short side story

Es war klar, dass bei dieser rießigen Beerdigung keine einzelne Person wirklich auffiel, solange sie entweder nicht zum engsten Kreis gehörte oder sich im Schatten hielt. Auf diese Person traf beides zu.

Mit Sonnenbrille vor den Augen und unauffälliger Kleidung würde ihn niemand auf anhieb erkennen und auch wenn er wusste, dass seine Anwesenheit ein gewisses Risiko darstellte, konnte er es trotzdem nicht lassen.

Er würde so gerne zu seiner Cousine gehen und sie trösten, aber er konnte nicht. Genauso wenig wie er mit Hannah reden konnte.

Idol °beendet°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt