[114]🚶‍♂️°Gefängnis°

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POV. Chanyeol

Wir hatten den 27. Dezember und es waren nur noch 5 Tage bis Neujahr.

Bis jetzt hatte ich Gefängnisse immer nur in Filmen gesehen, aber ich hatte niemals erwartet, in Wirklichkeit in einem zu sein - natürlich als Besucher.

Zuerst rechnete ich mit einer Glasscheibe zwischen uns und wir müssten über Telefon miteinander kommunizieren, aber die Realität sah so aus:

Ein Wachtmeister führte mich in einen Raum, der wie eine Kantine aussah und als ich den Raum betrat, erblickte ich sofort meinen Onkel. Er saß, wie viele andere auch, an einem der runden Tische und ich durfte mich ihm gegenüber setzen.

"Wo hast du Hannah gelassen?", fragte er, bevor ich überhaupt die Chance bekam, mich zu begrüßen. War er schon immer so unfreundlich gewesen?

"Sie wollte nicht mit.", sprach ich das Offensichtliche aus, rutschte auf dem Stuhl hin und her und fragte mich, ob ich vielleicht lieber nicht hergekommen wäre. Aber ich verdrängte das unbehagliche Gefühl bis in die letzte Ecke, denn ich war nicht umsonst hier hergekommen. Ich wollte antworten.

"Yoongi ist tot.", brachte ich aus zusammengekniffenen Zähnen hervor und mein Onkel faltete, die Arme auf den Tisch gelegt, seine Hände ineinander - er trug Handschellen.

"Ja, hab davon gehört.", gestand er und schwieg dann. Er wollte nichts weiter dazu sagen?

"Dein Sohn ist auch tot.", fuhr ich fort und achtete ganz genau auf seine Mimik. Ich wollte, wenn auch nur das kleinste schlechte Gewissen in ihm hervorrufen. Irgendwas, was mir zeigte, dass er noch immer mein Onkel war, aber er schaute mir unverändert in die Augen.

"Du hast versucht, Baekhyun und mich auseinander zu bringen, stimmts?"

Yejun seufzte müde. "Was willst du damit erreichen, huh? Ja, ich war an all diesen Dingen nicht ganz unbeteiligt, aber kannst du nicht wenigstens so tun, als würdest du dir hier um mich Sorgen machen?"

Ich lachte bitter auf und schüttelte fassungslos den Kopf, aber startete dann doch einen Versuch. "Also gut, wie lange musst du hier bleiben?"

"7 Jahre."

So kurz?! Ich dachte, mit seinen Verbrechen hätte er mindestens zwanzig Jahre auf den Schultern.

Mein Onkel bemerkte sofort meine Verwunderung und legte, mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen, den Kopf schräg. "Was hast du denn erwartet, Chanyeol? Ich bin der viertreichste Mann im ganzen Land, sie können mich nicht sehr hart bestrafen...andere Personen hingegen..." Er warf mir einen vielsagenden Blick zu, den ich nur allzu gut kannte.

"Was? Sag schon.", drängte ich ihn und er änderte seine Sitzhaltung und beugte sich näher zu mir, so als würde er mir etwas ganz privates erzählen.

"Wenn sie Jiho zu fassen bekommen, sitzt er nicht nur 7 Jahre hier fest." 

Ich schaute ihn verwirrt an, denn ich wusste immernoch nicht, worauf er hinaus wollte.

"Hast du es immernoch nicht begriffen, Chanyeol? Was ich damit sagen will ist, ihr könnt mich so oft ins Gefängnis stecken wie ihr wollt, ich hab da draußen immer meine Leute, die die Arbeit für mich erledigen." Seine Stimme war ganz leise geworden, damit keiner der Wachtmeister ihn hören konnte und automatisch beugte auch ich mich näher zu ihm.

"Ich habe einen Privatdetektiven, der nach Jiho sucht.", fuhr er fort und ich riss geschockt die Augen auf.

"Du willst ihn umbringen?!", zischte ich leise, aber mein Onkel schüttelte den Kopf.

"Ich will, dass er im Gefängnis schmort. Er soll von der Regierung verurteilt werden, so wie ich." 

Ich schaute ihn mit offenem Mund fassungslos an, doch ich bekam schnell wieder meine Zuversicht. Wie konnte man nur so ein Biest sein?

"Du wirst ihn aber niemals finden.", beteuerte ich selbstbewusst und handelte mir ein kurzes Auflachen von Yejun ein.

"Oh doch, ich weiß alles. Er ist zu Verwandten nach Malaysia, aber vor einigen Wochen hat er das Land wieder verlassen. Mein Privatdetektiv vermutet, dass er Asien verlassen hat...gut so, dann wird nicht mal Hannah in der Lage sein, ihn vor mir zu finden."

Meine Augen waren auf den Tisch geheftet, damit ich sein schadenfrohes Grinsen nicht miterleben musste und meinte dann: "Hannah versucht garnicht, ihn zu finden."

Und dann reichte es mir. Ich konnte mir sein schadenfrohes Lachen nicht mehr länger anhören und verließ das Gefängnis. Nicht sicher, was ich da gerade überhaupt erlebt habe.

Idol °beendet°Où les histoires vivent. Découvrez maintenant