[77]🥀°Verlust°

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POV. Hannah

Ich blieb ganz alleine zurück und war mir Zeit und Raum völlig unbewusst geworden. Mein Körper lag wie eine leere Hülle auf dem Boden und Tränen verwehrten mir die meiste Sicht vor dem was geschah. Doch dann öffnete sich die Tür und ich sah mehrere Leute auf mich zurennen. Sie trugen alle die gleichen Farben und ich identifizierte sie als Rettungssanitäter. Was taten sie hier? Sie sollten da unten sein, sie mussten meinen Bruder retten, nicht mich...

Es gab eine einzige Person, die allen voraus lief und mit dem schwarzen Anzug total aus der Reihe fiel und je näher er auf mich zukam, erkannte ich meinen Vater.

Ich war so erleichtert, dass er hier war und ich fiel ihm sofort in die Arme. Aber mein Gegenüber stieß mich weg und ich fiel wieder auf den Boden. Ich betrachtete die Schürfwunden und das Blut, das durch den Sturz auf meinen Händen auftauchte, aber ich fühlte nichts dabei.

Appa brüllte irgendwas herum, teilweise zu mir, aber auch zu den Sanitätern, die ihn dann versuchten zu beruhigen.

Alles was ich mitbekam war, dass er mich die ganze Zeit fragte, was passiert ist und wieso ich nichts dagegen getan hätte. Er ließ mich dadurch wirklich glauben, dass alles meine Schuld war.

Doch bevor mein Abeoji mir noch länger irgendwelche Dinge eintrichtern konnte, half einer der 4 Sanitäter mir hoch. Als er aber merkte, dass ich längst nicht auf meinen eigenen Beinen stehen konnte, trug er mich. Währenddessen hielten die anderen drei meinen Vater zurück und versuchten ihn zu beruhigen.

Ich hatte keine Ahnung, wo ich hingebracht wurde und ich klammerte mich an diesen Santitäter und weinte an seinem Hals, auch wenn es ein vollkommen Fremder war. Er trug mich zum Aufzug und wir fuhren in die unterste Etage.

Draußen war es sehr laut. Entweder war ich in dem Moment lärmempfindlich, oder die Leute redeten wirklich lauter auf den Straßen als sonst. Jedenfalls hatte sich eine ganze Menschentraube versammelt und der Santitäter wich ihr so gut wie möglich aus.

Er legte mich auf die Liege im Krankenwagen und nachdem eine zweite Sanitäterin hinten eingestiegen war, schlossen sie die Türen und mein Herz hämmerte dabei immer schneller. Wieso war ich hier? Ich brauchte doch keinen Krankenwagen. 

Die Frau setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand, aber auch wenn es eine gut gemeinte Geste war, schreckte ich zurück und wich mit geweiteten Augen ihrem Blick aus.

"Wir bringen sie nur weg von hier, sie brauchen keine Angst zu haben." Die Frau wirkte ziemlich vertrauenswürdig mit ihrem leichten Lächeln auf den Lippen und meine Panik sank stetig ab, nur mein schneller Herzschlag blieb noch erhalten.

"Möchten sie jemanden anrufen? Sie sollten jetzt wirklich bei jemandem sein, der ihnen sehr nahe steht.", redete sie langsam und ruhig weiter und griff wieder nach meiner Hand, aber diesmal zuckte ich aus einem anderen Grund zurück.

"Ihre Hände sind aufgeschürft!", meinte die Frau an den Mann gewandt und der Mann reinigte und versorgte meine Wunden, während die Frau weiter mit mir sprach.

"Oder sollen wir sie vielleicht gleich zu jemandem bringen? Sie müssen mir nur die Adresse sagen."

Ich hatte die ganze Zeit kein einziges Wort ausgespuckt und das "J" lag mir jetzt schon so sehr auf den Lippen, aber bevor ich Jihos Namen aussprechen konnte, stoppte ich mich selbst davor. Er hatte mich einfach zurück gelassen. Klar habe ich gesagt er soll verschwinden, aber wer hätte das in dem Augenblick auch nicht getan?

Ein Schluchzen stieg meine Kehle hoch und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fing wieder bitterlich das Weinen an. Ich jammerte und schrie, weil alles so weh tat und zum Glück sagte niemand was dazu...nacher werde ich mich auch so für mein Verhalten schämen.

Doch zwischen dem Weinen schaffte ich es gerade noch so, eine Adresse hervorzuquetschen. Danach fühlte sich mein Herz bei dem Gedanken an ihn ein bisschen leichter an. 

Nach einer Weile hielt der Wagen an, ich richtete mich alleine auf und versuchte zu laufen, aber als ich fast zusammengesackt wäre, stützte mich die Sanitäterin bis vor die Haustür.

Ich wusste, dass sie heute alle zuhause waren, aber es war Kai, der mir die Tür öffnete und mich zuerst verwundert ansah, aber dann wortlos an sich drückte und mich in die Wohnung trug.

Er setzte mich auf dem Sofa wieder ab und die beiden Sanitäter gingen mit allen, außer Kai und mir, in die Küche.

Auch wenn ich ihm dankbar war, konnte seine Umarmung mich aber nicht trösten und ich schluchzte immer wieder Chanyeols Namen, bis er dann endlich aus der Küche zurück kam.

Ich glaube, die Sanitäter hatten den anderen in der Küche von den Geschehnissen erzählt, denn Chanyeol hatte Tränen in den Augen.

"Chanyeol.", brachte ich mit rauer und total kaputter Stimme hervor.

Kai ließ mich los und keine zwei Sekunden später waren es Chanyeols Arme, die mich an sich drückten. Es war gut, ihn bei mir zu haben, denn wir teilten den gleichen Schmerz, wir hatten beide ein Familienmitglied verloren. Er einen Cousin und ich einen Bruder.

Idol °beendet°Where stories live. Discover now