Eine Beerdigung mit Erkenntnissen

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Damon's PoV

Mein nerviger, kleiner Bruder. Zum zweiten Mal musste ich ihn nun weg drücken. Das konnte nur bedeuten, dass Elijah schon gepetzt hatte. Melissa begann gierig ihre Pommes zu essen. Um sie zu ärgern klaute ich ihr eine. „Hey!“, schimpfte sie gespielt. „Die Pommes hier sind aber auch zu verlockend. Hör mal, ich hab gehört du musst nachher zur Klinik. Soll ich dich mitnehmen?“ Sie sah mich an und sagte: „Ja klar, wenn du eh dahin musst.“ Ich bestand darauf ihr Essen und ihre Getränke bezahlen. Wir verließen den Grill und gingen auf meinen Oldtimer zu. Melissa pfiff durch die Zähne. „Ein bisschen sehr protzig, meinst du nicht?“ „Nein, ganz und gar nicht.“ Ich liebte meinAuto. Ich hatte ihn Original gehalten, bis auf ein zeitgemäßes Radio und ein paar gute Lautsprecher. Aus dem Radio schallte Queen, mit Crazy little Thing called love. Melissa war eine tolle Beifahrerin und ich bedauerte, dass die Fahrt nicht länger dauerte. Sie beschwerte sich nicht, dass ich zu schnell fuhr, versuchte keine mir keine unnötigen Gespräche auf zu zwingen, jedoch begann sie zwei mal mit zu singen, hörte jedoch sofort eingeschüchtert wieder auf. Als wir an der Klinik ankamen, wollte sie schon aussteigen, doch ich herrschte sie an: „Stop!“ Sie zuckte zurück. Ich war ein Gentleman, ich konnte es einfach nicht leiden, wenn Männer Frauen die Türen nicht offen hielten oder ähnliches. Ich öffnete ihr die Türe und sagte: „Es tut mir Leid. Aber ich habe meine Prinzipien und das öffnen von Türen für Frauen, gehört für mich dazu. Andernfalls reagiere ich empfindlich.“ Sie nickte. Vorsichtig streckte ich ihr meine Hand hin, die sie nahm, nur um sie direkt wieder los zu lassen. Melissa legten den Kopf in ihre Hände. Ich gab ihr einen Moment, dann verließ sie das Auto und wir betraten die Klinik. Nach einem kurzen Marsch traten wir in Meredith' Büro. „Oh, Damon, haben Sie Miss Becker her begleitet?“ Ihrem misstrauischen Blick zu urteilen hatten sich die neuen Nachrichten wie in Lauffeuer auch bereits bis zu ihr verbreitet. Rücksichtsvoll zog ich mich in eine Ecke des Büros zurück. Auf dem Tisch lag ein kleines Bündel unter einem Tuch. „Also Miss Becker. Mein Name ist Dr. Fell und ich bin für die Obduktion ihres Katers zuständig. Ihr Kater wurde in der Tat von einem wilden Tier angefallen, vermutlich ein Hund oder Wolf. Es tut mir sehr Leid.“ Melissa zitterte und schlang die Arme um sich. „Wollen Sie, dass wir ihn hier entfernen oder ihn mitnehmen?“ Äußerte taktvoll Meredith. Ich warf ihr einen bedeutenden, missmutigen Blick zu. „Mitnehmen.“, murmelte Melissa und schluchzte. Meredith nahm einen Karton und legte das Bündel herein. Nun hielt sie Melissa den Karton hin. Sie konnte ihn nicht nehmen! Schnell trat ich vor und nahm den Karton an mich. Sie weinte stumm und drehte sich postwendend zur Türe herum. Leise folgte ich ihr aus der Klinik. Bei meinem Auto, öffnete ich die Beifahrertüre und platzierte den Karton auf der Rückbank. Stumme Tränen rannen Melissa übers Gesicht. Vor einem Beerdigungsinstitut hielt ich an und sprang aus den Auto. Kurze Zeit später kam ich zurück. Ich hatte einen kleinen Sarg erstanden, nichts großes. Ich wollte nur nicht, dass wir den Kater in einem Pappkarton beerdigten. Melissa fragte nicht, woher ich wusste, wo sie wohnte. Bestimmt ging ich zu einer Eiche hinter ihrem Haus, dort legte ich den Karton ab, ebenso wie den kleinen Holzsarg. Vorsichtig bettete ich den kleinen Katzenkörper um. Im Schuppen sah ich nach einer Schaufel, doch fand ich keine. Mit einem kurzen Blick auf Melissa lief ich zu meinem Auto zurück, um die Schaufel auf dem Kofferraum zu holen. Mein Handy vibrierte. Ich lehnte den Anruf ab und schaltete das Handy aus. Auf einer Beerdigung sollten keine Handys klingeln. Auf dem Weg zurück sah ich sie, wie sie weinend und sich schüttelnd vor dem Sarg kniete. Stumm begann ich ein tiefes Loch auszuheben. Als das Loch tief genug war, ließ ich den Sarg behutsam hinab. Melissa stand schwankend auf und nahm die Schaufel. Während sie eine kleine Menge Erde auf den Sarg fallen ließ murmelte sie: „Du warst der letzte meiner Familie, den ich beerdigen muss. Ich liebe dich, die Zeit mir dir war wunderbar. Mein treuer Freund.“ Sie dachte sicher, dass ich sie nicht verstehen würde und doch verstand ich jedes Wort. Ich hatte nicht viel für Tiere übrig, jedoch konnte ich sie verstehen. Damals, bei der Armee gab es Shadow. Shadow war mein schwarzer Hengst gewesen. Er war immer für mich da, hörte mir zu und spendete Trost, wenn ich mal wieder verprügelt wurde oder einsam war. Es kam durchaus vor, da ich einer reichen Familie entstammte und es bekannt war, dass man sich dann nie anstrengen brauchte, irrtümlicher Weise. Um dem Kater die letzte Ehre zu erweisen ließ auch ich eine kleine Menge Erde auf seinen Sarg fallen, um dann kurz inne zu halten. Schnell schaufelte ich das Grab wieder zu. Mich hinkniend nahm ich mein Taschenmesser aus der Hosentasche. „Name und Geburtsdatum?“ Sie gab mir diese Infos, welche ich in den Stamm der Eiche schnitzte. Kurze Zeit später gingen wir in die Küche, sie weinte immer noch bitterlich und bekam einen Schüttelkrampf, als sie das Blut sah, welches noch auf dem Boden war.

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